Mittwoch, 25. Februar 2015

Cornelia erlebt Oberammergau von Elisabeth Dreisbach.

Mein Bruder ist ein netter Mensch, mein Bruder schenkt mir Bücher. Obwohl es sich hierbei nicht wirklich um ein Geschenk handelt, er hat das Buch in einer Flohmarktkiste unserer Mutter gefunden und es mir beim letzten Pizza-Date (das ist schon so lange her, ich will mal wieder ein Pizza-Date haben) mitgebracht. Und aus reiner Neugierde musste ich das Buch nun lesen.

Eigentlich würde ich jetzt gerne den Klappentext zitieren, aber der ist so lang und erzählt eigentlich die komplette Handlung, das wäre eher schade, denn ich habe doch vor, eine wunderschöne Nacherzählung zu schreiben. Deswegen nur kurze Metadaten zum Buch - erschienen ist "Cornelia erlebt Oberammergau" zum ersten Mal 1952, meine Ausgabe ist von 1966, der Verlag heißt Christlichen Verlagshaus in Stuttgart und Elisabeth Dreisbach ist insbesondere für ihre christlichen Kinder- und Jugendbücher bekannt, darunter finden sich so wunderschöne Titel wie "Des Erbguts Hüterin", "Vom häßlichen Jettchen, das doch eine Schönheit war und andere Erzählungen" und "Annegret kommt in die Fremde". 


Cornelia ist 17 Jahre alt, hat vier jüngere Brüder und eine Mutter, die in einer Zeitschriftenredaktion Artikel zu Frauenfragen schreibt. Der Vater ist im 2. Weltkrieg gestorben, deswegen besorgt Cornelia neben der Schule (sie macht Abitur) den Haushalt. Am schönsten finde ich es, dass die ganze Familie immer mittags zusammenkommt, um daheim zu essen. Das waren noch Zeiten! 
Da Cornelia die Rolle der Hausfrau übernommen hat, die Mutter arbeitet und Herbert, der älteste Sohn eine Lehre macht, ist für die Familie recht gut gesorgt, doch der Tod des geliebten Vaters schmerzt schon sehr. Schließlich war die Ehe der Eltern eine so glückliche:

Heute, wo Cornelia bereits den Kinderschuhen entwachsen war, glaubte sie zu wissen, wo das Geheimnis dieses vorbildlichen Lebens zu suchen sei. Die Eltern waren beide gläubige Christen. Sie nannten sich nicht nur so, sondern bemühten sich auch, ihren Kindern wahres Christentum vorzuleben. Ihr Christentum war die Ursache der Harmonie, die ihr Haus erfüllte.

Leitmotiv, ick hör dir trapsen!

Nun stehen die großen Ferien vor der Tür und Cornelia und ihre Freundinnen reden über ihre Ferienpläne. Susanne fährt nach England, Ulrike in die Schweiz und Brigitte und Cornelia fahren zusammen in den Schwarzwald. Herrlich. Cornelia freut sich sehr über diese Möglichkeit, schließlich arbeitet sie daheim sehr viel und möchte sich auch einmal erholen können. Damit die Familie während ihrer Abwesenheit nicht verhungert, verdreckt und gar mit Löchern in den Socken herumlaufen muss (Mal ehrlich, wurden früher wirklich ständig Socken gestopft? In diesem Buch werden ständig Socken gestopft. Warum sind die Socken überhaupt immer kaputt gegangen?), hat eine Verwandte versprochen, drei Wochen Cornelias Stelle einzunehmen. 

Doch dann, oh weh! Der Peter, das jüngste Kind, wird krank. Masern! Impfungen gab es damals noch nicht. Und ein weiterer Schicksalsschlag! Der Mann der Verwandten hat sich das Bein gebrochen und erwartet deswegen, dass seine Frau ihn jeden Tag im Krankenhaus besucht, da kann die Verwandte nicht plötzlich auf eine andere Familie aufpassen. Nein-nein. Die Mutter bekommt auch keinen Urlaub, denn den Urlaub braucht sie für ihre Herzkur im Herbst. Es ist alles gar furchtbar, Cornelia muss auf ihren Schwarzwald-Urlaub verzichten. Sie versucht den Schmerz zu verstecken, doch es geht nicht, sie wird missmutig und sauer und zornig und fühlt sich als Arbeitspferd der Familie. Eine Ungerechtigkeit ist das! Und dann bekommt sie auch noch Briefe ihrer Freundinnen, die ihr von ihren tollen Auslandsaufenthalten berichten und mit folgenden Schlussworten schließen:

Leb wohl, meine Allerbeste, schreibe bald wieder, auch wenn Du mir nur von Wäschewaschen und Suppenkochen berichten kannst.

Die bockige, zickige Cornelia, die keine rechte Freude mehr an ihrem Sklavendasein hat, wird kurzerhand für einen Abend zur Patentante geschickt, die ist nämlich Oberin in einem Krankenhaus, die wird Cornelia schon wieder zurechtstutzen. Die Patentante Gabriele erzählt von ihrer Jugend und ihrer einzigen, großen Liebe und wie sie die Verlobung mit Doktor Kernkraft (!!!) lösen musste, weil der als Missionsarzt nach Holländisch-Indien gehen wollte, aber Gabriele wollte ihren schwerkranken Vater nicht alleine lassen. Alles sehr traurig und Cornelia ist dankbar für so viel Ehrlichkeit und fügt sich ihrem Schicksal. Doch die Situation Zuhause wird schlimmer, Peter ist weiterhin krank, Cornelia stopft weiterhin Socken und eines Abends kommt es zum Streit unter den Geschwistern, woraufhin Cornelia zu ihrer Mutter meint:

"Es hat ja keinen Sinn, dass wir miteinander reden. Es bleibt ja doch alles beim alten. Die Jungen sind frech und widerspenstig. Ich muss den ganzen Tag über kochen, waschen, flicken, putzen. Die Ferien gehen vorüber, die Schule beginnt wieder und alles geht im alten Trott weiter. Und ich habe einfach mehr als genug. Ich will nicht länger zu Schule gehen, ich mag nicht immer nur Putzfrau spielen. Ich bin den Buben auch nicht gewachsen. Du als Mutter gehörst eben ins Haus. Denke nicht, dass ich pflichtvergessen sei und dich im Stich lassen wolle - ich bin tatsächlich bereit, in die Fabrik zu gehen. Es ist mir einerlei, was meine Schulkameradinnen dazu sagen; aber ich will endlich auch mal einen Feierabend haben und einen freien Samstagnachmittag und einen Sonntag."

Die Mutter ist ganz verzweifelt und schenkt der Cornelia erst einmal eine Freikarte fürs Kino. Dort sieht sie einen Gebirgsfilm an.

Ein wundervoller Farbfilm wickelte sich vor ihren Augen ab. Das Thema war gut gewählt.

Vor dem Kino trifft sie einen Jungen, der bereits vor drei Jahren die Schule abgeschlossen hat und sie in ein Gespräch verwickelt. Unsere Cornelia ist natürlich anständig und versucht diesen Annäherungsversuch höflich, aber bestimmt abzuwehren. Daheim angekommen, erzählt sie ihrer Mutter und dem Bruder Herbert von ihrem Kinobesuch und dem jungen Mann, dem Harry Periot.

"Was - der?" Herberts Frage drückte unverhohlen Ablehnung aus. "Mit solch einem Kavalier legst du keine Ehre ein."

Ehre einlegen. Was für ein famoser Begriff. Den sollte man viel öfter benutzen. Auf jeden Fall ist Cornelia in ihrer Ehre verletzt, schließlich hat sich nichts ehrenrühriges getan. Am nächsten Tag bekommt Cornelia durch einen Boten einen Strauß Rosen überreicht. Mit einer Karte drin. Vom Harry Periot. Der sie am Wochenende zu einem Ausflug in den Schwarzwald einlädt. Oh, diese schönen Rosen! Oh, aber sie darf die Rosen gar nicht schön finden, schließlich ist der Harry Periot ein Schuft! Dieser innere Zwiespalt bringt Cornelia dazu ihre Mutter zu belügen, als diese fragt, von wem sie die Rosen bekommen hat. Cornelia behauptet nämlich, auf der Karte stand kein Absender. Huch! Wie dreist! 
In der Zwischenzeit erhält Cornelia einen Brief von ihrer Freundin Susanne aus London, die schreibt, dass London ganz schön groß ist. Cornelias Mutter unternimmt einen neuen Versuch, ihre Tochter aufzumuntern und organisiert für ihre Tochter eine Fahrt an den Bodensee. Da ist Cornelia ziemlich aufgeregt!

"Oh Mutti, das ist lieb von dir! Ich freue mich sehr. Was soll ich denn anziehen?"
"Ich denke, dein blaugeblümtes Dirndlkleid. Dann brauchst du dich nicht so sehr in acht zu nehmen und kannst dich ungezwungen bewegen."

Ein ausgefuchster Plan reift in Cornelias Kopf. Sie lässt einfach ihre Mutter im Glauben, dass sie am Wochenende an den Bodensee fährt und fährt stattdessen mit dem Harry Peroit in den Schwarzwald! Hehe.

Nicht im entferntesten ahnte Cornelia, dass sie in diesem Augenblick alles andere als frei war. In ihrem Inneren hatte ein anderer, vor dem sie zu Tode erschrocken wäre, hätte sie ihn sehen können, ein feines, unsichtbares, aber verderbliches Netz zu spinnen begonnen. Mit Unzufriedenheit fing es an, Bitterkeit und Groll kamen hinzu und nun gar noch Lüge und Unaufrichtigkeit.

Das Böse siegt, Cornelia steht am Morgen bereit, um zusammen mit Harry Peroit in den Schwarzwald zu fahren. Dort soll die liebe Brigitte überrascht werden, die dort ihre Ferien bei ihren Großeltern verbringt. Die freut sich auch sehr über den Besuch, doch den Harry Peroit findet sie nicht so gut. Der hingegen findet den Wein vom Großvater sehr gut. Und will nicht so recht nach Hause fahren, obwohl doch Cornelia pünktlich am Bahnhof sein muss, damit niemand Verdacht schöpft, dass sie gar nicht am Bodensee war. Auf der Rückfahrt macht sich der Schuft an Cornelia ran, was Cornelia gar nicht so gut findet, glücklicherweise werden durch ihre Gebete Anhalter angelockt, ein Ehepaar aus Stuttgart, die Frau hat sich am Bein verletzt und kann nicht mehr laufen und Cornelia bietet dem Ehepaar an, dass man sie mitnehmen kann, schließlich seien sie gerade auch auf dem Heimweg nach Stuttgart und so hat sie Beschützer im Auto und der Harry Peroit lässt die Finger von ihr. 

Doch an dieser Stelle möchte ich für heute schließen, schließlich befinden wir uns nun genau in der Mitte des Buches. Und ja - bisher ist Oberammergau noch kein einziges Mal erwähnt worden. Ob es wohl noch eine Rolle spielt? Wie wird Cornelias Mutter reagieren, wenn sie von der Lüge ihrer Tochter erfährt? 
Das alles und noch viel mehr gibt es morgen, wenn es wieder heißt:
"Cornelia erlebt Oberammergau" (oder irgendeinen anderen Ferienort ...)

3 Kommentare:

Stina hat gesagt…

Du kannst doch nicht an der spannendsten Stelle aufhören! Dieser Schuft! Und werden sie heil zu Hause ankommen? Oh, und das Donnerwetter, das Cornelia da erwartet! *kinn auf hände stütz*

Marina hat gesagt…

Ich kann dir schon mal verraten, dass es morgen noch aufregender wird.
Nicht.

Anonym hat gesagt…

Also noch ein Versuch:

Ihr Glaube und die Gutheit des Christentums werden sie schon vor größerem Ärger mit der Mutter bewahren! Wetten? ;-)

*michnebenstinasetz* *popcrnraushol*