Montag, 1. Mai 2023

Lesezeit im April 2023

Als ich die Bücher, die ich im April gelesen habe, aus den Regalen zusammengesammelt und platziert habe, musste ich ein wenig über das so harmonisch wirkende Farbschema schmunzeln. Keine Ahnung, wie das passieren konnte, aber der April war hier wohl eher pastellfarbig in rosa, apricot, weiß. Ein guter Kontrast zu dem ollen grauen Regenwetter, wie ich finde. 


»Schöne Mutanten« von Deborah Levy. Aus dem Englischen von Marion Hertle.
Mit diesem Buch hat meine Liebe zu Deborah Levy einen gewaltigen Dämpfer bekommen. »Was lese ich hier gerade eigentlich?« musste ich mich während der Lektüre viel zu häufig fragen. Von SM-Sex über sprechende Lamas bis hin zu abgetrennten Händen in einem Fleischverarbeitungsbetrieb – diese wilde Mischung aus Albtraumfantasien war mir doch etwas zu viel. Vielleicht ist das Frühwerk von Deborah Levy einfach nichts für mich und ich sollte mich lieber weiter auf ihre aktuellen Bücher konzentrieren. 

»Frühling« von Ali Smith. Aus dem Englischen von Silvia Morawetz.
Nach dem Herbst kommt bekanntlich der Frühling, jedenfalls wenn man meiner Jahreszeiten-Lektüre von Ali Smith glauben darf. Der Winter wird noch früh genug kommen. In »Frühling« verwebt Ali Smith die Geschichten eines Regisseurs, einer Angestellten in einem Abschiebezentrum und eines kleinen merkwürdigen Mädchens zu einem Blumenteppich, der durch den spontanen Witz in den Gesprächen seinen ganz eigenen Glanz erhält. Ich bin sehr entzückt und möchte nun auch endlich einmal etwas von  Katherine Mansfield lesen. Und natürlich auch bald mit der Lektüre von »Sommer« beginnen. 

»Institut für gute Mütter« von Jessamine Chan. Aus dem Englischen von Friederike Hofert.
Ich bin hier ein wenig hin- und hergerissen, weil ich die Grundlage von »Institut für gute Mütter« doch recht spannend finde, aber mir die Ausführung etwas zu glatt und nett vorkommt. Da geht Margaret Atwood mit »Der Report der Magd« eben doch viel weiter. 

»Enjoy Schatz« von Jovana Reisinger.
Von Jovana Reisinger hat mir » Spitzenreiterinnen« schon sehr gut gefallen und auch »Enjoy Schatz« hat genau die Tonlage, die ich mir gewünscht habe. Irgendwo zwischen Essay und Tagebuch aus dem Leben einer jungen Schriftstellerin. I like.

»Wo wenig Regen fällt« von Mary Hunter Austin. Aus dem Amerikanischen von Alexander Pechmann.
Beim diesjährigen Indiebookday hatte ich dieses Buch spontan in einer Buchhandlung entdeckt und mitgenommen, ohne viel darüber zu wissen. Mein first world problem bei Büchern ist ja immer, dass ich einfach sehr viele Bücher schon bei Instagram gesehen habe und selten etwas Unbekanntes finde. Hier war das mal wieder der Fall. Mary Hunter Austin nimmt uns mit in die Wüste und erzählt so mitreißend im besten Nature Writing-Stil vom Südwesten der USA, dass sogar ich als jemand, der meistens doch lieber auf der Couch sitzt, plötzlich anfängt zu überlegen, ob Wandern nicht doch mal ganz nett wäre. Ich hoffe sehr, dass dieses Buch-Schätzchen noch viel mehr Leser*innen findet. 

»Blaupause« von Theresia Enzensberger.
In der aktuellen Buchclub-Lektüre ging es ins Weimar der 1920er Jahre inklusive für mich ganz neuen Einblicken ins Bauhaus und das Architekturstudium. »Auf See« von Theresia Enzensberger hat mir ein wenig besser gefallen, weil der Stil dort merklich erwachsener geworden ist, trotzdem mochte ich die Atmosphäre in »Blaupause« sehr gerne. 

»Kochen im falschen Jahrhundert« von Teresa Präauer.
Könnte sich hier schon ein Jahreshighlight verstecken? Ich liebe, wie Teresa Präauer in »Kochen im falschen Jahrhundert« mit den Erwartungen der Leser*innen spielt und die Geschichte um ein Essen mit Freund*innen immer wieder von vorne aufrollt, sodass man nicht weiß, was wahr und was falsch ist. Und dann bekommt man auch noch Hunger auf Quiche und möchte selbst an einem großen Holztisch mit Freund*innen sitzen. Oder lieber nicht. Lieber weiterlesen!

»Eva« von Verena Keßler. 

Eines meiner Lieblingsbücher der letzten Jahre ist »Nie, Nie, Nie« von Linn Strømsborg, das sich mit der Frage oder eben Nicht-Frage nach Kindern auseinandersetzt. Verena Keßler gibt nun in »Eva« vier ganz unterschiedliche Antworten darauf. Vier verschiedene Frauen, die an unterschiedlichen Positionen im Leben stehen und ganz unterschiedliche Positionen zu Kindern haben. Und egal, wie man selbst dazu stehen mag, bei jeder der Geschichten nimmt man nochmal neue Aspekte mit. Ein feinfühliges Buch zu einer großen Entscheidung. 

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