Samstag, 28. Februar 2015

Fotobreze - Februar 2015

Immer, wenn ich für diesen Fotomonatsabschluss die Fotos durchgucke, denk ich mir "Ach, das war doch erst letzte Woche!" und dabei war das schon vor hundert Jahren. Verwirrend. Zeitrechnung kann ich überhaupt nicht. Ich bin auch beim Zähneputzen immer sehr verwirrt, weil ich seit Weihnachten eine elektrische Zahnbürste habe, die in 30-Sekunden-Intervallen vibriert und ich mir immer denke "Ach, das waren jetzt also 30 Sekunden?" und das kann entweder als Erstaunen, weil es so kurz war oder als Erstaunen, weil es so lang war, gedacht sein. 


// Arbeitsweghimmelblau //
// Wir haben Baal gesehen! Und jetzt hat Suhrkamp Recht bekommen und die dürfen es nur noch zweimal zeigen. Eine Gemeinheit. Obwohl das Stück gar nicht mal so gut ist //
// Ein einsamer Karton an einer Straßenbahnhaltestelle. Kunst //


// Geschenke von unserem Februarübernachtungsgast Josefina. Voll schön //
// Ich finde ja "Sanftes Vergnügen" hört sich bei einer Seife irgendwie falsch an //
// Ich bin mir irgendwie sehr sicher, dass Kafka das nicht gesagt hat // 


// Essen - die herzhafte Variante //
// Blätterteig-Nest //
// Asiadinge //
// Ein Hamburger mit sehr leckeren Kartoffelwürfeln // 

 
// Essen - die süße Variante //
// Pfannkuchen auf Pfannkuchen oder doch Krapfen auf Eierkuchen? Schwierig! //
// Dieser Zimtschneckenkuchen von Zucker, Zimt und Liebe ist unfassbar lecker // 
// Mein erster Chiasamenschokopudding-Versuch. Schmeckte sogar ganz gut //


// Zu Fasching geh ich als Buch mit Käse-Toast //
// Schreibtisch aufgeräumt. Jetzt noch Motivation sammeln, ab dem 09. März geht es los mit der Masterarbeit // 
// Und hier sehen Sie, wie ich ein Buch lesen und dabei Müsli esse //


// Es ist vollbracht. Die Bücher stehen nun zusammen, nachdem Herr Gatsby eine sehr große Bücherschlange in unserem Wohnzimmer gebaut hat //
// Irgendjemand hat "Cornelia erlebt Oberammergau" verschenkt und ich weiß nicht, ob das was nettes ist oder nicht //
// Man sollte sich viel öfter für Bücherstipendien bewerben. Yay! // 


// Die böse Seite der Lego-Minifiguren //
// Mein Bruder schickt mir Tauben-Fotos, ich schicke ihm Tauben-Fotos. Es ist ein herrliches Spiel //
// Die gute Seite der Lego-Minifiguren. Ich meine - ein Hot-Dog! Ein Einhorn! //

// Heute - ein Ausflug nach Augsburg. Da fährt man über Kissing und ich habe lange nicht verstanden, warum Ortsfremde den Namen so lustig finden //
// Nach dem Ausflug nach Augsburg noch ein Ausflug zu den Eltern, um den Hund zu streicheln //
// In Augsburg musste ich mir ein Buch kaufen. Musste. Jawohl. Die Neuübersetzung von Nils Holgersson. Ich kenn von Nils Holgersson nur die Zeichentrickserie. Und trotzdem freue ich mich schon sehr auf das Buch // 

Das SuB-Buch der Woche - Folge 11.


Dieses Mal musste ich das SuB-Buch der Woche erst einmal suchen, was daran liegt, dass es doch zu einer Bücherregalzusammenlegung kam und nun stehen alle Bücher zusammen, außer meine ungelesenen Bücher, die stehen in einem extra Regal, sind deswegen aber auch von links neben mir nach vor mir gewandert - also, früher standen sie im Bücherregal links neben mir (bzw. links hinter mir) und nun stehen sie in dem Regal, welches direkt vor mir steht. Kompliziert. Auf jeden Fall musste ich nun erst gucken, in welchem Regalfach das Buch steht. Alles neu. Alles ungewohnt. Aber nun soll es um "Gegen den Tag" gehen. Von Thomas Pynchon. Auch im Jahre 2010 bei mir eingezogen.

Dieser Roman umspannt den Zeitraum zwischen der Weltausstellung in Chicago 1893 und den Jahren kurz nach dem Ersten Weltkrieg; er führt von Colorado über London und Göttingen, Venedig und Wien, den Balkan, Sibirien bis zum Hollywood der Stummfilmära sowie an ein, zwei Orte, die auf keiner Landkarte zu finden sind. Mit schrankenloser Phantasie und kauzigem Witz erzählt Thomas Pynchon von Macht, Dynamit und zügelloser Geldgier: "Vielleicht ist dies nicht die Welt, aber mit ein, zwei kleinen Änderungen könnte sie es sein."

Als ich das Buch gerade aus dem Regal holte, dachte ich mir nur "Uff, das ist aber schwer!". 1595 Seiten aus Dünndruckpapier. Ne Bibel quasi. Steht auch genauso ungelesen im Regal herum. 
Jedenfalls. Ich hab von Pynchon noch nie etwas gelesen, kenne ihn aber dreimal.
Einmal - mein Lieblingschefaushilfsbuchhändlerexkollege mag Herrn Pynchon gerne. 
Zweimal - ich mag die Simpsons-Folge, in der Herrr Pynchon mit einer Papiertüte überm Kopf auftritt. Er will ja nicht erkannt werden. 
Dreimal - eigentlich wollten Herr Gatsby und ich am Dienstag ins Kino und Inherent Vice angucken. Doch dann waren wir zu faul. Oh weh.

Das ist eigentlich recht wenig. Und ich weiß auch nicht wirklich, um was es in "Gegen den Tag" geht. Ich weiß auch nicht, ob ich das Buch wirklich irgendwann einmal lesen werde, obwohl ich gerade die erste Seite überflogen habe und die klang doch gut, aber beim Umblättern dachte ich mir dann "Uff, das ist aber schwer!", weil das Papier schon arg dünn ist, da hab ich Angst, es kaputtzumachen. Außerdem weiß ich nicht, ob ich 1595 Seiten lang meine Konzentration halten kann. Vielleicht, wenn ich einmal in der Einsamkeit ausgesetzt werde (Wald, Berg, Insel).

Donnerstag, 26. Februar 2015

Cornelia erlebt Oberammergau von Elisabeth Dreisbach. Noch einmal.


Na, konntet ihr die Nacht durchschlafen? Oder habt ihr (auch) voller Spannung eure Fingernägel abgeknabbert, weil ihr unbedingt erfahren wollt, wann Cornelia endlich was in Oberammergau erlebt? Oder wurde hier bereits in den 50er Jahren Namedropping betrieben und Cornelia bleibt weiter im Stuttgart-Schwarzwald-Bodensee-Dreieck? Bald werden wir es erfahren!


Cornelias Mutter und Herbert wollten Cornelia vom Bahnhof abholen, aber Cornelia war dort gar nicht, Cornelia war ja mit dem Schuft Harry Periot unterwegs. Die Mutter sitzt die ganze Nacht im Wohnzimmer und macht sich Sorgen. Oh weh, was ist da nur bei der Erziehung der Tochter schiefgelaufen? Sie war doch immer so ein liebes Mädchen.

Eine Anzahl netter, kleiner Kinderepisoden aus Cornelias ersten Lebensjahren stiegen plötzlich in ihr auf. Einmal hatte ein kleines Mädchen im Kindergarten Cornelia beschimpft und ihr vorgeworfen, sie sei schadenfroh. Da hatte diese erstaunt gefragt: "Schadenfroh? Was ist denn das?" Worauf die andere boshaft rief: "Das weißt du nicht? Dann bist du auch noch dumm dazu. Jeder weiß doch, was schadenfroh ist." Cornelia aber hatte ernsthaft das Köpfchen geschüttelt: "Nein, bei uns zu Hause gibt es so etwas nicht."

Cornelia kommt schließlich doch noch nach Hause und schämt sich sehr. Die Mutter ist erst böse, weil die Tochter sie belogen hat, aber sie versteht auch, dass Cornelia Freiräume braucht. Außerdem kann man ja gemeinsam beten. Doch das will Cornelia nicht.

Traurig blickte Frau Kronhaupt ihrer Tochter nach. Sollte es über Cornelia erst noch dunkler werden müssen? War Gottes Stunde für sie noch nicht gekommen?

Ich hab ein wenig Angst vor "Gottes Stunde", ich dachte, so sagt man, wenn jemand stirbt. Wer auf metaphorischer Ebene stirbt, ist nun Harry Periot, mit dem will Cornelia nämlich nichts mehr zu tun haben. Und das sagt sie ihm auch. Jawohl.
Peter ist wieder gesund, die familiäre Lage entspannt sich etwas, auch wenn Cornelia immer noch etwas mürrisch ist. In der Zwischenzeit erreichen sie weitere Briefe ihrer Freundinnen, die alle in ihren Ferien emotional gereift sind. Die Schule beginnt und Cornelia freundet sich mit einem Mädchen an, welches keinen guten Ruf hat. Oho. Das färbt auch auf Cornelia ab.

"Also stelle dir unser Hausmütterchen Cornelia Kronhaupt vor mit knallroten Lippen, ganz  modernem, kurzgeschnittenem Bubikopf, und letzthin sah ich sie bei Sopkes am Fenster stehen und - wie Lieselotte - eine Zigarette rauchend!"

Die alten Freundinnen sind ganz schockiert, die Mutter auch, aber - wie schon einmal - kann die Patentante hier helfen. Die hat nämlich Geburtstag und lädt Cornelia zu sich ein und dann machen sie eine Tour durchs Krankenhaus, besuchen eine frischgebackene Zwillingsfamilie, eine Frau, die ihr Kind nach der Geburt nicht sehen mag, eine Frau, deren Kind bei der Geburt gestorben ist (und all diese Frauen liegen in einem Zimmer, wie praktisch) und schlussendlich auch die geschlossene Anstalt, in welcher sich Frauen befinden, die geschlechtskrank sind. Emotional verstört, beschließt Cornelia, nicht mehr bockig und zickig zu sein. Und weil sie so ein artiges Mädchen ist, lädt ihre Tante sie zu einer dreiwöchigen Fahrt nach ...

....

OBERAMMERGAU ein! Ja! Auf Seite 119 von 160 fällt endlich zum ersten Mal das Wort "Oberammergau". Ich hab die Spannung gar nicht mehr ausgehalten. Jetzt erst einmal ruhig durchatmen. Wer weiß, vielleicht fahren sie wirklich dort hin und das Buch hätte berechtigterweise "Oberammergau" im Titel stehen. 

Kritische Menschen werden sich jetzt fragen, wie Cornelia denn bitte für drei Wochen nach Oberammergau fahren kann, schließlich muss sie in die Schule und den Haushalt schmeißen. Aber, da hat die Autorin mitgedacht!

"Keine Sorge, ich habe bereits mit deinem Direktor darüber gesprochen. Du bekommst drei Wochen Sonderurlaub, weil du während der großen Ferien keine Möglichkeit hattest, dich auszuruhen."

So macht man das nämlich. Falls ihr also das nächste Mal in euren Ferien nicht zur Ruhe kommt, wendet euch an den Direktor eurer Schule, da kann man sicherlich was machen. Ich denke auch, dass sich das aufs Berufsleben übertragen lässt. 
Die unzuverlässige Verwandte, die beim Schwarzwaldurlaub schon meinte, dass sie vorbeikommt, verspricht dieses mal wieder, dass sie vorbeikommt, was dieses Mal sogar wirklich geschieht. Das heißt - Cornelia und ihre Patentante fahren wirklich nach OBERAMMERGAU!
Oh, ich hab noch gar nicht verraten, warum sie nach OBERAMMERGAU fahren. Wegen den Passionsspielen. In meiner Vorstellung gucken die jetzt drei Wochen lang Passionsspiele in OBERAMMERGAU (gut, gut. Ich lass das jetzt). Machen sie dann aber gar nicht, aber dazu gleich mehr.
Viel schöner ist nämlich ein kleines Detail der Zugfahrt von Stuttgart nach Oberammergau:

Und dann die Fahrt im Schnellzug. Wie lange war es her, dass Cornelia keine Reise mehr gemacht hatte. Ob wohl einer der Reisenden dieses Stillsitzendürfen, dieses Ausruhenkönnen so genoß wie sie? [Anmerkung von mir: Nein] Schön war die Fahrt durch den spätsommerlichen Morgen. In München hatte man Aufenthalt. Tante Gabriele, die in fast übermütiger Fröhlichkeit war, setzte sich mit ihrer Nichte in das Bahnhofsrestaurant und bestellte ein gutes Mittagessen.

Als Münchenwohnerin und neuzeitlicher Mensch musste ich hier sofort an den Burger-King am Münchner Hauptbahnhof denken, aber das nur am Rande.
Unsere beiden fröhlichen Reisenden kommen in Oberammergau an, die Tante hat gar kein Zimmer gebucht (und auch keine Tickets für die Passionsspiele ...), da kommen ja schließlich nicht jeden Tag tausende Menschen hin, da kann man sowas schon mal spontan machen, aber wie es der Zufall will, kriegen sie doch noch ein Zimmer. Die Autorin übt durch Tante Gabriele leise Kritik an der Kommerzialisierung der Passionsspiele, welche aber durch die Hauswirtin relativ schnell beseitigt wird. Cornelia und Gabriele laufen durch die Stadt, sehen das Passionsspielhaus, aus welchem gerade ganz viele Menschen strömen, weil das Stück gerade zu Ende ist.

Auf den Gesichtern der meisten Besucher zeigte sich gesammelter Ernst. Vielen, selbst Männern, sah man an, dass sie vor Ergriffenheit geweint hatten.

Jetzt will ich auch einmal zu den Passionsspielen nach Oberammergau. Meine Recherchen ergaben, dass das das nächste Mal 2020 stattfinden wird. 
Die Familie, bei der Cornelia und ihre Tante wohnen, besteht aus Vater (Holzschnitzer), Mutter und Sohn (beide spielen auch bei den Passionsspielen mit) und der Schwester des Vaters, die ist herzkrank, Geigenspielerin und kann auch schnitzen (der Klappentext behauptet übrigens, dass Andrea gelähmt wäre. Ist sie aber gar nicht!). Das Mädchen heißt Andrea und ist in Cornelias Alter, weswegen sich die beiden anfreunden und sie oft den Tag zusammen verbringen. Sie reden über dies und das, ihre Familien und Oberammergau. Auch Tante Gabriele hat was zu sagen:

"Ich habe mich in den Tagen unseres Hierseins oft gefragt, wie es kommt, dass es hier in Oberammergau so viele auffallend schöne und ansprechende Menschen gibt, selbst unter der einfachen Bevölkerung. ich glaube, dass ich des Rätsels Lösung jetzt gefunden habe." [Anmerkung von mir: Inzest?]

Die wirkliche Lösung ist natürlich die Beschäftigung mit den Passionsspielen, die Gläubigkeit und weil die alle so schön Holzschnitzen können.

Am letzten Tag der Passionsspiele sehen sich Cornelia, ihre Tante Gabriele und Andrea die Vorführung auch mal an. Wenn man schon mal in der Gegend ist und so. Auf Andrea muss man nur ein bisschen aufpassen, die ist ja herzkrank und musste schon mal eine Vorführung vor zwei Wochen verlassen, weil sie so ergriffen war und ihr schwaches Herz das fast nicht mitgemacht hätte. 
Jetzt folgen acht Seiten voll emotionaler Schilderung, wie emotional und toll und emotional und bewegend und emotional die Passionsspiele doch sind. Jesus eben. Cornelia zieht Vergleiche zwischen sich und Petrus, beide hatten sie doch Jesus verleugnet. Cornelia will wieder auf den rechten Pfad der Tugend zurückkehren (was genau sie schlimmes gemacht hat, hab ich immer noch nicht verstanden). Die herzkranke Andrea bricht während der Vorstellung zusammen, wird von Ordnern rausgetragen, aber:

"Bitte, bleiben Sie hier, damit keine weitere Störung verursacht wird."

Als Cornelia und ihre Tante nach der Vorführung ergriffen ins Ferienhaus zurückkehren, liegt Andrea im Sterben. Und stirbt dann. Oder, wie es im Buch steht:

"Und während er spielte [Anmerkung von mir: Ihr Bruder spielt Geige], wurde die Seele Andreas heimgerufen."

Eigentlich wollten Cornelia und ihre Patentante noch eine Woche in Oberammergau bleiben, aber Cornelias Brüder schreiben ihr einen Brief, dass sie sie vermissen und sie soll doch bitte bald wiederkommen und das macht Cornelia dann auch.

"Gleich morgen mit dem ersten Zug will ich fahren. Sie brauchen mich nötig daheim. Und ich will jetzt wieder gerne Mutters Aschenbrödel sein. Aber ehe ich fahre, will ich noch ein paar Blumen auf Andreas Grab legen."

Ende.
Ja. Wirklich. Das sind die letzten Worte von "Cornelia erlebt Oberammergau". Ich bin sehr verstört. Warum genau ist es jetzt wieder okay das "Aschenbrödel" zu sein? Warum genau musste Andrea sterben? Warum wurde sie überhaupt eingeführt? Ihre Beerdigung wird auch nur mit einem Nebensatz erwähnt. Was soll das alles? Welche Moral will mir das Buch mitteilen? "Wenn du mit einem Schuft in den Schwarzwald fährst, fahre danach zum christlichen Ausgleich nach Oberammergau"? Warum heißt das Buch überhaupt "Cornelia erlebt Oberammergau"? Weil sie dort freudig ihr Schicksal annimmt? Das ist alles so furchtbar und so verwirrend und so gar nicht gut. Also, nicht, dass ich erwartet hätte, dass dieses Buch gut ist. Aber ich dachte, auch ein christliches Jugendbuch muss eine halbwegs interessante und glaubwürdige Geschichte haben. Ist aber anscheinend nicht so.

Mittwoch, 25. Februar 2015

Cornelia erlebt Oberammergau von Elisabeth Dreisbach.

Mein Bruder ist ein netter Mensch, mein Bruder schenkt mir Bücher. Obwohl es sich hierbei nicht wirklich um ein Geschenk handelt, er hat das Buch in einer Flohmarktkiste unserer Mutter gefunden und es mir beim letzten Pizza-Date (das ist schon so lange her, ich will mal wieder ein Pizza-Date haben) mitgebracht. Und aus reiner Neugierde musste ich das Buch nun lesen.

Eigentlich würde ich jetzt gerne den Klappentext zitieren, aber der ist so lang und erzählt eigentlich die komplette Handlung, das wäre eher schade, denn ich habe doch vor, eine wunderschöne Nacherzählung zu schreiben. Deswegen nur kurze Metadaten zum Buch - erschienen ist "Cornelia erlebt Oberammergau" zum ersten Mal 1952, meine Ausgabe ist von 1966, der Verlag heißt Christlichen Verlagshaus in Stuttgart und Elisabeth Dreisbach ist insbesondere für ihre christlichen Kinder- und Jugendbücher bekannt, darunter finden sich so wunderschöne Titel wie "Des Erbguts Hüterin", "Vom häßlichen Jettchen, das doch eine Schönheit war und andere Erzählungen" und "Annegret kommt in die Fremde". 


Cornelia ist 17 Jahre alt, hat vier jüngere Brüder und eine Mutter, die in einer Zeitschriftenredaktion Artikel zu Frauenfragen schreibt. Der Vater ist im 2. Weltkrieg gestorben, deswegen besorgt Cornelia neben der Schule (sie macht Abitur) den Haushalt. Am schönsten finde ich es, dass die ganze Familie immer mittags zusammenkommt, um daheim zu essen. Das waren noch Zeiten! 
Da Cornelia die Rolle der Hausfrau übernommen hat, die Mutter arbeitet und Herbert, der älteste Sohn eine Lehre macht, ist für die Familie recht gut gesorgt, doch der Tod des geliebten Vaters schmerzt schon sehr. Schließlich war die Ehe der Eltern eine so glückliche:

Heute, wo Cornelia bereits den Kinderschuhen entwachsen war, glaubte sie zu wissen, wo das Geheimnis dieses vorbildlichen Lebens zu suchen sei. Die Eltern waren beide gläubige Christen. Sie nannten sich nicht nur so, sondern bemühten sich auch, ihren Kindern wahres Christentum vorzuleben. Ihr Christentum war die Ursache der Harmonie, die ihr Haus erfüllte.

Leitmotiv, ick hör dir trapsen!

Nun stehen die großen Ferien vor der Tür und Cornelia und ihre Freundinnen reden über ihre Ferienpläne. Susanne fährt nach England, Ulrike in die Schweiz und Brigitte und Cornelia fahren zusammen in den Schwarzwald. Herrlich. Cornelia freut sich sehr über diese Möglichkeit, schließlich arbeitet sie daheim sehr viel und möchte sich auch einmal erholen können. Damit die Familie während ihrer Abwesenheit nicht verhungert, verdreckt und gar mit Löchern in den Socken herumlaufen muss (Mal ehrlich, wurden früher wirklich ständig Socken gestopft? In diesem Buch werden ständig Socken gestopft. Warum sind die Socken überhaupt immer kaputt gegangen?), hat eine Verwandte versprochen, drei Wochen Cornelias Stelle einzunehmen. 

Doch dann, oh weh! Der Peter, das jüngste Kind, wird krank. Masern! Impfungen gab es damals noch nicht. Und ein weiterer Schicksalsschlag! Der Mann der Verwandten hat sich das Bein gebrochen und erwartet deswegen, dass seine Frau ihn jeden Tag im Krankenhaus besucht, da kann die Verwandte nicht plötzlich auf eine andere Familie aufpassen. Nein-nein. Die Mutter bekommt auch keinen Urlaub, denn den Urlaub braucht sie für ihre Herzkur im Herbst. Es ist alles gar furchtbar, Cornelia muss auf ihren Schwarzwald-Urlaub verzichten. Sie versucht den Schmerz zu verstecken, doch es geht nicht, sie wird missmutig und sauer und zornig und fühlt sich als Arbeitspferd der Familie. Eine Ungerechtigkeit ist das! Und dann bekommt sie auch noch Briefe ihrer Freundinnen, die ihr von ihren tollen Auslandsaufenthalten berichten und mit folgenden Schlussworten schließen:

Leb wohl, meine Allerbeste, schreibe bald wieder, auch wenn Du mir nur von Wäschewaschen und Suppenkochen berichten kannst.

Die bockige, zickige Cornelia, die keine rechte Freude mehr an ihrem Sklavendasein hat, wird kurzerhand für einen Abend zur Patentante geschickt, die ist nämlich Oberin in einem Krankenhaus, die wird Cornelia schon wieder zurechtstutzen. Die Patentante Gabriele erzählt von ihrer Jugend und ihrer einzigen, großen Liebe und wie sie die Verlobung mit Doktor Kernkraft (!!!) lösen musste, weil der als Missionsarzt nach Holländisch-Indien gehen wollte, aber Gabriele wollte ihren schwerkranken Vater nicht alleine lassen. Alles sehr traurig und Cornelia ist dankbar für so viel Ehrlichkeit und fügt sich ihrem Schicksal. Doch die Situation Zuhause wird schlimmer, Peter ist weiterhin krank, Cornelia stopft weiterhin Socken und eines Abends kommt es zum Streit unter den Geschwistern, woraufhin Cornelia zu ihrer Mutter meint:

"Es hat ja keinen Sinn, dass wir miteinander reden. Es bleibt ja doch alles beim alten. Die Jungen sind frech und widerspenstig. Ich muss den ganzen Tag über kochen, waschen, flicken, putzen. Die Ferien gehen vorüber, die Schule beginnt wieder und alles geht im alten Trott weiter. Und ich habe einfach mehr als genug. Ich will nicht länger zu Schule gehen, ich mag nicht immer nur Putzfrau spielen. Ich bin den Buben auch nicht gewachsen. Du als Mutter gehörst eben ins Haus. Denke nicht, dass ich pflichtvergessen sei und dich im Stich lassen wolle - ich bin tatsächlich bereit, in die Fabrik zu gehen. Es ist mir einerlei, was meine Schulkameradinnen dazu sagen; aber ich will endlich auch mal einen Feierabend haben und einen freien Samstagnachmittag und einen Sonntag."

Die Mutter ist ganz verzweifelt und schenkt der Cornelia erst einmal eine Freikarte fürs Kino. Dort sieht sie einen Gebirgsfilm an.

Ein wundervoller Farbfilm wickelte sich vor ihren Augen ab. Das Thema war gut gewählt.

Vor dem Kino trifft sie einen Jungen, der bereits vor drei Jahren die Schule abgeschlossen hat und sie in ein Gespräch verwickelt. Unsere Cornelia ist natürlich anständig und versucht diesen Annäherungsversuch höflich, aber bestimmt abzuwehren. Daheim angekommen, erzählt sie ihrer Mutter und dem Bruder Herbert von ihrem Kinobesuch und dem jungen Mann, dem Harry Periot.

"Was - der?" Herberts Frage drückte unverhohlen Ablehnung aus. "Mit solch einem Kavalier legst du keine Ehre ein."

Ehre einlegen. Was für ein famoser Begriff. Den sollte man viel öfter benutzen. Auf jeden Fall ist Cornelia in ihrer Ehre verletzt, schließlich hat sich nichts ehrenrühriges getan. Am nächsten Tag bekommt Cornelia durch einen Boten einen Strauß Rosen überreicht. Mit einer Karte drin. Vom Harry Periot. Der sie am Wochenende zu einem Ausflug in den Schwarzwald einlädt. Oh, diese schönen Rosen! Oh, aber sie darf die Rosen gar nicht schön finden, schließlich ist der Harry Periot ein Schuft! Dieser innere Zwiespalt bringt Cornelia dazu ihre Mutter zu belügen, als diese fragt, von wem sie die Rosen bekommen hat. Cornelia behauptet nämlich, auf der Karte stand kein Absender. Huch! Wie dreist! 
In der Zwischenzeit erhält Cornelia einen Brief von ihrer Freundin Susanne aus London, die schreibt, dass London ganz schön groß ist. Cornelias Mutter unternimmt einen neuen Versuch, ihre Tochter aufzumuntern und organisiert für ihre Tochter eine Fahrt an den Bodensee. Da ist Cornelia ziemlich aufgeregt!

"Oh Mutti, das ist lieb von dir! Ich freue mich sehr. Was soll ich denn anziehen?"
"Ich denke, dein blaugeblümtes Dirndlkleid. Dann brauchst du dich nicht so sehr in acht zu nehmen und kannst dich ungezwungen bewegen."

Ein ausgefuchster Plan reift in Cornelias Kopf. Sie lässt einfach ihre Mutter im Glauben, dass sie am Wochenende an den Bodensee fährt und fährt stattdessen mit dem Harry Peroit in den Schwarzwald! Hehe.

Nicht im entferntesten ahnte Cornelia, dass sie in diesem Augenblick alles andere als frei war. In ihrem Inneren hatte ein anderer, vor dem sie zu Tode erschrocken wäre, hätte sie ihn sehen können, ein feines, unsichtbares, aber verderbliches Netz zu spinnen begonnen. Mit Unzufriedenheit fing es an, Bitterkeit und Groll kamen hinzu und nun gar noch Lüge und Unaufrichtigkeit.

Das Böse siegt, Cornelia steht am Morgen bereit, um zusammen mit Harry Peroit in den Schwarzwald zu fahren. Dort soll die liebe Brigitte überrascht werden, die dort ihre Ferien bei ihren Großeltern verbringt. Die freut sich auch sehr über den Besuch, doch den Harry Peroit findet sie nicht so gut. Der hingegen findet den Wein vom Großvater sehr gut. Und will nicht so recht nach Hause fahren, obwohl doch Cornelia pünktlich am Bahnhof sein muss, damit niemand Verdacht schöpft, dass sie gar nicht am Bodensee war. Auf der Rückfahrt macht sich der Schuft an Cornelia ran, was Cornelia gar nicht so gut findet, glücklicherweise werden durch ihre Gebete Anhalter angelockt, ein Ehepaar aus Stuttgart, die Frau hat sich am Bein verletzt und kann nicht mehr laufen und Cornelia bietet dem Ehepaar an, dass man sie mitnehmen kann, schließlich seien sie gerade auch auf dem Heimweg nach Stuttgart und so hat sie Beschützer im Auto und der Harry Peroit lässt die Finger von ihr. 

Doch an dieser Stelle möchte ich für heute schließen, schließlich befinden wir uns nun genau in der Mitte des Buches. Und ja - bisher ist Oberammergau noch kein einziges Mal erwähnt worden. Ob es wohl noch eine Rolle spielt? Wie wird Cornelias Mutter reagieren, wenn sie von der Lüge ihrer Tochter erfährt? 
Das alles und noch viel mehr gibt es morgen, wenn es wieder heißt:
"Cornelia erlebt Oberammergau" (oder irgendeinen anderen Ferienort ...)

Dienstag, 24. Februar 2015

Aufbrezeln in München - Teil 7.

Fast hätte es auch diese Woche nicht mit dem Aufbrezeln geklappt. Obwohl ich am Sonntag eine Breze gegessen habe und am Samstag eine Breze gegessen, aber leider waren beide Brezen von einem Bäcker, den ich bereits abgearbeitet habe. Und Wiederholungen sind erst sinnvoll, wenn ich alle Brezen in München durchprobiert habe. 
Glücklicherweise fuhr ich heute in die Stadt, um Unibibliotheksbücher zu eben jener Bibliothek zurückzutragen. Wer braucht schon Unibücher, wenn man sich die Bücher durch ein Stipendium selber kaufen konnte? Eben. Niemand. Und wenn man an der Haltestelle Universität aussteigt, kommt man an einer kleinen Backwarenecke vorbei. Beziehungsweise kommt man an zwei kleinen Backwarenecken vorbei - gegenüber von der alten Filiale ist jetzt eine neue Filale. Spiegelverkehrt. Das amüsiert mich sehr. Ich möchte da gerne ein Werbevideo drehen, in welchem ein Zwillingspaar gleichzeitig dort einkauft und man könnte denken, das Video einfach in der Mitte gespiegelt ist, aber dann ist das gar nicht so. Welch fantastische Idee. Hiermit sichere ich mir die Rechte. Ha!
Auf jeden Fall kaufte ich mir eine Breze und kann nun davon berichten.

Name: Breze
Preis: 0,58 Euro
Kaufort: Soon Coffee House im Zwischengeschoß der U-Bahnhaltestelle Universität.
Optik: etwas dunkel, relativ groß, wenig Salz, dicke Ärmchen, seitlich aufgesprungen
Konsistenz: außen knusprig, innen fluffig, Ärmchen auch schön knusprig, ein klein wenig trocken
Geschmack: so macht eBay Spaß. Oder so ähnlich. Auf jeden Fall schmeckt die Breze nach Breze und zwar nach einer leckeren Breze.
Gesamturteil: Mein klarer Favorit. Glücklicherweise. Schließlich komme ich an Unitagen mindestens zweimal an der Filiale vorbei, kann mir also immer eine Breze kaufen. Ich empfehle, dass ihr das auch alle mal macht und vergebe 5 von 5 Brezen.
 
 

Montag, 23. Februar 2015

Die Oscar-Nacht 2015 auf einem Blatt.

Letztes Jahr saßen Herr Gatsby und ich die ganze Nacht herum und guckten die Oscar-Verleihung, dieses Jahr saßen Herr Gatsby und ich die ganze Nacht herum und guckten die Oscar-Verleihung. Schöne Traditionen soll man nicht brechen oder so ähnlich. Ich kann auch gleich sagen - letztes Jahr fand ich die Show sehr viel besser und unterhaltsamer. Neil Patrick Harris wirkte extrem verkrampft und brachte nur vorhersehbare Witze (Oh, wie lustig. Er hat "whitest" statt "brightest" gesagt! Wie außergewöhnlich!), die Musikeinlagen mit den nominierten Filmsongs waren relativ belanglos, auch wenn mein Herz für "Everthing is awesome" schlägt (leider doch nur in der deutschen Filmversion. Aber ich fand es gut, dass Emma Stone durch den Auftritt wenigstens einen Lego-Oscar bekommen hat), dafür fand ich den Auftritt von Lady Gaga mit The Sound of Music sehr lustig, weil mich dieser Film sehr amüsiert, obwohl ich den noch nie gesehen habe - wie fast jeder Deutsche bzw. Österreicher. Aber irgendwie nimmt jeder US-Amerikaner an, dass Deutsche/Österreicher den Film kennen. Der spielt schließlich in Salzburg! 
Dieses Jahr haben aber wenigstens die richtigen Filme gewonnen. Birdman! The Grand Budapest Hotel! Beides sehr gute Filme. Beim Oscar für den Titelsong von "Selma" bin ich mir nicht sicher, ob das nicht ein Trost-Oscar ist, von wegen "Guckt! Wir sind gar nicht rassistisch! Wir geben den Schwarzen nen Oscar fürs Singen, weil Singen können die ja!".
Ich  möchte auf jeden Fall noch "Still Alice" mit Julianne Moore gucken, die hat mir während der Oscar-Verleihung sehr gut gefallen (auch wenn die SZ sagt, dass ihr Kleid doof war. Selber doof.). Wo war aber eigentlich Jennifer Lawrence? Und Leonardo di Caprio?
Beim Tippspiel war ich dieses Jahr leider sehr viel schlechter als noch im letzten Jahr. 9 von 24 Kategorien richtig. Ich rede mich damit raus, dass ich sehr viele Filme nicht kannte und in den kleineren Kategorien ist das eh immer ein fröhliches Rätselraten. Herr Gatsby war wie immer besser. 11 von 24 Kategorien richtig. Oller Angeber.


Dieses Jahr bin ich auch nicht wirklich TOPFIT, ich hab nur fünf Stunden geschlafen und würde jetzt gerne wieder ins Bett, kann aber nicht schlafen. Außerdem regnet es. Und ich muss zur Uni-Bibliothek. 
Habt ihr euch gestern auch die Nacht um die Ohren gehauen? Oder bin ich die Einzige, die sich bei ProSieben die Oscars angeguckt hat und sehr wütend war, als dort plötzlich für knapp 5 Minuten die Übertragung wegen einer Störung abgebrochen wurde?
Falls wem langweilig ist - bei Twitter kann man auch sehr schön meine Tweets der letzten Nacht nachlesen. 


Nachtrag: Dieser Beitrag enthält einen Beweis meiner furchtbar schlechten Rechenkünste. Ich habe mich bei der Errechnung der Gesamtpunktzahl, die man bei diesem Tippspiel erreichen konnte, komplett verzählt. Aber so extrem komplett, dass ich keine Ahnung habe, wie ich überhaupt auf diesen Wert gekommen bin. Die Gesamtpunktzahl ist natürlich 80 und nicht 134. Vielleicht ist das aber auch niemanden aufgefallen. Das wäre schön. 

Sonntag, 22. Februar 2015

Wir Glücklichen von Amy Bloom.


Originaltitel: "Lucky Us" - Aus dem amerikanischen Englisch von Kathrin Razum - Erschienen beim Atlantik Verlag (Hoffmann und Campe) - Februar 2015
(Vielen lieben Dank für das Leseexemplar!)

"Mögen die Scharniere unserer Freundschaft niemals rosten", sagte Iris. -
"Recht so", sagte ich, und wir hakten uns unter und kippten den Gin.
Die eine hält große Reden und träumt von einer Karriere in Hollywood die andere taucht am liebsten in Bücher ab und legt Frauen die Tarotkarten.
Iris und Eva könnten nicht unterschiedlicher sein, und doch sind sie Schwestern, die alles teilen: Das Glück, die zerbrochenen Träume, den nichtsnutzigen Vater - und den Glauben, dass es immer irgendwie weitergeht. Eine berührende Geschichte - so und und klein und wunderbar wie das Leben selbst.

Ich hatte mich sehr auf dieses Buch gefreut, weil ich derzeit die Zeitspanne der 20er bis 40er Jahre (muss ich schon dazu schreiben, dass ich natürlich 1920 bis 1940 meine?) total spannend finde. Wobei "Wir Glücklichen" schon eher am Ende dieser Zeit platziert ist. 1939 bis 1949, um genau zu sein. Und irgendwie hatte ich eine Mischung aus dem Anfang von "Die Glasglocke" von Sylvia Plath (als noch alles ganz fröhlich und nett ist), "Breakfast at Tiffany's" und ein bisschen Gatsby-Roaring-Twenties-Hollywood-Schick erwartet. Ist aber gar nicht so. Wobei ich damit noch leben könnte. Mich hat etwas anderes mehr gestört.

Hauptsächlich wird die Geschichte von Eva erzählt. Eva wird eines Tages von ihrer Mutter bei ihrem Vater abgesetzt (Mutter und Vater leben nicht zusammen, denn die Mutter ist die Affäre). Dessen Frau ist gerade gestorben, Eva lernt so zum ersten Mal ihre Halbschwester Iris kennen. Diese gewinnt jeden Vortragswettbewerb im Umkreis von 80 Meilen, versteckt das Geld vor ihrem Vater und haut eines Tages zusammen mit Eva nach Hollywood ab. Iris wird Schauspielerin, doch gerade, als ihre Karriere beginnen könnte, wird sie durch einen Skandal (OMG, sie ist lesbisch!) aus der Stadt verstoßen. Iris, Eva, ein Maskenbilder und der Vater, der plötzlich in Hollywood auftaucht, fahren zusammen mit dem Auto nach New York. Der Vater wird Butler, Iris Kindermädchen und Eva - macht nichts. Eva macht eigentlich im gesamten Buch nichts. Sie wird als sehr intelligent beschrieben, aber das wars dann auch schon. Obwohl Eva die meiste Zeit im Vordergrund steht, bleibt sie komplett farblos. 
Auf jeden Fall verliebt sich Iris in die Köchin der Familie, für die sie arbeitet, die Köchin hat aber einen Mann, der Mann wird wegen eines Spionageverdachts nach Deutschland abgeschoben, der Mann schreibt Eva Briefe, außerdem sind immer wieder Briefe von Iris eingestreut, die aus der Zukunft kommen, Iris und Eva besorgen für die Köchin ein Kind, die Köchin stirbt, Iris verschwindet nach England, der Vater von Iris und Eva stirbt, Eva bleibt mit dem Kind allein zurück, der Mann der Köchin taucht wieder auf, Eva will Medizin studieren und am Schluss kommt Iris wieder. Happy End. Hurra.

Mein Problem mit dem Buch ist, dass es zu viel will. Es will zu viele Geschichten auf einmal erzählen. Die Geschichte von Gus, dem Mann der Köchin, wäre alleine schon sehr interessant gewesen. Auch Iris, die Köchin und das Kind hätte man in ein einzelnes Buch stecken können. So drängt sich aber alles auf nur 330 Seiten, man springt von einer halben,unausgegorenen Geschichte zur nächsten, dazwischen gibt es ständig Briefe, bei denen ich immer verwirrt war, weil ich nicht verstanden habe, was sie nun mit der Geschichte zu tun haben und nebenbei wird versucht, der blassen Eva ein pseudointeressantes Leben zu geben. Denn während um sie herum die Menschen sprudeln, bleibt sie das stille Wasserglas. Das könnte auch ein interessanter Kontrast sein, ist es aber keineswegs. Insbesondere den Schluss fand ich eher langweilig, als plötzlich versucht wird, mit einer vollkommen aus der Luft gegriffenen Liebesgeschichte, Eva doch noch einmal aus dem grauen Einheitstopf zu ziehen. Das klappt nur leider nicht auf 10 Seiten.

Nun ja. Wenigstens hab ich beim Lesen noch zwei Vertipper gefunden (Seite 105 dunkelkhäutigen, Seite 216 ausgesreckt, und ich glaube, die Klammer auf Seite 272 wird nie geschlossen), das ist doch auch nett. Und ich mag die Schuhe auf dem Cover. Mindestens eine positive Sache sollte man doch nennen. Gut, das ist jetzt etwas gemein, so schlimm war das Buch nun auch wieder nicht. Nur mir war es ein wenig zu vollgestopft und trotzdem zu langweilig. Schade.

Samstag, 21. Februar 2015

Bücherflohmarkt in Gröbenzell. Bücher, Bücher, Bücher und Bücher.

Relativ zufällig bin ich vor einigen Tagen im Internet über den Bücherflohmarkt in Gröbenzell gestolpert. Und nachdem ich das ganz interessant fand, sind wir dort heute hingefahren. Und. Ja. Da gibt es ein paar Bücher. 


(Das ist der Blick vom Eingang in die Halle, links und rechts geht es jeweils noch weiter)

Was ich sehr schön finde - die Halle ist in unterschiedliche, sinnvolle Kategorien eingeteilt. Novellen und Erzählungen! Eine eigene Suhrkamp-Ecke! Und die Bücher in den einzelnen Bereichen sind zum großen Teil auch in die richtige Kategorie sortiert, ich vermute mal, wenn es da zu Fehlern kommt, haben Besucher die Bücher falsch abgelegt (obwohl mich Mrs. Dalloway bei Fantasy sehr amüsiert hat). 
Insgesamt hatte ich den Eindruck, dass es eher ältere Bücher gab, aktuelle Titel hab ich so gut wie keine gesehen, was ich insbesondere bei den Jugendbüchern schade fand, ich dachte, dass ich dort vielleicht noch den ein oder anderen Titel finden würde. Es kann natürlich auch sein, dass neuere Bücher schneller einen neuen Besitzer finden. 
Die Taschenbücher kosten je nach Dicke zwischen 0,50 Euro und 3 Euro, in den Hardcover-Bänden steht vorne jeweils der Preis drinnen, der sich auch meist in diesem Rahmen bewegt. Für meine elf Bücher habe ich 17,50 Euro bezahlt. 
Und so liefen wir zwei Stunden durch die Turnhalle, kämpften mit leicht verstopften Gängen, weil Menschen sinnlos im Weg standen und erbeuteten einige Bücher. Wobei ich irgendwie mehr Bücher gekauft habe als Herr Gatsby. Sehr verwunderlich.


Rot und Schwarz von Stendhal. 
Sieht schick aus, denn es ist rot und schwarz. Und ich glaube, ich wollte das mal lesen, auch wenn ich gerade nicht mehr weiß, um was es in dem Buch geht. 
Die Korrekturen von Jonathan Franzen.
Beim weihnachtlichen Bücherbasar in der Heimatstadt hat mir das Buch eine ältere Frau weggeschnappt. Böse alte Frau! Dieses Mal hatte ich die Qual der Wahl, denn das Buch lag sicherlich dreimal in verschiedenen Kisten herum.
Sehnsucht nach Riga von Karen Winter.
Ein Ausreißer bei einer ansonsten eher gehobenen Literaturauswahl. Ich hab das Buch vor zwei Jahren in Hamburg in der Bahnhofsbuchhandlung gesehen und ich fand das Cover schön und die Geschichte klang nett (Frau wird Modedesignerin), deswegen musste das jetzt mit. Es tut mir Leid.
In den besten Jahren von Simone de Beauvoir.
Mich amüsiert es ein bisschen, dass meine Sammlung von "Simone de Beauvoir"-Büchern immer weiter wächst, ich aber noch kein einziges gelesen habe. Ich habe es aber fest vor. 
Paris, un florilège - Paris-Lesebuch
J'apprends français. Je lis des livres français. (allein für diese zwei Losersätze habe ich jetzt ewig gebraucht, weil ich seit einem Monat keinen Französischunterricht mehr habe. Das muss echt besser werden)
Die Blechtrommel von Günter Grass.
Von diesem Buch gab es auch gefühlt hundert verschiedene Ausgaben. Ich hab mich für ein einfaches Taschenbuch entschieden, weil es dünner aussieht. Dafür ist der Satzspiegel eklig. Oben fast kein Rand und eine sehr kleine Schrift. So hab ich das aber nicht gelernt!
Suite française von Irène Némirovsky.
Bemerkt man eigentlich, dass ich relativ viele französische Werke gekauft habe? Ich weiß gar nicht, woher das kommt. Also. Weiß ich wirklich nicht. Auf jeden Fall hab ich von Némirovsky zwei andere Bücher auf meiner Merkliste stehen, da kann man schon mal ein weiteres Buch kaufen (auch wenn das bei einer Welttag-des-Buches-Ausgabe schon ein bisschen lustig ist, die sind eigentlich zum Verschenken).
Meistererzählungen von Carl Zuckmayer.
Eher ein Sammelkauf, weil ich gerade bei allen Büchern, auf denen "Zuckmayer" steht, interessiert aufhorche. Mein Masterarbeitsthema verfolgt mich. Jetzt schon! Und ich finde es eigentlich ganz gut, wenn ich ein bisschen was von dem Menschen gelesen habe, über den ich 80 Seiten schreiben werde. 
Die Elenden von Victor Hugo.
Soweit mir (beziehungsweise Herrn Gatsby) bekannt, die einzige (!!!) komplette (!!!) ungekürzte (!!!) deutsche Ausgabe von Les Misérables. Printed in the German Democratic Republic. Ich habe keine Ahnung, wann ich dieses Monsterwerk jemals lesen werde, aber ich finde es schon mal sehr schick, dass die Bücher in meinem Regal stehen. Lustigerweise dachte ich erst, dass das nur zwei Bände sind, weil da eben zwei Bände in einer Kiste lagen. In einer anderen Kiste, weit entfernt von der ursprünglichen Kiste, habe ich dann den dritten Band entdeckt. Beziehungsweise einen zweiten Band und zwei dritte Bände. Verrückt.

Der Ausflug hat sich auf jeden Fall gelohnt. Außerdem habe ich eine Breze gegessen.
Wer also aus der Nähe von München kommt - fahrt da hin! Morgen, am 22.02., kann man nochmal von 10:00 bis 16:00 in Gröbenzell stöbern.

Das SuB-Buch der Woche - Folge 10.


Wie gut, dass niemand bemerkt hat, dass ich den Brezen-Eintrag in dieser Woche vergessen habe. Irgendwie kam ich bei keinem neuen Bäcker vorbei und wenn ich an einem Bäcker vorbei kam, dann hatte ich keine Lust auf eine Breze. Traurig.

Eigentlich hatte ich überlegt, ob ich stattdessen ein Brezen-SuB-Buch-Mash-up veranstalte, aber auch heute habe ich keine Breze gekauft, deswegen klappt das wieder nicht. Außerdem bin ich mir nicht sicher, wie gut Brezen zu Herta Müller passen, denn von Herta Müller ist das dieswöchentliche Buch. Genauer gesagt geht es um "Der Fuchs war damals schon der Jäger". Ich  mag den Titel total gerne, weiß aber gar nicht genau warum. Und so im Nachhinein muss ich bei dem Titel an "Vor dem Fest" denken. Überall Füchse. Füchse sind gute Tiere.

Aber ich darf mich nicht wieder verhaspeln. Herta Müller. Der jagende Fuchs. Meine Ausgabe ist eine kleine Fischer-Ausgabe, die hat keinen richtigen Klappentext, die hat innen einen Text und ich weiß nicht genau, wie dieser Text dann heißt, ich weiß aber, dass das auch ein Paratext ist. Alles ist Paratext! 

Rumänien in den letzten Tagen des Ceaușescu-Regimes: Es sind Bilder der allgegenwärtigen Bedrohung und der Angst, Bilder der Demütigung und der Aussichtslosigkeit, die das Fundament dieses so eindruchsvollen Romans bilden. Aus ihnen erheben sich, zögernd, die Personen: Adina, die Lehrerin, und ihre Freundin Clara, Ingenieurin in einer Fabrik. Als Clara sich in einen Offizier des Geheimdienstes verliebt, der Adina und eine Gruppe junger Musiker beobachten soll, zerbricht die Freundschaft der Frauen. Ein Fuchsfell in Adinas Wohnung wird zum Symbol ihrer Bedrohtheit. Von Clara noch rechtzeitig vor der Verhaftung gewarnt, kann Adina mit dem Musiker Paul aufs Land fliehen, wo sie den Sturz des rumänischen Diktators erleben. Aber die Bedrohung bleibt, der Fuchs ist immer noch der Jäger. 

Von Herta Müller habe ich bisher nichts gelesen, es scheint mir auch so, dass ich mir das Buch im Rahmen einer "Oh, eine Deutsche hat den Literaturnobelpreis gewonnen"-Euphorie besorgt habe. Eigentlich würde es sich lohnen, das Buch noch vor der Leipziger Buchmesse zu lesen, weil ich dort gerne zu der Lesung von Herta Müller gehen würde. Damit ich eine Ahnung habe, was die Frau so schreibt. Aber ich wollte doch schon Clemens Meyer zur Buchmesse lesen. Und muss noch tausend andere Bücher lesen. Oh weh. 

Randnotiz: Ich verstehe das Coverbild nicht. Warum wurde die Aubergine von Gabeln aufgespießt? Warum denke ich, wenn ich das Cover aus der Entfernung sehe, immer, dass das irgendein Tier mit langen Beinen ist? Was will mir der Coverbildmacher- oder auswähler damit sagen?

Mittwoch, 18. Februar 2015

Kaltblütig von Truman Capote.


Originaltitel: "In Cold Blood" - Aus dem Amerikanischen von Thomas Mohr -Erschienen bei Kein & Aber - Mai 2007

Im November 1959 wird in Holcomb, Kansas, die vierköpfige Familie Clutter brutal ermordet. Wenige Wochen später werden die Täter Dick Hickock und Perry Smith auf der Flucht geschnappt. Truman Capoe erfährt aus der "New York Times" von dem Verbrechen und beschließt, am Tatort zu recherchieren. Er spricht mit Bekannten und Freunden der Familie, mit der Polizei. Schließlich erhält er Gelegenheit, mit den beiden Mördern zu reden. Mit der Zeit gelingt es ihm, so viel Nähe zu ihnen herzustellen, dass sie ihm präzise Innenansichten ihrer Seele erlauben. Fast sechs Jahre nach der Tat begleitet er sie bis an den Galgen.

Es hat länger gedauert, aber nun bin ich fertig. Und begeistert. "Kaltblütig" ist selbst für mich Krimi-Thriller-Nichtliebhaber fesselnd. Und schockierenderweise musste ich gerade nochmall nachgucken, ob es den Mord wirklich gegeben hat. Obwohl ich das weiß. Obwohl "Kaltblütig" ein Tatsachenroman ist, obwohl Truman Capote damit "ein neues literarisches Genre: die 'non-fiction novel', den Tatsachenroman" begründet hat. Obwohl ich letztes Jahr "Capote" gesehen habe und der Film die Arbeit von Truman Capote an diesem Buch zeigt. Trotzdem musste ich  nochmal recherchieren. Weil das Buch zu echt wirkt. Zu viel weiß. Zu gut recherchiert ist. Und deswegen auch einfach nur im Kopf von Capote entstanden sein könnte. Ist aber nicht so. Und das finde ich sehr faszinierend, weil ich erst dachte, dass ein Tatsachenroman sehr eintönig werden könnte. Man hätte auch einfach eine Polizeiakte lesen können, dort stehen auch Fakten zum Fall der ermordeten Clutters. Aber Capote hat durch die Befragung unterschiedlicher, am Fall beteiligter Personen ein komplettes 360-Grad-Bild erschaffen. Alle kommen zu Wort. Die Polizisten, die Täter, die Familien der Täter, die Frau des stellvertretenden Sheriffs, in deren Küche Perry Smith während der Gerichtsverhandlung eingesperrt ist. Alle. Nur nicht die Clutters. Und auch Truman Capote selbst nicht. Erst ganz am Schluss wird ein Journalist erwähnt, mit dem sich Perry Smith angefreundet hat.

Wäre man gemein, würde man sagen, Truman Capote hat eine Nacherzählung geschrieben. Die kennt man aus der Schule, die waren immer schlecht. Aber irgendwie hat Truman Capote es geschafft, dass "Kaltblütig" nicht wie eine Nacherzählung wirkt. Das Buch ist zu detailliert dafür. Auch sprachlich hebt sich Truman Capote von einer simplen Nacherzählung ab. Nein, "Kaltblütig" ist nicht blumig oder schwer oder künstlich. "Kaltblütig" ist nüchtern geschrieben, ohne einfach oder langweilig zu wirken. 

Nachdem ich vor "Kaltblütig" noch "Breakfast at Tiffany's" gelesen habe, bin ich nun voll drin im Truman-Capote-Fieber und hätte sehr gerne die Gesamtausgabe von Kein &  Aber, weil die so schick ist. Und weil ich Truman Capote mag.

Montag, 16. Februar 2015

Die Bücherregal-Gewissensfrage.

Seit knapp einem Jahr wohnen Herr Gatsby und ich zusammen in unserer feinen Wohnung. Das ist sehr prima und wir mögen unsere Wohnung sehr (auf jeden Fall hat sich Herr Gatsby nicht negativ geäußert). Nur manchmal gibt es es ein Problem. Und das hängt mit dieser Ecke zusammen. Der Bücherregalecke.
Um welches schwerwiegende Problem es sich dabei handelt?


Es geht um die Bücherordnung.

Bisher sind die Bücher so geordnet, dass links alle Bücher von Herrn Gatsby stehen (und noch in einem weiteren Regal, welches sich neben der Wohnzimmertür befindet. Der Herr ist viel besser als ich, der Herr braucht drei Bücherregale) und in den rechten Bücherregalen stehen meine Bücher. Herr Gatsby sortiert alle Bücher, egal ob gelesen oder ungelesen, alphabetisch. Ich teile das Bücherregal in einen gelesenen und in einen ungelesenen Bereich und sortiere dabei auch alphabetisch. 

Das Problem, welches sich nun ergibt, ist folgendes: Wenn man zwei Büchermenschen zusammensteckt, dann kann das schon mal vorkommen, dass man Bücher doppelt hat. Beim Einzug haben wir daher unsere Bücher verglichen und bei doppelten Exemplaren jeweils eins in den Keller verbannt. Deswegen steht beispielsweise "Schweigeminute" von Siegfried Lenz bei mir und nicht mehr bei Herrn Gatsby. Außerdem habe ich die Ehre, Harry Potter in meinem Bücherregal zu beherbergen. Da unser Lesegeschmack relativ unterschiedlich ist (ich bin für die seichten Mainstream-Dinge zuständig, Herr Gatsby für die Hochliteratur ... Oh Gott. Hab ich damit jetzt Siegfried Lenz als "seichten Mainstream" bezeichnet? So war das nicht gemeint!), gab es auch relativ wenige Überschneidungen. Doch in letzter Zeit macht sich Unmut breit. Herr Gatsby hätte gerne eine andere Lösung. Herr Gatsby hätte gerne ein gemeinsames Bücherregal, damit alle Bücher zusammenstehen. Was ich teilweise sogar sinnvoll fände. Er hat zum Beispiel zwei Bücher von Thomas Glavinic, die in meiner Sammlung fehlen. Ich habe dafür mehr Bücher von Martin Walser. Und die schöneren Ausgaben von Herr der Ringe (behaupte ich jetzt einfach mal). Und ich glaube, eigentlich-heimlich will Herr Gatsby Die Tribute von Panem bei sich stehen haben. Oder Gatsby. Also Herrn Fitzgerald. 
Jetzt kommt aber das "Aber".
Irgendwie will ich die Bücherregale nicht mischen. Ich will meine Bücher sehen. Alle zusammen. Auf einem Blick. Und ich weiß, dass ich die natürlich immer noch sehe, wenn die Bücher gemischt im Regal stehen, aber dann gehen die vielleicht unter! Oder ich vergesse, welche Bücher ich habe. Außerdem hätte ich gerne weiterhin meinen Regalteil mit den ungelesen Büchern. Weil ich sonst komplett den Überblick darüber verliere, welche Bücher ich noch nicht gelesen habe.
Das sind beides aber irgendwie schlechte Argumente, das weiß ich selber. Was also tun? Soll man Bücherregale mischen? Soll man auf geteilte Bücherregale bestehen? Soll man einen Ehevertrag aufsetzen, damit Bücher, die in die Wohngemeinschaft eingebracht wurden, auch später wieder dem rechtmäßigen Besitzer zugeführt werden? Bin ich sehr albern?

Sonntag, 15. Februar 2015

Mein Programm für die Leipziger Buchmesse 2015.

Falls ich es gestern noch nicht auffällig genug erwähnt habe - ich fahre dieses Jahr zur Leipziger Buchmesse. Zum ersten Mal! Ich bin schon ganz aufgeregt. Ob Leipzig wirklich ganz anders ist als Frankfurt? Auf jeden Fall bin ich dieses Mal anders, ich plane meinen Besuch ordentlich. Seit 12.02. ist das Programm der Leipziger Buchmesse online und seit diesem Tage durchstöbere ich eben jenes Programm nach interessanten Veranstaltungen. Heute habe ich aus den interessanten Veranstaltungen einen ersten, vorläufigen Plan gebastelt, schockierenderweise überschneidet sich relativ wenig. Wenn ich für die Uni Stundenpläne bastel, sieht das immer anders aus. 

Hier nun ein Auszug meines "Dinge, die ich während der Leipziger Buchmesse machen möchte"-Plans: 

Preis der Leipziger Buchmesse - Vorstellung der Nominierten der Kategorien Belletristik, Sachbuch/Essayistik und Übersetzung & Preisverleihung. 
Ich kenne zwar bisher keins der Werke, bin aber auf einige Bücher sehr gespannt. Beispielsweise würde ich gerne die neue Übersetzung von Nils Holgersson lesen. Und von Elisabeth Edl habe ich die neue "Madame Bovary"-Übersetzung, weil Herr Gatsby nicht wollte, dass ich eine andere Übersetzung lese. Bei den anderen Kategorien kenn ich keines der Bücher. Ich kenne Kafka. Trotzdem bin ich daran interessiert, wer warum gewinnt.

Wir Glücklichen von Amy Bloom - Lesung
Ich hab das Buch zwar noch nicht gelesen, aber es interessiert mich sehr, weil ich eine kleine Vorliebe für die 20er bis 40er Jahre habe, auch wenn ich diese Vorliebe nicht so richtig erklären kann. Jedenfalls spielt das Buch in den 40ern und in den USA und es geht um Schwesternfreundinnen und das klingt alles sehr fein. Da kann ich mir ja auch mal was draus vorlesen lassen.

Viel mehr als Lektoren - Gespräch
Weil da Karla Paul spricht.
(Das reicht als Grund. Mehr Gründe muss ich nicht aufführen)

Der Tag, als meine Frau einen Mann fand von Sibylle Berg - Lesung und Gespräch
Allein der Buchtrailer amüsiert mich, weil der mal gut ist und Buchtrailer sind doch nie gut. Aber vielleicht ist dieser Buchtrailer auch nur gut, weil Olli Schulz mitspielt. Jedenfalls habe ich von Sibylle Berg bisher nur "Der Mann schläft" gelesen, ulkigerweise klingt das neue Buch ein wenig ähnlich, was ja nichts schlechtes bedeuten muss. Weswegen ich also zu dieser Lesung gehen werde, um zu gucken, ob das gut klingt.

Nicht sterben von Terézia Mora - Lesung
Hm. Ist das ein roter Faden? Ich hab auch dieses Buch nicht gelesen, ich habe kein einziges der Bücher gelesen, zu deren Lesungen ich gehen möchte. Ich habe aber von Terézia Mora ein Buch im Regal stehen. Das Ungeheuer. Und ich würde das eigentlich gerne mal bald lesen, mein Problem ist aber, dass ich nicht weiß, wie man das Buch liest. Das ist ja quasi zweigeteilt - oben steht ein Text und unten steht ein Text und ich weiß nicht, ob man da einfach immer eine Seite liest oder erst den oberen Text komplett und dann den unteren Text komplett und das strengt meinen Kopf so sehr an, weil es dafür doch eine Lösung geben muss, deswegen verschiebe ich die Lektüre immer. Aber zu ner Lesung kann ich ja trotzdem gehen. Ist ja auch ein anderes Buch. 

Herta Müller - Leseabend
Jaja, richtig. Ich hab nichts von ihr gelesen. Ich hab ein Buch von ihr im Regal. Es ist ein roter Faden.

Das grüne Rollo von Heinrich Steinfest - Lesung
...
Ich hab sogar ZWEI Bücher von Heinrich Steinfest in meinem Regal stehen. Eins gelesen, eins ungelesen. Und ich glaube, ich mag Heinrich Steinfest sehr. Irgendwie denkt mein Kopf immer, da würde "Der grüne Kakadu" stehen. Auch wenn sich Rollo und Kakadu gar nicht mal so ähnlich sehen.

Was erwarten Blogger von Verlagen und Autoren? - Gespräch
Ja, was erwarten denn Blogger von Verlagen und Autoren? Ich weiß gar nicht, was ich erwarte, ich bin aber gespannt, was andere Leute so erwarten. Außerdem bilde ich mich dann quasi schon mal vor, wenn ich irgendwann ein Verlag bin. Oder so ähnlich.



Gibt es noch Tipps, Tricks und Hinweise, was ich unbedingt machen sollte? Hab ich die beste Veranstaltung der Welt übersehen? Außerdem war ich noch nie in Leizpig (noch nie. Also, so gar nicht), gibt es auch crazy Dinge, die man in der Stadt gesehen haben sollte, bevor man stirbt?
Ansonsten freue ich mich schon sehr. Und bis zur Buchmesse muss ich mir noch einen externen Akku für mein Handy kaufen, sonst wird das ein sehr trauriger Buchmessenbesuch, denn nur mit Smartphone wird ein Buchmessenbesuch zu einem guten Buchmessenbesuch. Wehe, die haben kein gescheites Internet! 

Samstag, 14. Februar 2015

Das SuB-Buch der Woche - Folge 9.


Ein Trend setzt sich fort. Günther rennt weg. Deswegen bin ich immer ganz verwirrt, weil ich nicht weiß, welches Buch denn nun als nächstes dran ist, weil das vorherige Buch nicht mehr in meiner Bücherinventarliste steht. Sehr kompliziert. Mal sehen, ob ich nach diesem Beitrag das vorgestellte Buch auch wieder entsorge.

Sie reden eine Nacht lang, der junge Mann und eine Freundin. Sie haben einander zufällig wiedergetroffen, sie denkt vielleicht an ein gemeinsames Leben, doch er weiß, dass es anders kommen wird. Clemens Meyer erzählt von der verpassten Liebe, der Hoffnung, einmal im Leben den großen Gewinn einzustreichen, und von dem Willen, etwas aus sich zu machen. Seine Helden sind Menschen, die mit dem Leben kämpfen, strauchelnde Glückssucher und ruhelose Nachtgestalten.

Das ist - "Die Nacht, die Lichter" von Clemens Meyer. Ausgezeichnet mit dem Preis der Leipziger Buchmesse. 2008. Vorne im Buch habe ich gerade ein Amazon-Lesezeichen gefunden. Das untermauert meine Notiz in der Bücherinventarliste, dort steht nämlich, dass ich das Buch während meines Amazon-Praktikums beim Bücherbazar käuflich erworben habe. Ich erinnere mich noch an diesen Bücherbazar, als wäre es gestern gewesen. Oder so ähnlich. Ich habe eine komplette Postkiste voll Bücher gekauft und konnte die aber nicht alle gleichzeitig heimbringen, weil meine Tasche zu klein war, weswegen der Heimtransport drei Tage gedauert hat. Häppchenweise ernährte sich das Eichhörnchen. 
Zurück zum Buch.
Ich dachte, ich hätte schon einmal etwas von Clemens Meyer gelesen. Habe ich aber gar nicht. Deswegen bin ich nun ein wenig verwirrt, warum ich das Buch überhaupt gekauft habe. Schließlich steht da ein Gegenkaufargument groß auf dem Cover - Stories. Stories bedeutet, dass das keine zusammenhängenden (oder nur grob zusammenhängenden) Geschichten sind. Stories. Kurzgeschichten. Erzählungen. All das. All das mag ich doch erst seit kurzer Zeit bzw. weiß ich gar nicht, ob ich das immer noch mag, vielleicht hat sich das Mögen noch nicht verfestigt. Kaschnitz hab ich nämlich immer noch nicht fertig gelesen (und ich verrate jetzt keine Seitenzahl, ha!). Aber eigentlich klingt "Die Nacht, die Lichter" nicht schlecht. Obwohl der Klappentext so gut wie gar nichts sagt. Das Buch darf auf jeden Fall bleiben. Vielleicht lese ich es auch gleich bald demnächst, weil gleich bald demnächst die Leipziger Buchmesse ist und wenn ich nach Leipzig fahre (ich habe noch gar nicht erwähnt, dass ich nach Leipzig fahre. Ich fahre nach Leipzig!), könnte ich ja einen ehemaligen Preisträger lesen und dann zu der Preisverleihung gehen und die neuen Preisträger angucken. Ausgefuchst!

Mittwoch, 11. Februar 2015

Wenn Lesen zum Wettbewerb wird.

Seit Anfang des Jahres lese ich vermehrt Bücherblogs. Was irgendwie verwunderlich ist, weil ich schon sehr lange Blogs lese und schon sehr lange selber blogge. Aber durch das #bookup bei Piper, durch den ständigen Kontakt mit Bücherblogs in der Arbeit und durch die Aufnahme von Instagram in meine tägliche Online-Routine, hab ich mehrere neue Blogs kennengelernt, denen ich nun folge. Das ist schön und erfreut mich, denn die meisten Fashion-Mode-Lifestyle-Blogs, denen ich sonst so folge, langweilen mich in letzter Zeit so sehr, dass ich die Beiträge bei Feedly meist nur überfliege, um Bildchen anzugucken und dann sind die "gelesen". Eigentlich wäre es sinnvoller, meine Feedsammlung einmal auszumisten, doch dafür bin zu faul. 

Jedenfalls. Zurück zu den Bücherblogs. Es gibt etwas, was mich bei Bücherblogs irritiert. Auch, wenn das längst nicht alle machen, ist es mir doch in den letzten Wochen verstärkt aufgefallen (und bei Twitter hab ich das schon mal angesprochen - mit unterschiedlichen Reaktionen). Ich nenne es mal - den Lesewettbewerb. Und damit meine ich nicht die niedlichen Vorlesewettbewerbe in der Schule, bei denen man am Schluss einen Büchergutschein gewinnen kann. Ich rede von der eigenartigen Entwicklung, dass man Bücher besonders schnell lesen muss, damit man besonders viele Bücher im Jahr gelesen hat.
Am Anfang des Jahres wurden verschiedene Challenges gestartet, bei denen man zum Beispiel verschiedene Bücher zu verschiedenen Themen lesen muss.
Es werden Apps vorgestellt, mit denen man sein Lesepensum organisieren kann, die eine Stoppuhr haben, damit man weiß, wie lange man gelesen hat und die einem sagen, wie lange man noch für ein Buch braucht, wenn man in diesem Tempo weiter liest. 
In den Seitenleisten von Blogs finden sich immer häufiger Widgets, damit man als Leser genau weiß, auf welcher Seite der Blogger gerade bei welchem Buch ist.
Blogger berichten am Anfang des Monats, wie viele Bücher sie in diesem Monat lesen werden.
Und so weiter und so fort.



Und ich denk mir nur - warum? 

Welchen Mehrwert hat es für mich, wenn ich weiß, auf welcher Seite ein Leser gerade steckt? Welchen Mehrwert hat es für mich, wenn mir eine App sagt, dass ich bei diesem Tempo aber sicherlich noch drei Wochen für das Buch brauchen werde? Setzt das nicht unter Druck? Unter Druck kann ich nicht lesen. Das war der Grund, warum ich bei Schullektüren immer versagt habe. Jeden Tag Lesetagebuch für die Schule führen - ging nicht. Wenn ich mir überlege, dass ich nun eine App für das Verwalten meiner Leseerfolge benutze, dann würde das derzeit sehr traurig aussehen, weil ich mich gerade nicht zum Lesen motivieren kann. Obwohl ich "Kaltblütig" von Truman Capote sehr mag. Geht gerade nicht. Es muss aber auch niemand sehen, dass ich seit drei Tagen auf Seite 238 herumgurke. Und kostet es nicht Zeit, diese ganzen Statistiken zu führen? Könnte man nicht in der Zeit, in der man seinen Lesestatus aktualisiert, noch eine Seite mehr lesen?

Auf der anderen Seite - ja, ich führe eine Bücherliste. Seit 10 Jahren (oh Gott, jetzt fühle ich mich wieder alt) schreibe ich auf, welche Bücher ich gelesen habe. Erst auf Papier, jetzt in einer fancy Exceltabelle, die mit einer Bücherinventarliste ausgestattet ist, damit ich weiß, welche Bücher ich habe und welche davon noch nicht gelesen wurden. Das mache ich hauptsächlich, um mich daran zu erinnern, welche Bücher ich gelesen habe. Und welche Bücher ich habe. Manchmal habe ich nämlich Aussetzer und denke, ich habe ein Buch noch nicht und will das kaufen (und manchmal möchte ich Bücher kaufen, weil die mir so bekannt vorkommen - aus meinem eigenen Bücherregal). Aber das ist meine Liste, die nur am Ende des Jahres in den Blog übertragen wird. Niemand weiß, wie lange ich für ein Buch brauche - außer, ich jammere aktiv darüber, wie lange ich für ein Buch gebraucht habe. Und nach einer Woche habe ich vergessen, wie lange ich das Buch gelesen habe, weil mir das nicht wichtig ist.
Ich lese nicht, um mich mit anderen zu messen, ich lese, weil ich gerne lese. Und wenn ich in einer Phase bin, in der ich nicht lese, dann lese ich eben nicht. Glücklicherweise bin ich da keiner App und auch keinem Lesestatus-Widget Rechenschaft schuldig. 

Oder ignoriere ich gerade den neuesten heißen Trend und bin damit eine alte Bücher-Rollator-Oma?

Dienstag, 10. Februar 2015

Aufbrezeln in München - Teil 6.

Letztens ist mir aufgefallen, dass diese Brezen-Test-Aktion für mich bedeutet, dass ich jede Woche mindestens eine Breze essen muss. Egal, ob ich will oder nicht. Schockierend. Bisher habe ich mir nämlich nicht so regelmäßig Brezen gekauft, auch wenn ich gerne Brezen esse. Ich gestehe, dass ich meistens, wenn ich in der Uni etwas esse, eine Laugensemmel esse, weil Laugensemmeln ganz viel vom fluffigen Teig haben.

Nun also aber eine Breze. Die ich am Mittwoch nach der Arbeit gekauft habe. Also ist es keine Arbeitswegbreze, sondern eine Heimfahrtbreze. Doch fast hätte ich diese Breze nicht kaufen können, weil die beiden Verkäufer beim Bäcker erst einmal versucht haben, beim großen "Wie lange kann ich einen Kunden ignorieren"-Wettbewerb teilzunehmen. Ich finde, es sollte bei diesem Wettbewerb Bonuspunkte für das offensive Augenkontakt-Vermeiden geben. Das konnte die beiden nämlich richtig gut. Doch irgendwann hat sich einer der Verkäufer doch erbarmt und mir eine Breze verkauft. Vielen Dank dafür.

Name: Brezen (die Kasse hat von Brezen gesprochen. Mehrzahl. Also heißt die Breze jetzt Brezen)
Preis: 0,55 Euro
Kaufort: Bäckerei Zoschke am Leonrodplatz. Die Bäckerei kannte ich bisher noch gar nicht. Aber die kommen laut Papiertüteninfo auch eigentlich aus Niederbayern. Damals in der Grundschule beim HSK-Unterricht (Heimat- und Sachkunde! Wir haben gelernt, was ein Bergfried ist und dass unser Schloss einen hat. Außerdem hatten wir mal eine Prüfung, wo man Städte nennen musste, die mit "Burg" enden) hab ich wohl nicht richtig aufgepasst, ich weiß nie, wo Niederbayern beginnt und Oberbayern anfängt und sowas.
Optik: sehr hell, sehr dick, mittelgroß, mit einer ausreichenden Salzmenge bestückt, dicke Ärmchen, gar nicht aufgesprungen
Konsistenz: außen ein klein wenig knusprig, innen sehr fluffig, aber eher so in die Richtung 70% Luft, 30% Teig und beim Reinbeißen fällt alles sofort zusammen und krümelt herum. Ärmchen haben die gleiche Konsistenz
Geschmack: mal wieder eher belanglos. Langsam hab ich Angst, dass die große Mehrheit der Brezen so schmeckt. Außerdem war die Breze sehr trocken.
Gesamturteil: Nee. Nicht so gut. Weder die Erinnerung an den Kauf der Breze noch die Breze selbst lösen bei mir irgendwelche positiven Gefühle aus. Dieses Mal bin ich streng und vergebe 1 von 5 Punkten. So. 


Samstag, 7. Februar 2015

Das SuB-Buch der Woche - Folge 8.


Der Jüngling musste gehen. Falls ich doch jemals meine russische Seele (inspiriert durch Josefina) entdecken sollte, entdecke ich einfach die Dostojewskij-Gesamtausgabe in Gatsbys Bücherregal. So einfach ist das. Außerdem hat mir der Verkauf vom Jüngling und weiteren Büchern knapp 30 Euro gebracht. Plus mehr Platz im Bücherregal. Platz im Bücherregal ist ja quasi eine Währung, die man nicht zu hoch schätzen kann.
Nun also zum nächsten SuB-Buch. Ein Buch, welches bereits seit 2010 ungelesen in meinen Händen weilt bzw. eben nicht in meinen Händen, denn wenn es in meinen Händen wäre, dann hätte ich es gelesen.

Die beiden Gymnasiasten Paul und Günther interessieren sich für hübsche Mädchen und wilde Poesie. Sie verachten die Erwachsenen, feiern ausgelassene Partys und haben nur ein Ziel: die Liebe ihres Lebens zu finden - und jung zu sterben. Paul, der sich bereits einen alten Revolver besorgt hat, schreibt seine schönsten Gedichte für Hilde, Günthers sinnliche Schwester. Sie fühlt sich jedoch auch zu anderen hingezogen und liebt das Spiel mit dem Feuer. Eines Nachts fallen zwei tödliche Schüsse ...

Hierbei handelt es sich um "Was nützt die Liebe in Gedanken" von Arno Meyer zu Küingdorf (der heißt wirklich so, ich dachte erst, ich hab in meiner Bücherliste einen Vertipper und wollte den korrigieren. Geht aber nicht). Und ich hab eine prima Ausgabe mit vielen Filmfotos! Traurigerweise habe ich den Film (mit Daniel Brühl!) gar nicht gesehen. 


Am liebsten mag ich die Bildunterschrift zum Foto rechts oben - Günther rennt. 

Ich weiß, dass ich das Buch damals unbedingt wollte, weil ich den Titel so schön fand. So schön poetisch. So schön rebellisch (man beachte - ich war da fünf Jahre jünger). Jetzt weiß ich nicht mehr so genau, ob ein schöner Titel alleine ausreicht, um mich zu motivieren, das Buch zu lesen. Auch gut, dass ich diese Überlegungen erst jetzt anstelle, obwohl das Buch auch schon letzte Woche im Regal stand, als ich Bücher aussortiert habe, um sie zu verkaufen. Kennt wer das Buch? Oder den Film? Sollte man das lesen/gucken? Irgendwie erinnert es mich von der Grundgeschichte an "Frühlings Erwachen" und das fand ich nur so mitttelgut.

Donnerstag, 5. Februar 2015

Was man studiert, wenn man Buchwissenschaft studiert - 2. und 3. Semester

Vor fast einem Jahr gab es bereits einen ersten Blogeintrag zum Thema "Du studierst Buchwissenschaft? Was ist denn das?" und nachdem nun Semesterferien sind und meine verbleibende Studienzeit immer kleiner wird (in Worten: Noch ein Semester), dachte ich mir, könnte ich noch ein paar Worte zu den vergangenen zwei Semestern verlieren. 
 
Als kleine Zusammenfassung des ersten Blogeintrags zitiere ich mich nun selber, um zu erklären, was man überhaupt im Studiengang Buchwissenschaft: Verlagspraxis macht:

In der Kurzversion erkläre ich das immer mit "BWL für Verlage"

 
Ich hatte ja bereits gesagt, dass prinzipiell das erste Semester beim Masterstudiengang Buchwissenschaft: Verlagspraxis das Praxissemester ist. Und ich hatte auch schon gesagt, dass die meisten entweder das Praktikum schon gemacht haben oder es erst nach dem zweiten Semester machen. Auf jeden Fall folgte bei mir nach dem ersten Semester das zweite Semester und damit die Kurse aus dem - zweiten Semester. Verrückt. Folgende Fächer habe ich besucht:
 
Projektmanagement
Die Aufgabe in diesem Kurs bestand darin, den Netzwerkabend der buchwissenschaftlichen Studiengänge zu organisieren. Meine Gruppe war die Dekogruppe und die Deko war fantastisch. Leider muss ich jetzt bei Papierkranichen immer irre kichern und ich weiß auch gar nicht, ob ich die überhaupt noch falten kann. Oder will. Ansonsten war der Netzwerkabend ganz nett. Als Organisator hält sich der Netzwerk-Aspekt etwas in Grenzen und der Raum war klimabedingt grenzwertig (Juni! Es war heiß! Der Raum befand sich unterm Dach! Und die Klimaanlage war defekt!), aber soweit ich das mitbekommen habe, hat es den Gästen gefallen.
 
Buch/Medienprojekt
In echt hieß das Blockseminar dann "Digitale Produkte entwickeln" und wir sollten spontanen Ideen zu digitalen Produkten weiterentwickeln und präsentieren. Schockierendweise hatte ich sogar eine spontane Idee. Irgendwas mit Leseproben-Wartezeit-Verkürzer - eine App mit Leseproben (in der weiteren Überlegung wurden daraus auch komplette Bücher), die man jeweils nur in der Wartezeit (zum Beispiel beim Arzt, in Zug, etc.) lesen kann, weil man sich dort in ein Netz einwählt und wenn man da nicht mehr ist, kann man nicht mehr weiterlesen (aber dann will man weiterlesen und dann kauft man das Buch. Jawohl). Falls jemand auf die Idee kommt, diese Idee zu klauen - ich habe mehrere Zeugen und Unterlagen, dass das meine bzw. unsere Idee war. Ha!
 
Redaktion und Lektorat
Mein Lieblingsseminar. Wir durften echte Manuskripte bzw. Auszüge aus den Manuskripten bearbeiten. Und haben gelernt, dass Lektoren nicht nur lesen, sondern quasi Projektmanager sind. Ich mochte das Seminar, weil die Dozentin sehr kompetent und direkt von und aus der Praxis erzählt hat. Die Prüfungsleistung bestand darin, einen Manuskript-Auszug zu lektorieren und dem Autor einen Brief zu schreiben. Lustigerweise ist das Buch kurz danach erschienen und der Auszug sieht komplett anders aus als in unserer Version. Und damit mein ich nicht kleine Änderungen, sondern große. Die Länder wurden vertauscht!
 
Urheber-, Verlags- und Medienrecht
Ich weiß jetzt, wen man wann verklagen kann! 70 Jahre nach dem Tod des Autors endet die Schutzfrist! Manchmal finde ich solche Rechtssachen ja ganz nett, weil man sie gut lernen kann und verstehen kann (in ihrem eigenen Rechtsuniversum). Aber Jurist möchte ich doch nicht werden. 
 
Herstellung
Positiv: Am Ende des Semesters sind wir mit dem Kurs (bzw. mit den Leuten aus dem Kurs, die Lust hatten = 8) nach Regensburg zur Druckerei Pustet gefahren. Was lustig war, weil ich damals während meiner Ausbildung auch schon dort war. Nix hat sich verändert. NIX! Ist immer noch schön da.
Negativ: Ich hatte das Gefühl, dass sich der Kursinhalt ständig wiederholt hat. Wenn man ein Blatt Papier dreimal faltet, bekommt man 16 bedruckbare Seiten. Ja. Und es gibt verschiedene Papiersorten, aber dazu komme ich gleich noch einmal beim nächsten Kurs. Wenigstens war die Prüfungsleistung nicht so schlimm, ich hab eigentlich nur meine ganzen Mitschriften zusammengefasst und als Thesenpapier abgegeben.
 
Materialität des Buches
Dazu hab ich mir extra das Buch von Herrn Funke gekauft. Buchkunde! Wir mussten grüppchenweise Referate halten, meine Gruppe hatte das Thema Papier und ich das Unterthema Papiersorten. Dafür hab ich extra verschiedene Online-Druckereien angeschrieben, ob die mir Papierproben schicken können. Haben sie. Und so wurde mein Referatsteil zu einem "Show and Tell"-Erlebnis. Mit Anfassen! Bei der Hausarbeit (die einzige Hausarbeit, die ich während des Masterstudiums schreiben musste) hab ich mir ein anderes Thema ausgesucht. Lumpen! Lumpensammler! Und warum die armen Lumpensammler irgendwann verschwanden. Genannt hab ich die Hausarbeit "Papier wächst nicht auf Bäumen". Humorvolle Hausarbeitstitel - Kann ich.

Das waren die Pflichtfächer. Und weil ich unterbeschäftigt und fleißig und interessiert war, hab ich noch drei weitere Kurse besucht. Einmal eine Einführung in die neuere deutsche Literatur, um mal zu wissen, was Literatur überhaupt ist. Eine Vorlesung zu Geschlechterkonzeptionen in der skandinavischen Literatur des 19. Jahrhunderts - das war total interessant und Nora von Ibsen mag ich jetzt total gerne und irgendwann muss ich noch die ganzen Beauvoir-Bücher lesen, die in der Vorlesung als Literaturhinweis genannt wurden. Und dann noch einen Methodenkurs zur Buchwissenschaft, um zu lernen, welche Methoden und welche Theorien in der Buchwissenschaft so angesagt sind. Glücklicherweise habe ich dieses Seminar besucht, denn man könnte quasi sagen, dass dort der Grundstein für meine Masterarbeit gelegt wurde. Aber dazu gleich.

Das war also das 2. Semester. Meiner Meinung nach eindeutig besser als das 1. Semester. Es gab zwar immer noch einige Dinge, die ich organisationstechnisch nicht ganz verstehe, aber so ist wohl jedes Studium.

Nach dem 2. Semester folgt das 3. Semester und eigentlich hätte ich bereits im Herbst meine Masterarbeit beginnen können, weil ich alle Pflichtveranstaltungen besucht und mein Praktikum absolviert habe. Ich wollte aber nicht. Erstens hatte ich keine Ahnung, über was ich schreiben könnte. Zweitens wollte ich die vorgegebene Studienzeit von vier Semestern ausnutzen. Und das tat ich auch. Ich habe im letzten Semester freiwillig acht Kurse besucht: einen Französischanfängerkurs (weil gratis Sprachkurse muss man mitnehmen, solange man kann), eine Gender-Vorlesung (die nur durch den gemeinsamen Besuch mit meinem Bruder erträglich wurde), ein Seminar zu Büchner-Preisreden (Reden sind irgendwie sehr interessante Texte. Lest mal mehr Reden!), ein Seminar zur Buchbranche im 1. Weltkrieg (allein schon für die Geschichtsnachhilfe hat sich der Kurs gelohnt), ein Seminar zu Buch und Werbung (voll gut! Überall ist Werbung! Überall sind Bücher!), ein Blockseminar zu wissenschaftlichen Editionen (sollte meiner Meinung nach eigentlich ein Pflichtkurs sein, weil wissenschaftliche Editionen total spannend und komplett anders als andere Bücher sind), ein Blockseminar zum Online-Buchhandel (wie gut mein Referat war, bei dem ich einfach nur Social-Media-Seiten von Verlagen gezeigt habe) und das Blockseminar zur Masterarbeit (als Vorbereitung und Inspirationsquelle für meine Masterarbeit).
So ein freiwillig-selbstausgesuchtes Semester ist auch mal ganz nett, aber ich bin nun auch froh, dass es vorbei ist, weil irgendwann auch die Motivation abhanden kommt, wenn man nichts machen muss. 

Nun steht also das 4. und damit letzte Semester vor der Tür. Ab März schreibe ich meine Masterarbeit. Und ich bin über mich selbst überrascht, aber ich hatte bereits im Dezember eine erste Themenidee, die sich zwar nun weiterentwickelt hat, aber in den Grundzügen hat sich das Thema nicht verändert. Es geht um Briefwechsel. Meine eigentliche Idee war es, zu untersuchen, ob es Unterschiede in den Briefwechseln zwischen weiblichen Autoren und Verlegern und männlichen Autoren und Verlegern gibt. Ich hab schon Tagträume entwickelt, wie ich im Siegfried-Unseld-Archiv nach Briefen forsche (und reich und berühmt werde, weil ich bisher unentdeckte Briefe entdecke). Der Arbeitsaufwand wäre hier aber relativ hoch gewesen - zu hoch für eine Masterarbeit. Aber meine Betreuerin hat mir einen Aufsatz empfohlen, den wir bereits im Methodenkurs gelesen haben. Und wenn man den Aufsatz genauer liest, dann schreibt der Autor quasi "Hallo! Guckt mal! Ne Forschungslücke!" und ja. Diese Forschungslücke wird nun mein Thema. Ich werde den Briefwechsel zwischen Carl Zuckmayer und Gottfried Bermann Fischer und den beiden Ehefrauen lesen. Und dann hoffentlich Dinge herausfinden. 

Und wenn dann alles gut geht und Juli ist, dann bin ich mit der Masterarbeit fertig. Und mit dem Studium. Und werde dann bestimmt wissen, was ich danach machen möchte. Ganz bestimmt.