Freitag, 7. August 2015

Margos Spuren von John Green.


Originaltitel: Paper Towns - Aus dem Englischen von Sophie Zeitz -  Erschienen beim dtv -2015

Margo ist für Quentin das größte Geheimnis und zugleich das Wundervollste, was er sich vorstellen kann. Aber erst als sie verschwindet, lernt er sie richtig kennen.
Eine Roadnovel, ein Collegeroman und eine Liebesgeschichte - urkomisch, tiefschürfend, poetisch und berührend.

Es folgt: Der ultimative "Margos Spuren"-Buch-Film-Mash-up-Vergleich! Oder so ähnlich. Am Mittwoch nämlich habe ich den Film gesehen, am Donnerstag habe ich das Buch beendet. Zum Filmguckzeitpunkt hatte ich bereits die Hälfte des Buches gelesen, mir sind Spoiler aber prinzipiell egal und außerdem unterscheiden sich Film und Buch doch etwas, sodass es gar nicht schlimm ist, eine der beiden Umsetzungsmedien bereits zu kennen. 

Quentin steht kurz vor seinem Highschool-Abschluss (warum das als "Collegeroman" bezeichnet wird,  bleibt ein Geheimnis des Verlages ...) und betrachtet es als sein größtes Geschenk, neben Margo Roth Spiegelman zu wohnen. In ihrer Kindheit waren die beiden recht gut befreundet, doch je älter sie wurden, umso mehr drifteten sie auseinander. Margo wurde das beliebte, etwas verrückte Highschool-Mädchen, Quentin der schüchterne Junge mit den Außenseiter-Freunden. An diesem Punkt fällt mir mal wieder auf, wie furchtbar das US-amerikanische Highschool-System sein muss. Diese Cliquenbildung. Wie im Film! Quentin und Margo haben schon lange nicht mehr miteinander gesprochen, doch plötzlich steht Margo mitten in der Nacht in Quentins Zimmer und überredet ihn, sie auf einen Rachefeldzug zu begleiten. Ihr Freund hat sie nämlich mit ihrer besten Freundin betrogen. Außerdem müssen noch ein paar andere Plastikmenschen in der Plastikstadt Orlando dran glauben. Nach der Rachefeldzug-Nacht hofft Quentin, dass sich seine Beziehung zu Margo verändert. Das tut sie auch. Margo verschwindet nämlich und Quentin versucht sie mit allen Mitteln wiederzufinden.

Das ist - so grob zusammengefasst - der Plot von Buch und Film. Lustigerweise bedienen sich Buch und Film verschiedener Wege, um diesen Plot abzugehen, um schlussendlich zu einem ähnlichen Ende zu gelangen. 

Ich würde sagen, dass mir der Film ein klein wenig besser gefallen hat als das Buch, weil ich den Film-Weg insgesamt runder finde als den Buch-Weg. Obwohl der Buch-Weg am Anfang besser ist. Der Rachefeldzug gefällt mir sehr. Eigentlich hätte es mir gereicht, wenn sich das Buch nur darum dreht. Im Film wurden von den neun Ausgaben nur drei gezeigt (aber trotzdem sagt Margo, dass sie heute Nacht neun Aufgaben erledigen muss. Sehr durchdacht ...). Und sie waren nicht in SeaWorld! Meine Lieblingsszene stammt auch aus dem Film und zeigt, wie sich Quentin und seine Freunde Mut zusprechen, um einen verlassenen Laden zu betreten - mit Singen! "Ich will der Allerbeste sein, wie keiner vor mir war!" - Das Pokémon-Intro-Lied als Mutmacher. Herrlich.

Schwachpunkte haben sowohl Buch als auch Film. Der Größte davon - Margo. Für mich wird nicht klar, warum Quentin sich so sehr in die Suche nach ihr hineinsteigert. Und nein, ich finde nicht, dass das alleine mit "Aber er liiiiiiiebt sie doch!" erklärt werden kann. Was ist denn so faszinierend an Margo? Dass sie mal mit einem Zirkus abgehauen ist? Das reicht? Für mich kommt die Margo-Faszination nicht richtig rüber und deswegen kann ich nicht in die Lobeshymnen miteinsteigen. Für mich ist Margo eine egoistische, arrogante Person, die auf der Suche nach Aufmerksamkeit ist. Und weder Buch noch Film bringen glaubhaft rüber, warum sich Margo am Schluss so entscheidet, wie sie sich entscheidet.

(Da fand ich es ein wenig schade, dass der Film sich anscheinend nicht traut, Quentins Angst, Margo würde Selbstmord begehen, aufzugreifen)

Weiterer Kritikpunkt: Paper Towns! So lautet der Originaltitel des Buches, weil sich Margo in einer Paper Town, einer fiktiven Stadt, die es nur auf einer Landkarte gibt, um eben jene Landkarte gegen Plagiate zu schützen gibt. Außerdem bezeichnet sie Orlando als Papierstadt, als unechte Stadt mit unechten Menschen. Schöne Idee. Warum man das in der deutschen Ausgabe dann mit "Plastikstadt" übersetzen muss, um dann mühsam wieder auf die Kartografie-Bedeutung zu kommen, weiß man nicht. Im Film wird es gleich einfach Papierstadt genannt. Versteht man schließlich auch. 

Insgesamt also eher meh als yay. Um einen weiteren Vergleich einzubauen - "Das Schicksal ist ein mieser Verräter" von John Green hat mir wesentlich besser gefallen (wie glücklich ich also war, als da plötzlich Ansel Elgort in der Tankstelle stand. Wie lange ich gebraucht habe, bis ich verstanden habe, dass ich auch den Schauspieler von Quentin aus "Das Schicksal ist ein mieser Verräter" kenne ...). 

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