Manchmal mache ich dumme Dinge. Mich wiederholt am Ofen verbrennen, obwohl ich zwei Sekunden davor noch daran dachte einen Topflappen zu benutzen. Mir einen Kräutergarten wünschen und dann nie die Kräuter gießen. Meine Umgebung mit Nicht-Kommunikation immer wieder vor den Kopf stoßen. Den Kauf eines Flugtickets nach Kopenhagen so lange vor mir herschieben, bis die Tickets viel zu viel Geld kosten (und trotzdem werde ich im Sommer nach Kopenhagen fahren! Mit dem Zug! Ha!). Oder besseren Wissens Bücher zu Ende lesen, bei denen ich von Anfang an weiß, dass sie schlecht sind.
So geschehen bei "If you stay - Füreinander bestimmt" von Courtney Cole.
Das Cover finde ich ja irgendwie noch ganz nett. Insbesondere fühlt es sich gut an, weil es nicht wie bei anderen Taschenbüchern mit einem Lack überzogen ist (oh weh, bestimmt müsste ich eigentlich die Fachbegriffe dafür kennen ...), sondern sich leicht gummig anfühlt. Das war es dann aber auch schon mit den positiven Seiten. Und ich weiß nicht, ob es gut ist, ein Buch nur so oberflächlich (im wahrsten Sinne des Wortes) gut zu finden.
Die Story: Mila ist Künstlerin und macht eines Nachts Fotos von dem See, an dem sie wohnt (ich glaube, es war der Michigansee). Dabei fällt ihr ein Auto am Parkplatz auf, bei dem die Fahrertür offensteht. Sie tritt näher und dort liegt - ein Mann in seinem Erbrochenen. Hmmm. Bester erster Eindruck ever. Jedenfalls rettet Mila dem Mann - er heißt Pax - das Leben, ruft den Krankenwagen, besucht ihn später im Krankenhaus. Pax kam aufgrund von Drogen- und Alkoholkonsum in diese missliche Lage. Und sieht nebenbei natürlich total sexy aus. TOTAL SEXY! Und er findet Mila total sexy. TOTAL SEXY! (Beides erfährt der Leser, weil das Buch immer abwechselnd aus der Sicht von Mila und Pax geschrieben ist) Aber Pax ist natürlich ein schlimmer Junge, er ist tätowiert (ja, ernsthaft). Und nimmt Drogen. Ist aber laut eigenen Angaben nicht süchtig. Außerdem hat er eine "Geschäftsbeziehung" mit einer Drogenabhängigen - er besorgt ihr Drogen, sie bläst ihm einen. Schlimmer Junge. (Oh, und nebenbei ist er reich, er lebt von einem Treuhandfond der Familie). Trotzdem fühlt sich Mila zu ihm hingezogen. Und Pax auch. Und schockierenderweise gibt es den ersten Sex zwischen Mila und Pax erst nach der Hälfte des Buches. Weil Mila es nämlich langsam angehen will. Deswegen müssen sie erst eine bestimmte Anzahl von Dates (hach, ich liebe das US-amerikanische Liebessystem) absolvieren. Und als dann alles schön und toll zwischen den Beiden ist, werden Paxs Albträume immer schlimmer, denn in seiner Kindheit ist seine Mutter gestorben und irgendwas daran muss ihn so traumatisiert haben, dass er es vergessen hat und es jetzt bruchstückartig in seinen Träumen auftaucht. Oh weh! Der missverstandene, schlimme Junge. Fast müsste ich weinen. Dank einem hypnotisierenden Psychiater wird aber schlussendlich alles gut. Hurra.
Abgesehen von der miesen Story sind in dem Buch auch Textstellen drinnen, wo ich mir ernsthaft immer an den Kopf fassen musste, weil sie so dumm sind. So unfassbar dumm. Und weil ich nicht alleine leiden will, gibt es hier ein Best-of-dumme-Textstellen:
"Er lacht, als er hört, dass ich einmal Cheerleaderin gewesen bin. Und ich lache, als ich höre,dass er jeden Star-Wars-Film besitzt, der jemals gedreht worden ist. 'Was denn?', fragt er gebieterisch. 'Das sind tolle Filme!'"
"Dieses Mal hatten wir einen Film bei mir [Pax] angeschaut und zu unserem dritten 'offiziellen' Date Pizza bestellt. Und dieses Mal durfte ich den Film aussuchen. Er bestand hauptsächlich aus Schießereien und Blutvergießen. Ein echter Männerfilm eben. Mila hat sich tapfer geschlagen, ihn bis zum Ende angeschaut und sich nicht ein einziges Mal ein Kissen vors Gesicht gehalten."
"Während ich [Mila] dies tue, lass ich meine Gedanken schweifen, denke darüber nach, wie froh ich bin, dass ich jetzt die Pille nehme,weil der Test, den Pax auf Geschlechtskrankheiten hatte machen lassen,negativ gewesen war. Es ist schön, keine Kondome mehr benutzen zu müssen."
"Ich [Mila] entspanne mich im heißen Wasser, atme den Lavendelduft ein, bis alle meine Muskeln wieder locker sind. Und habe meine wahre Freude daran, dass mein großer, starker Freund mit dem Bad-Boy-Image mir ein Schaumbad eingelassen hat."
"Wenn er [Pax] sein Haus nicht verändert hat, dann hat sich das, was er für mich empfindet, vielleicht auch nicht geändert."
Die dümmste Dumme-Textstelle kann ich aber leider nicht zitieren, weil es viel zu viel wäre. Deswegen muss eine Kurzbeschreibung reichen. Mila und Pax fahren mit seinem Schnellboot auf den See. Im Winter. Der See ist aber noch nicht gefroren, es ist nur sehr kalt. Es kommt zu einer Meinungsverschiedenheit, weil Mila wissen möchte, wer Pax ständig SMS schickt, ihn interessiert es aber nicht, blabla, sie fahren mit dem Boot zurück. Pax fährt sehr schnell, Mila kann sich nicht mehr im Boot halten und - fliegt raus. Ins eiskalte Wasser. Und ertrinkt fast. Pax springt hinterher, zieht sie an die Oberfläche, fährt sie zurück in sein Haus, hat Schuldgefühle und - hat Sex mit ihr. Und anstatt mal darüber zu sprechen, dass Mila fast gestorben wäre, hat sie - natürlich wieder - einen total intensiven Orgasmus.
Man weiß nicht, ob man lachen oder weinen soll. Was man aber auf jeden Fall machen soll - dieses Buch nicht kaufen. Wenn jemand nach diesem Text unbedingt selber leiden will - bitte meldet euch. Ich schick euch das Buch gerne zu. Eigentlich will ich das nämlich gar nicht in meinem Regal stehen haben. Es wäre nur ein stiller, anklagender Zeuge und dann fühle ich mich immer schlecht.