Donnerstag, 10. Oktober 2013

Die Geschichte von Herrn Gatsby und Oberpollinger

Wenn man in München ist und immer Wohnungen guckt (aber niemals mehr als eine Wohnung am Tag. Das wäre ja anstrengend. Und unmöglich, weil immer noch so wenige Wohnungen inseriert werden, da ist man froh um jeden Termin, auch wenn man an drei Tagen hintereinander nach München fahren muss ...), dann kann es auch vorkommen, dass man sich nach einem Wohnungsbesichtigungstermin (beste Wohnung bisher. Günstig. Tolle Lage. Netter Makler. Ich möchte bitte, dass das klappt. Danke) plötzlich im Kaufhaus Oberpollinger wiederfindet. Zur Erklärung: Oberpollinger ist wie das Alsterhaus oder das KaDeWe. Lustigerweise gehören alle drei Häuser zu Karstadt. Karstadt Premium, um genau zu sein. Ein lustiger Exkurs in mein BWL-Studium, da hatten wir das mal durchgesprochen. Handels- und Dienstleistungsmarketing. Schöne Zeit, schöne Zeit. Zurück zum eigentlichen Thema. Ein Einkauf mit Herrn Gatsby, welcher eine Winterjacke und einen Pullover käuflich erwerben wollte. Ich als H&M-Kind gehe in einem solchen Fall zu ... H&M! Oder gucke bei Kleiderkreisel (oder kaufe mir aus Versehen ein Jeanshemd bei Pimkie. Es war ein Versehen!). Herr Gatsby nicht. Herr Gatsby geht direkt zu Oberpollinger. Premium. Wir erinnern uns. Ich war dort noch nie, ich kenn den Laden nur von außen, weil ich mich niemals reintrauen würde. Mit meinen H&M-Klamotten. Naja. Schockierenderweise wurde ich nicht gleich wieder vor die Türe gesetzt, sondern durfte mit in den dritte Stock. Herrenbekleidung. Herr Gatsby wurde bei Lagerfeld und Boss Orange fündig (Kurzmantel und Pullover. Beides dunkelblau. Beides sehr schick. Beides sehr teuer). Im Folgenden möchte ich von drei amüsanten Begegnungen mit Verkäuferinnen berichten, damit sich noch andere Menschen an skurillen Begegnungen in Premiumkaufhäusern erfreuen können. 

Situation 1 -  Der Gang durch die Abteilung. Herumgeschlendere. In der Boss-Ecke bleibt man kurz bei den Mänteln stehen und guckt sich Mäntel an. Auftritt der übermotivierten Verkäuferin (die gar nicht so schlimm war, wie sich das jetzt anhört, aber ich dachte mir schon, dass da auch gleich jemand kommt und uns anspricht. In letzter Zeit habe ich eh eine Verkäufer-Anzieh-Phase. Sehr schlimm in Läden, wo man nur rumsteht und wartet, bis Herr Gatsby fertig ist. Bei O2 musste ich dreimal sagen, dass ich wirklich-wirklich-wirklich nicht auf einen Verkäufer warte). "Ah, der junge Herr von gestern!".
Aha?
Der junge Herr Gatsby war also schon gestern bei Oberpollinger? Interessant. So schnell wird ein Doppelleben aufgedeckt. Leider erkannte die Verkäuferin aber selbst ihren Fehler, nachdem Herr Gatsby auch etwas verwirrt guckte. Anscheinend treiben sich einfach öfter große, blonde, schlanke Männer in der Boss-Mantel-Ecke herum. Außergewöhnlich. Die Verkäuferin lachte noch einmal und ging ihres Weges.

Situation 2 - An der Kasse. Ein normaler Kaufvorgang. Ware wird gescannt, Preis genannt, Ware zusammengelegt (OMG, sie hat den Pullover schöner zusammengelegt als ich das nach der Wäsche mache ...) und in die Tasche gepackt. HALT! Erstens handelte es sich um eine überdimensionierte Papiertasche, was aber sogar noch nachvollziehbar ist, denn so ein Kurzmantel ist ja doch etwas größer und passt nicht unbedingt in eine Standardeinkaufstasche. Zweitens musste erst einmal die passende Papiertasche gefunden werden. Denn das erste Exemplar hatte einen undefinierbaren Fleck, der ein wenig an ausgelaufenen Flüssigkleber erinnerte. Was prinzipiell eher so gar kein Problem ist, aber die Verkäuferin hat die Tasche sofort weggeschmissen und sich die nächste Papiertasche gegriffen. Welche total verstaubt war. Also kam die dritte Tasche zum Einsatz, welche nur einen leichten Fleck hatte. Ich musste zu dem Zeitpunkt schon an mich halten, weil ich nicht verstanden habe, was an dem Fleck der ersten Tasche so schlimm war. Hallo? Ich kauf in dem Laden ja nicht wegen der Tasche ein. Also. Ich kauf da gar nicht ein. Aber natürlich ist aus Marketingsicht die Tasche ein Werbeträger und deswegen muss die Tasche schon ordentlich aussehen, wo kämen wir denn sonst hin? 

Situation 3 - In der Parfümerieabteilung. Ich mag den Eingangsbereich von großen Kaufhäusern ja eh nicht, weil dort immer die Make-up-Menschen rumstehen und ich mich ganz furchtbar fühle, weil ich überall Pickel habe und mein Make-up voll schlecht ist und überhaupt und so. Herr Gatsby wollte aber noch einen Zwischenstopp bei der Tom-Ford-Ecke machen und deswegen machten wir einen Stopp bei der Tom-Ford-Ecke. Welche unbeaufsichtigt war! OMG! Weswegen Herr Gatsby fröhlich Parfüm auf einen Papierstreifen sprühen konnte. Ist es nicht schön, wenn man Menschen mit so Kleinigkeiten erfreuen kann? Ich umrundete die Ecke (höhö), sah mir Make-up-Pinsel von Tom Ford an und als ich wieder bei Herrn Gatsby angekommen war, stand dort auch schon eine Verkäuferin bereit. Ich hatte sie schon vermisst. Die Verkäuferin pries sofort die vier neuen Düfte von Tom Ford an, welche erst gestern erschienen sind (und deswegen gab es noch keinen eigenen Präsentieraufsteller!). Aha. Interessant. Und dann, dann tat Herr Gatsby etwas, was man nicht machen sollte. Er stellte eine Frage. 
Denn gestern hatte er gesehen, dass es von Tom Ford auch eine Männerpflegereihe gibt, welche aber ganz neu und exklusiv ist. Und jetzt wollte er wissen, wann die neue, exklusive Männerpflegereihe denn live und in Farbe erhältlich ist.
Das war ihr Stichwort.
Zitat: "Erst gestern wurde mir die neue Männerpflegereihe vorgestellt. SENSATIONELL! Da dürfen Sie sich wirklich darauf freuen!"
Leider musste ich nach diesem Satz kurz zehn Meter in die andere Richtung laufen, weil ich ansonsten vor Lachen umgefallen wäre. Nachdem ich mich wieder emotionell erholt hatte, konnte ich Herrn Gatsby aus dem Kinderparadies der Tom-Ford-Ecke abholen und mir wurde mitgeteilt, was ich verpasst hatte. Nämlich, dass ab Dezember die Männerpflegereihe exklusiv im KaDeWe angeboten wird und danach im Frühjahr auch Oberpollinger nachziehen wird. Toll. Dann weiß ich ja, wohin mich Herr Gatsby im Frühjahr mitnehmen wird. Und ich freue mich auch schon auf die weiteren skurillen Beobachtungen, die ich  dort machen werde. Denn das war der Ausflug auf jeden Fall. Skurill. Surreal. Ich geh erstmal wieder zu H&M.

3 Kommentare:

Herr Zzz. hat gesagt…

"Zur Erklärung: Oberpollinger ist wie das Alsterhaus oder das KaDeWe." Das erklärt jawohl mal überhaupt nichts. :p

Marina hat gesagt…

Nur weil du die hippen Premium-Kaufhäuser nicht kennst. :p

Herr Zzz. hat gesagt…

Ich glaube, das ist nicht zwingend was Schlechtes. ;)