Samstag, 17. Mai 2014

"Andre heben andre Frauen aus den parfümierten Sänften"

Ich war so stolz auf meine tausend Briefumschläge, die ich kuvertiert hatte. Und ich war auch stolz, als nur noch knapp hundert Briefumschläge ohne Adressetikett übrig waren, weil ich die restlichen Briefumschläge innerhalb von eineinhalb Stunden schon beklebt hatte. Ich war den Tränen nahe, als die Kollegin reinkam und meinte, ich könne aufhören und die Briefumschläge wegschmeißen, weil die Veranstaltung, für die sich die Einladungen in den Briefumschlägen befanden, abgesagt wurde.
Ich musste aber auch ein bisschen irre kichern.
Zur Beruhigung klebte ich Zeitungsartikel auf Papier. Denn Klebergeruch mag ich sehr gerne. 
Emilia Galotti kommt in ihrem Theaterstück nur in sechs Szenen vor und ich habe festgestellt, dass ich Arthur Schnitzler schon sehr mag. Gerade lese ich für NDL Anatol und schon die Einleitung gefällt mir sehr:

Eine Laube statt der Bühne,
Sommersonne statt der Lampen,
Also spielen wir Theater,
Spielen unsre eignen Stücke,
Frühgereift und zart und traurig,
Die Komödie unsrer Seele,
Unsres Fühlens Heut und Gestern,
Böser Dinge hübsche Formel,
Glatte Worte, bunte Bilder,
Halbes, heimliches Empfinden,
Agonien, Episoden ...
Manche hören zu, nicht alle...
Manche träumen, manche lachen,
Manche essen Eis ... und manche
Sprechen sehr galante Dinge ...
... Nelken wiegensich im Winde,
Hochgestielte, weiße Nelken,
Wie ein Schwarm von weißen Faltern ...
Und ein Bologneserhündchen
Bellt verwundert einen Pfau an ...

2 Kommentare:

Vianne hat gesagt…

Schnitzler ist großartig. :nick:

körsbär hat gesagt…

Mein Lieblings-Hausarbeiten-drüber-schreib-Autor. :herzchen:

Und dass er mich dazu gebracht hat, Wien zu besuchen und mich in diese Stadt zu verlieben, rechne ich ihm auch sehr hoch an ;).