Samstag, 31. Oktober 2015

Fotobreze - Oktober 2015

Ein dicker Pulli, eine warme Teetasse, ein laubloser  Baum vor dem Fenster - aber die fiesen Balkonblumen blühen plötzlich wieder. Verrückt. Dabei ignoriere ich die seit mindestens zwei Monaten, weil sie doch eh nie das tun, was Blumen tun sollen. Ich freue mich also nur heimlich ein bisschen, sonst merken die Blumen das bestimmt und fallen augenblicklich in sich zusammen. Deswegen konzentriere ich mich lieber auf diese kleine, aber feine Bilderauswahl aus dem vergangenen Monat. Und bis heute Abend muss ich noch rausfinden, wie man die Haustürklingel abschaltet ... 



// Wie er guckt! Darf ich ihn mitnehmen? Bitte? //
// Wie es guckt! Darf ich es mitnehmen? Bitte? Dieses Nackenwärmerkissen wünsch ich mir gar sehr //
// Wie es ... naja. Steht. Ich werde nie ein Pferdemädchen werden, aber lustige Bildchen in alten Büchern sind schon lustig //

Montag, 26. Oktober 2015

Praterveilchen von Christopher Isherwood.


Originaltitel: Prater Violet - Aus dem Englischen von Brigitte Jakobeit - Erschienen bei Hoffmann und Campe - 2015 - Herzlichen Dank für das Leseexemplar!

Es ist das Jahr 1933, Europa steht am Abgrund, und in London laufen die Dreharbeiten für eine Filmschnulze namens Praterveilchen. Der ebenso temperamentvolle wie narzisstische Regisseur Friedrich Bergmann, ein österreichischer Jude, hadert mit der Oberflächlichkeit seiner Branche und leidet an den politischen Entwicklungen in seiner Heimat. Doch kaum jemand schenkt seinen Mahnungen Gehör ...

Ein weiterer Isherwood durfte bei mir einziehen. Wieder eine Neuauflage aus dem Hause Hoffmann und Campe. Das heißt im Umkehrschluss - mir fehlt nur noch "A Single Man" und dann würden die drei Schönheiten nebeneinander im Regal stehen. Bis es soweit ist, erzähle ich einmal mehr zu "Praterveilchen".

Samstag, 24. Oktober 2015

Das Licht der letzten Tage von Emily St. John Mandel.


Originaltitel: Station Eleven - Aus dem Englischen von Wiebke Kuhn - Erschienen im Piper Verlag - 2015

Niemand konnte ahnen, wie zerbrechlich unsere Welt ist. Ein Wimpernschlag, und sie ging unter Doch selbst jetzt, während das Licht der letzten Tage langsam schwindet, geben die Überlebenden nicht auf. Sie haben nicht vergessen, wie wunderschön die Welt war und sie weigern sich zu akzeptieren, dass alles für immer verloren sein soll. Denn selbst das schwächste Licht erhellt die Dunkelheit. Immer. 

Bevor ich diese Rezension beginne, möchte ich noch sagen, dass mir "Das Licht der letzten Tage" von Emily St. John Mandel (Extrapunkte für den Namen!) unheimlich gut gefallen hat. Ich habe ein wenig Angst, dass ich das nicht richtig vermitteln kann. Ich kann nämlich auch gut verstehen, wenn jemanden das Buch nicht gefällt. Oh. Und möglicherweise werde ich Handlungselemente erwähnen, die als Spoiler gelten. Nur als Vorwarnung.

Sonntag, 18. Oktober 2015

#LBLesertreff und ein Messesamstag.


Ein bisschen muss ich mir noch den Schlaf aus den Augen reiben, aber so grundsätzlich bin ich wach. Und halbwegs schmerzfrei. Mein kurzer Messeausflug ist nun also vorbei und ich möchte davon berichten. 

Mittwoch, 14. Oktober 2015

Buchmesse oder Nicht-Buchmesse - Das ist hier die Frage!

Dieser Blogeintrag hat zwei Seiten. Eine gute Seite und eine gute Seite. Eine Buchmessen-Seite und eine Nicht-Buchmessen-Seite. Beginnen wir mit der Nicht-Buchmessen-Seite:


Montag, 12. Oktober 2015

Fieber am Morgen von Péter Gárdos.


Originaltitel: Hajnali lás - Aus dem Ungarischen von Timea Tankó - Erschienen bei Hoffmann und Campe - 2015 - Herzlichen Dank für das Leseexemplar!

Sommer 1945. Der Junge Ungar Miklós hat das Konzentrationslager überlebt und es nach Schweden geschafft, wo die Ärzte ihm nur noch sechs Monate zu leben geben. Doch Miklós hat andere Pläne: 117 Briefe schreibt er an junge Frauen aus seiner Heimatstadt. Eine dieser Frauen wird er heiraten, das hat er sich fest vorgenommen. Lili liest seinen Brief und beschließt, ihm zu antworten. Sie ist die Richtige, das weiß er. Jetzt müssen sie nur noch einen Weg finden, wie sie heiraten können - und Miklós darf nicht sterben.

Ein Buch, für welches der Verleger den Druck der Vorschau stoppen lässt, weil er den Titel unbedingt noch ins Herbstprogramm aufnehmen will, ein Buch, welches ohne Cover in der Vorschau abgedruckt wird, dafür schreibt der Verleger aber einen Brief, in welchem er erklärt, wie besonders dieses Buch doch ist, dass ihn das Fieber gepackt hat. Das weckt Interesse. Das baut Erwartungen auf. Hohe Erwartungen. Kann "Fieber am Morgen" von Péter Gárdos diese Erwartungen erfüllen?

Miklós wird 1945 aus einem Konzentrationslager befreit. Er kommt nach Schweden (warum Schweden? Wenn ich mich richtig erinnere, wird nie erklärt, warum es ausgerechnet Schweden ist) in ein Auffanglager für ehemalige KZ-Gefangene und erhält dort von einem Arzt eine niederschmetternde Diagnose - Tuberkulose. Der Arzt (eine sehr sympathische Figur, wenn ich das schon mal vorwegnehmen darf) gibt ihm noch sechs Monate zu leben. Miklós lässt sich davon nicht einschüchtern. Er lässt sich die Adressen von ungarischen Frauen in Schweden geben, mit dem Ziel, eine davon zu heiraten.

Lili wird 1945 aus einem Konzentrationslager befreit. Sie kommt nach Schweden in ein Auffanglager für ehemalige KZ-Gefangene und wird dort gepflegt. Eines Tages erhält sie einen Brief von einem ihr unbekannten Mann, der aus Ungarn, aus Debrecen stammt und sie fragt, ob sie ihn kennt. Erst will sie nicht antworten, sie kennt den Mann schließlich nicht, doch im Krankenbett langweilt sie sich und so beginnt die Briefkorrespondenz zwischen Lili und Miklós, an deren Ende die Hochzeit, die Rückkehr nach Ungarn und die Geburt von Péter Gárdos steht. 

Der Autor erzählt in "Fieber am Morgen" die Geschichte seiner Eltern, die ihm bis zum Tode seines Vaters unbekannt war. Ein Tatsachenbericht, also. Ein Tatsachenbericht über zwei Holocaust-Überlebende und deren Kampf gegen die Vergangenheit und für die Liebe. Kann man da überhaupt etwas negatives zu sagen?

Ja. Kann man. Muss man. Es tut mir auch ein wenig leid. Ich hatte wirklich nicht die Absicht, dieses Buch zu kritisieren. Ich habe mich auf die Lektüre gefreut, ich war ein wenig verwirrt, als "Fieber am Morgen" beim Literarischen Quartett so schlecht weggekommen ist. Aber nach der Lektüre kann ich dem Urteil von Maxim Biller zustimmen: "Das ist ein ganz schlimmes, kitschiges Buch, das ist ein totaler Holocaust-Kitsch!" - Ich könnte noch den ganzen Rest von Maxim Biller zitieren, aber das wäre ein wenig eintönig, also guckt es euch einfach an. Und auch, was Juli Zeh "Fieber am Morgen" sagt, stimmt: "Ich wehr mich dagegen zu sagen 'Das ist eine wahre Geschichte, also muss ich es gut finden.'" - Nur weil etwas wahr und belegbar ist, ist es noch lange nicht eine gute Geschichte.

Péter Gárdos erzählt auf trivialste Art und Weise kitschige Anekdoten aus dem Leben seiner Eltern. Ja, das wird sicherlich ein erfolgreicher, massentauglicher, tränenreicher Film, das Buch weckt aber bei mir keinerlei Emotionen. Es ist belanglos. Die Sprache ist ungelenk und das ist nicht, wie Christine Westermann behauptet, irgendwie sympathisch, das ist einfach nur schlecht. Es wird eine Liebesgeschichte konstruiert, wo keine Liebesgeschichte ist, es gibt eine tragische Rettung in letzter Sekunde aus dem Konzentrationslager, es gibt Religionsdebatten und damit verbundene Entschlüsse, die dann einfach über Bord geworfen werden - aber nichts davon wirkt lebendig, sondern nur platt. 

Lest lieber "Roman eines Schicksallosen" von Imre Kertész. "Fieber am Morgen" ist für mich kein Buch, welches mich in Fieber versetzt. Schade. Die großspurige Ankündigung verpufft leider beim Lesen des Buches. 

Montag, 5. Oktober 2015

Cocktails von Pamela Moore.


Originaltitel: Chocolates for breakfast - Aus dem Amerikanischen von Tanja Handels - Erschienen im Piper Verlag - 2015 - Vielen herzlichen Dank für das Leseexemplar!

"Wir werden Champagner zum Frühstück trinken, und ich verspreche dir, es wird ein grandioser Sommer." - Courtney Farrall ist sechzehn Jahre alt und lebt das aufregende Leben einer erwachsenen Frau. Auf den ausschweifenden Künstlerpartys ihrer Mutter, in den schummrigen Hotelbars und den mondänen Bungalows von Hollywood. Verzweifelt sucht sie nach Halt.

Ihr mögt Sylvia Plath? Ihr mögt F. Scott Fitzgerald? Ihr mögt mich? Dann lest "Cocktails" von Pamela Moore und lasst uns gemeinsam eine Bande gründen! Ein wenig hatte ich vor der Lektüre dieses Buches Angst, weil der Verlag sehr stark mit der Ähnlichkeit zu Sylvia Plath geworben hat und die Plath mag ich schon wirklich arg gerne (hier fällt mir mal wieder ein, dass ich dringend wieder "Die Glasglocke" und noch dringender endlich mal ihre anderen Bücher lesen muss). "die Wiederentdeckung eines modernen Klassikers" heißt es außerdem im beiliegenden Informationsmaterial. Aber - ich wurde nicht enttäuscht, sondern vollkommen zufriedengestellt.

Courtney Farrall ist die Tochter einer alternden Schauspielerin, die versucht, in Hollywood Rollen zu ergattern. Klappt aber nur semigut. In der Zwischenzeit lebt Courtney im Internat (da ging mein Herz schon auf, früher liebte ich Geschichten, die in Internaten spielten und ja, ich liebte insbesonderes "Hanni und Nanni, danke der Nachfrage) und vertreibt sich die Zeit mit ihrer Zimmergenossin Janet, einem verwöhnten, reichen Mädchen. Die Schwärmereien für eine Lehrerin werden relativ schnell unterbunden, Courtney verlässt das Internat, weil ihre Mutter Angst hat, Courtney würde dort depressiv werden. Als ob das in Hollywood besser werden würde. Alkohol und die Entjungferung durch einen schwulen Schauspieler hinterlassen bei der melancholischen Courtney starke Spuren, auch der Umzug nach New York bringt keine Besserung. Sie lässt sich von Party zu Party, von Rausch zu Rausch treiben und lässt ihre Kindheit und Jugend viel zu schnell hinter sich. 

"Ist dir schon mal der Gedanke gekommen, dass wir vielleicht ein bisschen albern klingen könnten?"
"Nein, eigentlich nicht", erwiderte Courtney nachdenklich. "Aus meiner Sicht klingt es eher albern, dass die anderen Leute da draußen ihre Rechnungen bezahlen."

Was mich an "Cocktails" besonders begeistert hat, ist Pamela Moores Gespür für ihre Figuren und der Zeit, in welcher sich diese bewegen. Und das sag ich nicht nur, weil Isherwood und Fitzgerald erwähnt werden. Auch sonst wird das mondäne Leben im Hollywood bzw. in New York der 50er Jahre sehr schön eingefangen. Partys, um der Party willen, Alkohol und Sex, um die Eltern zu schockieren. Die Lost Generation der 50er Jahre. Und mittendrin Courtney, die auf der Schwelle zwischen Kind und Erwachsene, Mädchen und Frau steht, ihren Platz im Leben verzweifelt sucht und diese Suche doch lieber verschiebt, um noch einen Scotch zu trinken. 

Dazu kommt ein sehr feinsinniger Humor (Beispiel: Courtney isst bei ihrer Freundin Janet, während diese mit ihrem Vater streitet, macht sich Courtney Gedanken über die Qualität des Lammkoteletts), der mich sehr erfreut hat. 

Ja, "Cocktails" von Pamela Moore hat Ähnlichkeiten mit "Die Glasglocke" von Sylvia Plath, auch die Schicksale der beiden Autorinnen ähneln sich frappierend (Selbstmord in jungen Jahren), trotzdem schafft es "Cocktails" einen eigenen Ton für diese Coming-of-age-Geschichte anzuschlagen. Es ist also auf keinen Fall ausreichend, eines der beiden Werke zu lesen. 

Welch Glück, dass dieser Bestseller der der 50er und 60er Jahre wiederentdeckt wurde. Mein Faible für die Roaring Twenties erweitert sich nun also noch zur Jahrhundertmitte hin. 

"Es ist nicht weiter tragisch, Engel. Menschen wie du und ich und Janet - wir sind einfach nicht fähig zur Tragödie. Das war kein Epos voll heldenhafter Figuren und großer Gefühle. Es war keine Tragödie. Es war nur ein Kinderspiel, das an sein Ende gelangt ist."

Sonntag, 4. Oktober 2015

Neu im Bücherregal - Die September-Bücher

Ein klein wenig traurig sieht der Bücherstapel für den September nun schon aus. Nur fünf Bücher sind neu hinzugekommen. Aber vielleicht ist dies auch ganz gut, im August habe ich es doch ein klein wenig übertrieben. Und seit Freitag liegen auch schon drei neue Oktober-Bücher bereit, die aber natürlich ordnungsgemäß erst in einem Monat hier präsentiert werden. Jetzt also erst einmal die kleine, aber feine September-Bücher-Auswahl:


Fieber am Morgen von Péter Gárdos. In der Vorschau von Hoffmann und Campe wurde dieses Buch geheimnisvoll angekündigt. Kein Cover! Ein Brief des Verlegers, in welchem er schrieb, dass er dieses Buch unbedingt noch in die Vorschau packen wollte, weil es so gut ist! Egal, ob Wahrheit oder kalkulierter Marketing-Trick - ich wurde neugierig und erfragte ein Leseexemplar. Gestern Abend habe ich die ersten 32 Seiten gelesen, ich erlaube mir aber erst einmal kein Urteil, dafür ist die gelesene Seitenanzahl noch zu gering. Im Literarischen Quartett erzielte "Fieber am Morgen" ein 2:2 (darüber hab ich mich beim letzten Blogeintrag über Literaturkritik gar nicht aufgeregt - Ernsthaft? Ein Fußball-Vergleich? Musste das sein?), wenn ich das Buch vor der Sendung nicht gekannt hätte, hätte es mich nicht angesprochen. 

H wie Habicht von Helen Macdonald. Ein Geschenk vom wunderbaren Bröselchen. Quasi als Auszeichnung und Belohnung dafür, dass wir uns während ihres Besuches keine Bücher gekauft haben. Bei "H wie Habicht" dachte ich die ganze Zeit, dass es ein Roman wäre, während wir uns "Druckfrisch" anguckten, wurde ich aber eines Besseren belehrt. Sachbuch. Die Autorin hatte beim Interview mit Denis Scheck (kein junger Hüpfer!) die ganze Zeit einen Habicht auf der Hand und hat sich mehr für den interessiert als für Herrn Scheck. Ich bin sehr gespannt, ob es Macdonald gelingt, interessant über den Verlust ihres Vaters und die Pflege eines Habichtes zu schreiben.

Quiches von Tanja Dusy (plus eine Quiche-Form - nicht im Bild). Ein GU-Küchenratgeber. Ich mag GU-Küchenratgeber sehr, weil sie ohne viel Schnörkelkram Rezepte ansprechend präsentieren. Mit Bildern zu jedem Rezept, sonst kann ich mir nicht vorstellen, wie das Essen aussehen soll. Vielleicht gibt es schon nächste Woche die erste Quiche aus diesem Buch. 

Magonia von Maria Dahvana Headley. Englisches Jugendbuch. Irgendwann einmal habe ich das Buch bei Instagram gesehen und war hingerissen vom Cover. Die Geschichte klang auch sehr interessant - ein Mädchen leidet an einer Lungenkrankheit und kann nur sehr schlecht atmen. Eines Tages entdeckt sie am Himmel ein Schiff, welches sie in eine andere Welt bringt, in eine Welt, in der sie plötzlich ohne Probleme atmen kann. Die Verbindung zwischen Realität und Fantasie durch eine Krankheit wirkt für mich erst einmal außergewöhnlich, hoffentlich verliert sich das Buch nicht in YA-Klischees.

Die Frau am See von Sara Gruen. Ein Leseexemplar, welches mir unaufgefordert geschickt wurde. Wenn ich den Klappentext lese, gruselt es mich ein bisschen, weil ich prinzipiell kein großer Fan von Landschaftsfrauenromanen bin. Aber dann steht da eben auch ein Zitat, in welchem Downton Abbey erwähnt wird und Downton Abbey mag ich wirklich sehr. Ich denke, ich werde einmal reinlesen und dem Buch eine kleine Chance geben. 

Samstag, 3. Oktober 2015

#aufeinbiermit ... Literaturkritik offline und online.

Den Donnerstagabend verbrachte ich zusammen mit Arbeitskollegen und weiteren Menschen in der Bibliothek des Literaturhauses München. Was man eben so macht. Unter dem Motto "Auf ein Bier mit ..." (sehr guter Hashtag, jawohl) versammelte sich die Münchner Buchbranche und hörte vier bzw. fünf klugen Köpfen dabei zu, wie sie über Literaturkritik sprachen: "Etwas Besseres als den Tod finden wir überall!" Katrin Passig, Karla Paul, Marie Schmidt & Katja Engelhardt über Literaturkritik

Katja Engelhardt (BR) und Marie Schmidt (DIE ZEIT) vertraten dabei (gewollt oder ungewollt) die Position der klassischen Literaturkritik, des Feuilletons (ich bin komplett unfähig, dieses Wort richtig zu schreiben, deswegen habe ich es in meinen Notizen auch sehr unleserlich geschrieben, damit meine Sitznachbarn nicht denken, ich wäre dumm ...), während Katrin Passig (Journalistin und Schriftstellerin) und Karla Paul (Verlegerin) für DAS INTERNET standen. In der Mitte saß der Moderator, Florian Kessler (Lektor), der trotz Neutralität in meinem Empfinden öfter versucht hat, Print vor dem bösen Internet zu schützen. 


Den Einstieg gab der gerade erst verstorbene Hellmuth Karasek, auch, wenn sich Florian Kessler eigentlich vom Tod fernhalten wollte - vom Tod der Literaturkritik. So sprach man anfangs noch recht freundlich darüber, dass es Literaturkritik für jede Sparte geben sollte, man bezeichnete Sascha Lobo als den Jan Böhmermann der Literatur (den dazugehörigen Artikel im Literatur-Spiegel habe ich  noch nicht gelesen. Was daran liegen könnte, dass ich den Literatur-Spiegel nicht gelesen habe. Kommt aber vielleicht noch) und stellte fest, dass die Rezension die heilige Kuh des Feuilletons ist. Doch im Laufe der Veranstaltung verließ man den Pfad der netten Plauderei und stieß auf die dunkle Seite der Literaturkritik - Literaturkritik will falsche Lektürevorlieben, falsche Lebensentwürfe ankreiden, so die Aussage auf der einen Seite. Die klassische Print-Literaturkritik brachte sich für mich in eine nicht nachvollziehbare Position, indem sie behauptete, Literaturkritik kann gar nicht auf Augenhöhe des Lesers schreiben. Wahrscheinlich will sie das gar nicht. Sie will auch keine "Hä?"-Kommentare unter ihren Artikeln lesen. Und dem Internet kann man ja auch keine klugen Texte zumuten. Dieses Internet mal wieder. Auch die Aussage, dass es objektiv bessere Bücher gibt, fand ich sehr schwammig, insbesondere, da keine Argumente aufgestellt werden konnten, was denn ein objektiv besseres Buch ausmacht. 

Mein Problem an dieser Position besteht im Grunde daraus, dass ich nicht verstehe, was objektiv bessere Bücher sein sollen und was die klassische Literaturkritik überhaupt will. Kaufanregungen geben ja angeblich nicht. Dass dann aber trotzdem fast nur Rezensionsexemplare besprochen werden, die die Verlage aber nicht aus Spaß und Nettigkeit verschicken, macht das ganze für mich sehr undurchsichtig. Können denn Journalisten, können Literaturkritiker neutral sein? Ist der Leser von der Straße in seinem Urteil über ein Buch nicht viel freier und objektiver als jemand, der stark in die Buchbranche involviert ist? 

Wobei sich diese Frage auch auf Buchblogger beziehen lässt. Kann man, wenn man gratis Rezensionsexemplare erhält, noch eine objektive Meinung über ein Buch äußern? Und ich möchte auch nicht behaupten, dass Buchblogs immer besser sind als die klassische Literaturkritik in der Zeitung (oder im Fernsehen. Gestern kam ja das neue Literarische Quartett - freundlicherweise hat das ZDF die Sendung gleich mal um 10 Minuten nach hinten verschoben, was vielleicht auch etwas über den Stellenwert dieser Sendung aussagt, aber das nur am Rande. Die dort gebotene Literaturkritik war mir persönlich zu schwubbelig und viel zu gehetzt, was am Format und dem engen Zeitplan liegen mag, vielleicht entspannt sich das im Laufe der Zeit noch. Wenn man Zeit dafür hat, vielleicht verschwindet das Quartett auch einfach wieder. Dann spiel ich einfach weiter "Das Literarische  Quartett" - Mit Geld gewinnt man immer!), bei Buchblogs, die jedem Buch 5 Sterne/Katzenaugen/Schmetterlingskothäufchen geben, versteh ich den Sinn auch nicht so ganz. Außerdem neigen Buchblogs (und da nehme ich mich persönlich gar nicht aus) sehr oberflächlich zu bleiben. Ich muss da selbst noch an mir arbeiten. Ich will nicht nur sagen, dass mir etwas gefallen/nicht gefallen hat, ich will auch sagen können, warum mir etwas gefallen/nicht gefallen hat.

Und nun - ihr. Was soll Literaturkritik in euren Augen schaffen? Welche Literaturkritik ist euch lieber - Print oder online, professionell oder die Masse? Gibt es objektiv bessere Bücher und was macht so ein Buch aus? Welche neue Punkte-Einheit sollte es unbedingt in Blogs geben? Und habt ihr das Literarische Quartett geguckt?