Samstag, 19. April 2014

Emilia Galotti ist tot!

Ich hätte es ahnen können! Steht doch bereits auf dem Klappentext meiner Reclam-Ausgabe der gemeine Satz "Nicht zuletzt ihr tragisches Ende verleiht den neuen bürgerlichen Werten Autorität.". Heißt das nun eigentlich, dass Emilia für die neuen bürgerlichen Werte steht? Macht sie überhaupt irgendwas? Gut, ja. Sie findet es nicht so prima, dass der Prinz ihr nachstellt und am Hochzeitstag ihren Bräutigam umbringen lässt. Sind vor der Aufklärung die Protagonistinnen bei einer solchen Situation dem edlen Adelsmann freudig in die Arme gesprungen? Leider werde ich das nie* herausfinden, denn im Einführungskurs zur Neueren deutschen Literatur beschäftigt man sich nur mit - neuerer deutschen Literatur. Ab dem 15. Jahrhundert (wie Wikipedia behauptet) bzw. ab dem 16. Jahrhundert (wie die Studiengangsseite der LMU behauptet). Und Emilia Galotti ist unsere erste Lektüre, früher gibts nichts. Jedenfalls nicht für mich.

Durch die Lektüre von Nora und Emilia ist mir übrigens aufgefallen, dass ich gar nichts mehr gegen Dramen habe. Früher mochte ich das überhaupt nicht. Entweder werde ich altersweise (Erkenntnis aus der gestrigen Sichtung der aktuellen GNTM-Folge: Mit 23 ist man alt, denn für eine 17-Jährige ist es eine furchtbare Vorstellung, auszusehen wie 23. Ich bin also quasi schon uralt) oder ich habe das früher zu sehr mit furchtbaren Schullektüren verbunden. Spannend wird es noch, wie ich mich bei der Lektüre von Kafkas Verwandlung schlage. Ich mag ja Kafka eher nicht so, weil die Schullektüre mir den armen Mann verleidet hat. Vielleicht sorgt auch der kleine Herr Friedemann dafür, dass ich Herrn Mann wieder mag und, nach hundert Jahren Einsamkeit, den Zauberberg weiterlese. 



*stilistische Übertreibung

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