Freitag, 7. März 2014

Was man studiert, wenn man Buchwissenschaft studiert.

Wie dringend ich eigentlich gerade meinen Praxisbericht beenden müsste. Wie wenig Lust ich dazu gerade habe. Außerdem muss ich viel schreiben, um die Leerzeichen-Taste am neuen Laptop (neuer Laptop!!!) einzuarbeiten. Die hängt nämlich noch sehr oft und das nervt. Gut. Dafür könnte ich auch meinen Praxisbericht schreiben. Da muss ich nämlich viel schreiben. 45.000 Zeichen. Bisher habe ich 17.000 Zeichen. Da geht also noch was. Aber nicht jetzt. Jetzt mag ich gerade nichts Studienbezogenes machen, deswegen dachte ich mir - schreib ich was über mein Studium. Kluges Kind ist klug! Jedenfalls. Über verschiedene Wege (Blogkommentare, Facebook, mein Fragebogen zu einer Hausarbeit) wurde ich bereits zu meinem Studium befragt und immer, wenn ich sage, dass ich Buchwissenschaft studiere, muss ich erstmal erklären, was das ist. Das ist fast so wie damals in der Ausbildung, weil niemand weiß, dass Buchhändler ein  Ausbildungsberuf ist. Jawohl. Ist es. Und Buchwissenschaft ist ein Studium. Ha! In der Kurzversion erkläre ich das immer mit "BWL für Verlage". Ist das ein bisschen fies und gemein? Nee. Eigentlich nicht. In der Langversion würde ich mein Studium (welches offiziell Masterstudiengang Buchwissenschaft: Verlagspraxis heißt) bisher so beschreiben:

Das erste Semester ist eigentlich das Praxissemester, aber soweit ich das mitbekommen habe, machen die meisten ihr Praktikum in einem der späteren Semester oder haben bereits die 6 Monate Praktikum zusammen (so wie ich. Weswegen ich auch eigentlich bis zum 14.03. meinen Praxisbericht fertig haben sollte, damit mein Praktikum auch anerkannt wird ...). Mein erstes Semester war also kein Praxissemester sondern das dritte Semester. Ich hatte die Fächer aus dem dritten Semester. Und im kommenden zweiten Semester habe ich die Fächer aus dem - wait for it - zweiten Semester. Unfassbar.
Und welche Fächer waren das bisher?

Theorien und Methoden der empirischen Sozialforschung.
Eine Einführung zur Sozialforschung. Fragebogen, Befragung - auf was muss man dabei achten? Wir mussten immer zwei oder drei kurze Texte und eine Studie zu einem bestimmten Thema (beispielsweise Fragebögen) lesen und in der nächsten Stunde wurden die wichtigsten Dinge aus den Texten nochmal besprochen. Nachdem ich schon in meinem BWL-Studium Marktforschung als Vorlesung hatte, war da nicht mehr so viel Neues für mich dabei. Zu dieser Übung gehörte noch ein ...

Projekt zur Marktforschung.
In diesem Blockseminar sollten wir dann unsere Learnings aus Sozialforschung anwenden und in einer Fallstudie Marktforschung betreiben. Jeder durfte sich ein Thema aussuchen (Jugendbuch-Dystopien, hurra!) und sollte zu diesem Thema die Zielgruppe definieren. Das war meine Freizeitbeschäftigung in den letzten Wochen. Fragebogen erstellen, Fragebogen auswerten, Daten sammeln, Fallstudie schreiben. War ganz nett, nur hab ich das in meiner Bachelorarbeit auch schon gemacht. Das kann jetzt entweder ein Vorteil sein oder ein Nachteil. Ich werde dann sehen, was die Note sagt.

Marketing und Marke.
Bestes Blockseminar ever. Mit zwei unfassbar klugen und engagierten Dozenten, die wussten, von was sie sprechen. Es ging viel um Sinus-Milieus (Lieblingsthema bei allen BWL-Dozenten ...) und die Limbic-Map. Wie muss der Marketing-Mix an digitale Produkte angepasst werden? Wie arbeitet man einen USP heraus? Bewertungsgrundlage war ein Referat, in welchem wir einen Verlag und dessen Homepage vorstellen und dabei die Zielgruppe analysieren sollten. Wie viel Mühe ich mir für die PowerPoint-Präsentation gegeben habe (Ja, ich mag die Farbbalken! Die repräsentieren die Hauptfarben der verschiedenen Internetseiten, die wir für die Zielgruppe rausgesucht haben. Total mitgedacht!)

 

Presse- und Öffentlichkeitsarbeit.
Dazu kann ich leider nicht viel sagen, weil ich alle Themen, die dort angesprochen wurden, bereits aus meinem BWL-Studium kannte. PR - Tu Gutes und sprich darüber!

Markt- und Werbepsychologie im Buchmarkt.
Bastel-Blockseminar! Yay! Erst wurden grundlegende Aspekte der Markt- und Werbepsychologie besprochen (auf was muss man achten, wenn man ein Plakat gestaltet), danach durften wir anhand dieser Punkte selber ein Plakat erstellen. Quasi - das hier:


Dazu wurde noch eine kurze Prüfung geschrieben (wie viele Einheiten kann sich das Kurzzeitgedächtnis merken?). War insgesamt ein gutes Blockseminar. 

BWL für Buchwissenschaftler.
Joah. Was soll ich da groß zu sagen? Vielleicht hat man es zwischenzeitlich mal mitbekommen, aber früher hatte ich BWL für BWL-Studenten. Daher war die Vorlesung eher ...redundant. Wobei ich noch nicht ganz herausgefunden habe, welcher Wissensstand hier eigentlich gefordert ist. Aber - dazu gleich mehr.

Verlagsmanagement.
Hurra, Hurra, wir gründen einen Verlag. Und auch wenn ich am Anfang nicht daran geglaubt habe, schlussendlich ist wirklich ein Buch veröffentlicht worden. Und ich durfte Lektorin spielen. Höhö. Insgesamt war es etwas anstrengend, was an der Koordination der Gruppen lag. Aber das soll man doch auch in Gruppenarbeiten lernen. Hab ich gehört. 

Das waren meine sieben Pflichtfächer. Dazu hatte ich noch einen kurzen Kurs in XML, der mir gut gefallen hat. 

Insgesamt - und damit komme ich zu meinem Kommentar bei BWL für Buchwissenschaftler zurück - fand ich dieses Semester sehr BWL-lastig, was für mich eher so semi-toll war. Das Problem ist aber, dass in dem Studiengang hauptsächlich Geisteswissenschaftler sind, die bisher mit BWL nichts am Hut hatten. Und da finde ich es manchmal etwas eigenartig, was an Wissen bereits vorausgesetzt wird. Ich hab das Gefühl, dass man in dem Studiengang noch nicht ganz genau weiß, was man eigentlich möchte. Will man BWLern die Verlagswelt näher bringen oder will man Geisteswissenschaftlern die BWL näher bringen?

Ich hoffe auf nächstes Semester, da hören sich die meisten der Vorlesungen noch nicht nach BWL an (Redaktion und Lektorat! Strukturwandel im Literaturbetrieb! Herstellung!). Wobei ich vielleicht nochmal ausdrücklich sagen sollte, dass mir das Studium gut gefällt. Ich persönlich würde mir nur weniger BWL und mehr Literaturwissenschaft (wenn das der richtige Begriff ist. Literaturdinge! Verlagsdinge! Lustige Geschichten von Verlegern und Autoren!) wünschen. Außerdem ist das Studium viel zu kurz. In einem Jahr bin ich schon wieder fertig. Wah!

Wer sich für den Studiengang Buchwissenschaft: Verlagspraxis interessiert, findet hier weitere Informationen. Zum Eignungstest habe ich hier bereits etwas geschrieben. Und natürlich dürfen alle Menschen auch gerne Fragen stellen. Jetzt. Hier zum Beispiel.

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