Immer noch nicht glücklich? Trotz Yoga-Retreat, Resilienz und Achtsamkeit?
Glück lässt sich lernen. Das will uns die boomende Glücksindustrie weismachen – mit ihren Seminaren, Ratgebern und Happiness-Indizes. Wenn wir uns nur ausreichend bemühen, kommt auch die Zufriedenheit. Aber was bedeutet es, wenn wir mit dieser Aufgabe alleingelassen werden? Wenn Unternehmen, Regierungen und öffentliche Institutionen sich aus der Verantwortung ziehen können? Wer sind die eigentlichen Nutznießer und wer die Verlierer der "Diktatur des Glücks"?
Und? Auf einer Skala von 1 bis 5, wie glücklich fühlt ihr euch gerade? Bevor ihr antwortet, sollten wir vielleicht ein paar Dinge klären. Was genau meine ich mit "glücklich"? Wie kann man Glück messen? Inwieweit ist die Skala und deren Einheiten definiert? Und lässt sich Glück überhaupt vergleichen?
In "Das Glücksdiktat" stellen Edgar Cabanas und Eva Illouz die aktuelle Fokussierung aufs Glücklichsein in Frage. Dabei kritisieren sie insbesondere die Positive Psychologie, die in den vergangenen Jahren immer mehr Einfluss in Wirtschaft und Politik gewonnen hat, um das Thema für die breite Masse aufzubereiten. Hier ein Achtsamkeitstraining, da eine Werbung für Coaching und jede Menge Bücher mit Titeln wie "Glücklich werden in 100 Tagen" (das habe ich mir zwar nur ausgedacht, aber wer weiß, vielleicht wartet schon ein Manuskript mit diesem Titel in irgendeiner Schublade).