Sonntag, 19. April 2020

Vier Bücher für ... das Gemüt.

Ich habe sehr lange nach einem Wort gesucht, welches die vier Bücher aus diesem Beitrag am besten zusammenfassen kann. Irgendwie hat sich nichts richtig angefühlt. Einfach "Sachbücher" schreiben, war mir zu einfach. "Ratgeber"? Klingt nach "10 Tipps, wie Sie ein Bücherregal aufbauen, ohne sich mit dem Hammer auf den Daumen zu hauen". Irgendwas mit Psychologie? Achtsamkeit? Lebenshilfe? "Für den Kopf" hatte ich bereits schon mal. Nicht mal die offiziellen Warengruppen konnten mir weiterhelfen, weil die Bücher in ganz unterschiedlichen Gruppen gelistet sind.

Und doch passen für mich die Bücher sehr gut zusammen, weil sie von persönlichen Erfahrungen mit (psychischen) Krankheiten erzählen und jedes einzelne davon unterstrichen hat, was man eigentlich weiß, aber doch nicht oft genug hören kann: "Stress ist nie gut." Deswegen: Mehr einatmen, mehr ausatmen. Und wenn das mal wieder leichter gesagt, als getan ist, dann schnappt euch eines dieser Bücher für euer Gemüt und den Kopf und überhaupt. Und falls wer ein besseres Wort für die Zusammenfassung, weiß, immer her damit!


"We are proud to be Sensibelchen" herausgegeben von Maria Anna Schwarzberg.
Bevor Maria Anna Schwarzberg ihr Buch "Proud to be Sensibelchen" veröffentlichte, hat sie mit "We are proud to be Sensibelchen" eine Sammlung von Texten herausgegeben, in denen elf Autor*innen (darunter Anika Landsteiner, Bianca Jankovska, Joana Heinen und Melina Royer) über Sensibilität erzählen. Abgesehen davon, dass man merkt, wie viel Arbeit und Liebe in der Erstellung dieses Buches stecken, gefällt mir hier besonders, dass man elf ganz unterschiedliche Stimmen zu Wort kommen lässt, um darüber zu sprechen, wie es ist, als sensibler oder introvertierter Mensch durchs Leben zu laufen. Und jeder Text zeigt, dass egal, wie verrückt und absurd das eigene Gedankenkarussell manchmal ist, man ist damit nie allein.
Originalausgabe - Erschienen im Mimosa Verlag - 2018

"Für mich soll es Neurosen regnen" von Peter Wittkamp.
Obacht, wer bei ernsten Themen nicht schmunzeln kann, der sollte lieber die Finger von diesem Buch lassen. Humor in Büchern ist ja immer so eine Sache, aber hier musste ich bei der Lektüre sehr häufig sehr laut lachen, sodass ich mir ein wenig Sorgen mache, was meine Nachbarn nun über mich denken. Sorgen macht sich Peter Wittkamp auch. Beispielsweise darüber, ob der Herd noch an ist. Oder ob in das Loch im Bürgersteig nicht Menschen reinfallen könnten und ob es da nicht besser wäre, privat einen Handwerker zu engagieren, der das Loch entfernt. Das mag schrullig klingen, vielleicht auch absurd, ist aber für Peter Wittkamp Alltag, denn Zwangsstörungen bestimmen seinen Alltag. So ehrlich, offen und amüsant habe ich selten von einer psychischen Krankheit gelesen. Sehr zu empfehlen!
Originalausgabe - Erschienen bei btb - 2019

"Ich hab' Migräne - Und was ist deine Superkraft?" von Bianca Leppert.
Bianca Leppert erzählt in ihrem Buch von ihrem Leben mit Migräne und schafft es dabei, medizinisches Wissen mit sinnvollen Tipps und eigenen Erfahrungen zu kombinieren und das alles so ansprechend verpackt, dass man gerne weiterliest. Ich glaube, das ist auch der Grund, warum dieses Buch so enorm viele Eselsohren von mir abbekommen hat. Und warum ich so oft bei der Lektüre kurz innehalten muss, um mir einzureden, dass es bei mir ja gar nicht so schlimm ist. Möglicherweise habe ich unter Umständen vielleicht auch Migräne, aber möglicherweise mag ich deswegen nicht zum Arzt gehen und überhaupt ist es ja auch besser geworden, oder? Naja. Einreden kann man sich viel. "Ich hab' Migräne - Und was ist deine Superkraft?" ist auf jeden Fall ein gutes Aufklärungsbuch ohne viel Geschwurbel.
Originalausgabe - Erschienen bei Komplett Media - 2019

"Angstphase" von Antonia Wille.
Antonia folge ich durch Amazed schon relativ lange und ebenso lange erfreue ich mich schon an ihren Texten. Umso gespannter war ich nun auf ihr erstes Buch. Antonia leidet an Angststörungen und erzählt in "Angstphase", wie die Angst ihr Leben formt, aber auch, wie sie gemeinsam mit der Angst lebt. Teilweise rutscht mir der Stil etwas zu sehr ins tagebuchartige ab, beispielsweise, wenn sie sich über ihren jungen Therapeuten beklagt, teilweise fehlt mir ein wenig der rote Faden. Auf der anderen Seite gefällt mir Antonias offene Art, über ihre Erkrankung zu sprechen. Und wie so oft zeigt sich: Weniger Druck hilft enorm.
Originalausgabe - Erschienen bei Piper - 2020 - Herzlichen Dank für das Rezensionsexemplar!

2 Kommentare:

Zeilentänzerin hat gesagt…

Ich habe mich sofort von deinem Beitrag inspirieren lassen und mir "Für mich soll´s Neurosen regnen" über Dussmann zugelegt. Gestern kam es an und heute werde ich beginnen und bin schon sehr gespannt =)

Marina hat gesagt…

Oh, ich bin gespannt, wie es dir gefällt!