Freitag, 7. November 2014

The Diviners - Aller Anfang ist böse von Libba Bray.


Erschienen bei dtv
(Vielen lieben Dank für das Leseexemplar!)

New York, 1926: Wegen eines kleinen "Zwischenfalls" wurde Evie O'Neill aus ihrer langweiligen Kleinstadt ins aufregende New York verbannt. Dort genießt sie das wilde Partyleben, bis ein grausamer Ritualmord die Stadt erschüttert. Und dann ein zweiter und ein dritter ...
Die Polizei tappt im Dunkeln - der Mörder scheint übernatürliche Kräfte zu haben. Doch die hat Evie auch ...


(Ob es wohl auch Klappentexte gibt, die nicht mit drei Punkten enden?)
Dieses Buch hat meine Neugierde durch sein Cover geweckt. The Great Gatsby! Da hat sich wohl jemand inspirieren lassen. Abgesehen davon spielt das Buch in den 20ern und wenn ich es nicht gerade mal wieder vergesse, finde ich die 20er irgendwie ganz interessant. The Golden Twenties! Oder The Roaring Twenties. Man ist da ja flexibel. Das Ganze mit ein bisschen Mystery gemischt - eigentlich klang das doch sehr nett. Außerdem habe ich mich durch die Autorenbibliografie daran erinnert, dass ich schon einmal ein Buch von Libba Bray gelesen habe. Und zwar Gemmas Visionen. Das war 2007, ich fand es eigentlich ganz nett, aber dann hab ich die Fortsetzung irgendwie aus den Augen verloren. Passiert. Jetzt also ein neues Buch von der Autorin. Und ich gehe stark davon aus, dass The Diviners eine mehrteilige Buchreihe wird. Eigentlich springt das aus jeder zweiten Seite heraus, aber dazu mehr.
Um was geht es?
Evangeline (hier sprang mein Herz kurz begeistert hoch, weil ich vor lange Zeit einmal in einem Harry-Potter-RPG eine Figur mit diesem Namen geschrieben habe) wird also von Ohio nach New York verbannt - bin ich die Einzige, die New York nicht gerade für die sinnvollste Stadt hält, wenn es darum geht, das kleine Töchterlein zurück auf den Pfad der Tugend zu bringen? 
Nun gut. Verbannung nach New York. Ihr Onkel (der die ganze Zeit "Onkelchen" genannt wird. Nicht nur der Onkel regt sich darüber auf. Auch ich) William Fitzgerald, der ein Museum für Amerikanisches Volkstum, Aberglauben und Okkultes besitzt, nimmt sie bei sich und seinem Assistenten Jericho auf. In diesen Assistenten ist Mabel, die Brieffreundin von Evie verliebt, die im selben Haus wie Onkelchen, Jericho und Evie lebt. Als Evie in New York ankommt, trifft sie den Taschendieb Sam Lloyd, der ihr 20 Dollar stiehlt. Evie schließt Bekanntschaft mit Henry und Theta, die auch im selben Haus leben und gemeinsam als Klavierspieler und Tänzerin auf der Bühne stehen. Theta lernt bei einer Razzia in einer Flüsterkneipe den Laufburschen und Dichter Memphis kennen, der zusammen mit seinem Bruder Isaiah bei ihrer Tante lebt. In New York kommt es zu seltsamen Ritualmorden, bei deren Aufklärung die Polizei William Fitzgerald um Mithilfe bittet. Evie, Jericho und Sam helfen ihm dabei und dabei wird Evies Gabe, Geheimnisse aus Gegenständen herauszulesen, immer wichtiger.

Verwirrt? 

Ich habe hier versucht, meinen größten Kritikpunkt am Buch etwas nachzustellen. Man wird mit Informationen zugeschüttet, folgt fünf oder sechs verschiedenen Leuten bei ihren Erlebnissen, weswegen es ständig zu Head-Hopping kommt, sodass ich als Leser dauerverwirrt war, wo und bei wem ich denn jetzt gerade bin. Es ist ja schön, dass die Autorin ihre kommende Buchreihe vorbereiten will, aber muss man ernsthaft sechs Diviners (ich denke, dass es sechs sind, bei einer Person bin ich mir nicht sicher) - als Personen, die irgendetwas Besonders können - gleichzeitig einführen? Hätte man sich nicht auch einfach erst auf Evie konzentrieren können? Dann wäre das Buch sehr viel fokussierter, weniger abschweifend und dadurch auch sehr viel dünner. Das Buch hat 700 Seiten. Für das Einstiegswerk einer Reihe ist das ganz schön viel. 
Hinzu kommt leider, dass ich das Buch sprachlich nicht besonders gut fand. Ein lockerer Umgangston mag ja ganz nett sein, aber teilweise ist die Ausdrucksweise schon arg platt. Außerdem habe ich einen Fehler gefunden (Seite 229 - "Ich werde nicht länger dulden, dass zu jeder Tages- und Nachtzeit betrunken nach Hause kommst."). Daran erfreue ich mich aber nur, weil ich mich seit dem Lektoratskurs über jeden gefundenen Fehler freue (auch bei mir selber. Um hier nicht so elitär zu wirken. Ich les meine Blogbeiträge eher selten nochmal Korrektur). 
Das unbekannte Böse war ganz okay, ich habe mich auch ein bisschen gefürchtet, was aber wohl eher daran lag, dass ich vor kurzen den Hannibal-Film "Der Rote Drache" gesehen habe, der eine ähnliche Geschichte erzählt, weswegen ich bei der Lektüre des Buches immer an dieses Bild von William Blake denken musste.

Insgesamt muss ich also leider sagen, dass ich von The Diviners enttäuscht bin. Durch diese geballte Ladung an Informationen und Personenwechsel und die sich daraus ergebende gewaltig anmutende Dicke des Buches haben mich nach circa 200 Seiten so abgeschreckt, dass ich zwei Wochen lang nicht weitergelesen habe. Vielleicht bin ich auch wieder einmal zu kritisch. Vielleicht fehlt mir die richtige Begeisterung für Mystery. Eigentlich versuche ich immer heimlich, die mystischen Elemente irgendwie zu erklären, weil ich zu viel Mystik nicht mag.
Schade also. Aber auch nicht schlimm, dann muss ich jetzt nicht fingernägelkauend auf den nächsten Band warten. Fingernägel kann ich auch einfach so kauen.

3 Kommentare:

Koffer hat gesagt…

Lies doch einfach lieber mal "Der rote Drache" oder auch "Das Schweigen der Lämmer", das sind ganz passable Bücher! :D

Marina hat gesagt…

Ich habe die Vermutung, dass ich mich da sehr gruseln und ekeln werde. Deswegen les ich die Bücher wohl eher nicht.

lex hat gesagt…

Nach dieser wundervoll begründeten Rezi werde ich dieses Buch nun endgültig von der Wunschliste streichen! Danke für deine Worte. :-)
LG dagelassen