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Donnerstag, 1. Mai 2025

Lesezeit im April 2025

Im März hatte ich mir einen entspannteren April gewünscht, doch so entspannt war der Monat dann gar nicht. Dafür gab es Kuchen und neue Blumen für den Balkon und Kinobesuche und einiges an Lesezeit, was insbesondere am langen Osterwochenende lag. Wenn das so weitergeht, könnte das ein Zeichen für einen sehr guten Lese-Mai werden, denn im Mai habe ich nur lange Wochenenden, eine fantastische Idee, die ich da hatte. In einem Monat wird man sehen, wie viele Bücher wirklich zusammengekommen sind, gerade stecke ich mitten in »Agnes Grey« von Anne Brontë. 

Im April habe ich nun diese acht Bücher gelesen:

»Himmel, der nirgendwo endet« von Marlen Haushofer.
Endlich mal wieder Haushofer gelesen! Nach »Die Wand« nun eine Art Kindheitserinnerung, in der die kleine Meta über die erwachsene Welt in einem Forsthaus ins Staunen gerät. »Meta möchte wissen, was mit diesen Figuren geschieht, wenn Mama das Buch zuschlägt. Ganz heimlich schleicht sie sich an und klappt das Buch wieder auf. Da stehen sie noch immer starr und unbewegt.« (Seite 12) Fühl ich Meta, fühl ich sehr.

»Es muss schreien, es muss brennen« von Leslie Jamison. Aus dem Englischen von Sophie Zeitz.
Ich habe in letzter Zeit etwas vergessen, wie gern ich eigentlich Essaysammlungen lese, und diese hier hat meine Lust auf das Genre wieder geweckt. Leslie Jamison schreibt über die Sims, über eine Fotografin mit einem Langzeitprojekt in Mexiko, über Literatur, über Hochzeiten und das Leben. Klug und hellsichtig, würde ich meinen.

»Oh Sunny« von Ta-Som Helena Yun.
In diesem Buch wird sehr viel auf dem Boden einer Turnhalle herumgelegen. Und das ist gut so. Sunny versteckt sich nämlich in der Turnhalle eines koreanischen Kulturvereins vor ihren Eltern, ihrer gescheiterten Beziehung, ihrem Jura-Abschluss, eigentlich vor allem. Ich mochte die Trägheit und den Schmerz, den die Autorin in diesem Roman so gekonnt festhält und mit Fragen rund um Kultur, Geschichte und Identität verknüpft.

»Der Duft des Wals« von Paul Ruban. Aus dem Französischen von Jennifer Dummer.
Das Buch kam genau zur richtigen Zeit, weil ich in den letzten Tagen auch die dritte Staffel von »The White Lotus« angeguckt habe. »Der Duft des Wals« spielt ebenfalls in einem Luxus-Resort, nur wird dort niemand ermordet, stattdessen stirbt ein Wal am Strand und die Urlauber:innen beschweren sich über den Verwesungsgeruch. Mir gefällt, wie der Wal am Strand die Fassade von einem luxuriösen Urlaub zum Einsturz bringt und Paul Ruban auch das Hotelpersonal mit Leben füllt. Eine sehr humorvolle, leichte Lektüre.

»Wenn die Welse kommen« von Elen Fern. Aus dem Französischen von Claudia Steinitz und Andreas Jandl.
Dieses Buch ist fantastisch! Ich kann nicht in Worte fassen, wie viel Spaß ich bei der Lektüre hatte und wie sehr ich den Einfallsreichtum des Literaturkollektivs »Elen Fern« feiere. In der (nahen?) Zukunft steht eine Stadt unter Wasser und in den Hochhäusern versammeln sich die Menschen. Zwei Taucher haben es sich zur Aufgabe gemacht, in den dunklen Gewässern nach Schätzen zu suchen. Doch Obacht! Die Welse machen Jagd auf Kinder! Vielleicht ist das hier Waterworld meets Peter Pan, vielleicht ist das alles arg absurd, aber ich liebe es wirklich sehr und möchte, dass »Wenn die Welse kommen« noch viele Leser:innen findet! 

»Wackelkontakt« von Wolf Haas.
Was für ein durchdachter Spaß! Ein puzzleliebender Mann wartet auf einen Elektriker und liest währenddessen ein Buch über die Mafia, in dem der Kronzeuge im Gefängnis ein Buch über einen puzzleliebenden Mann liest, der auf einen Elektriker wartet und so weiter und so fort. Möglicherweise sorgt die Lektüre für mehrere Knoten im Kopf, aber das fühlt sich auch sehr amüsant an.

»Only Margo« von Rufi Thorpe. Aus dem amerikanischen Englisch von Heike Reissig.
Nachdem Margo ungeplant von ihrem Professor schwanger geworden ist und nun alleine mit Kind in ihrer WG sitzt, versucht sie mit OnlyFans Geld zu verdienen. Unterstützung erhält sie dabei von ihrem Vater, einem ehemaligen Profi-Wrestler, der nach Jahren der Abwesenheit plötzlich vor ihrer Türe steht. Ein verrückt-amüsantes Setting, das mich leider durch die sehr vielen Wrestling-Passagen ein wenig verloren hat. Und die etwas verkürzte Darstellung von Social-Media-Prozessen schmerzt mein Berufsherz.

»Okaye Tage« von Jenny Mustard. Aus dem britischen Englisch von Lisa Kögeböhn.
Das ist eine dieser Liebesgeschichten, bei denen man sich von Anfang an ein gutes Ende wünscht und irgendwie kommt dann immer das Leben der Geschichte dazwischen. Die Schwedin Sam verbringt einen Sommer in London und während sich alles leicht und gut anfühlt, verliebt sie sich in Luc, mit dem sich noch alles viel leichter und besser anfühlt. Aber dann eben. Dieses Leben! Ich hatte hier einige Sally-Rooney-Coco-Mellors-Vibes, aber im Nachhinein hat mir der entscheidende Funke gefehlt, obwohl ich nicht den Finger drauflegen könnte, was es nun genau ist.

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