Sonntag, 4. Dezember 2022

Lesezeit im November 2022

Es ärgert mich ganz fürchterlich, dass ich in letzter Zeit so wenig lese. Da mögen die sechs gelesenen Bücher im November nun eine andere Sprache sprechen, doch ehrlicherweise sind die Bücher teilweise auch sehr dünn (vielleicht ist das auch mein Ausgleich zum Dicke-Bücher-Camp in der kalten Jahreszeit) und wurden hauptsächlich an den Wochenenden gelesen, weil ich unter der Woche viel zu häufig mit dem Handy in der Hand auf der Couch sitze. Ich nehme mir (wie schon so oft) für den nächsten Monat vor, diese Angewohnheit zu ändern. Dafür muss ich nur noch entscheiden, welches Buch ich als nächstes lesen möchte. Wünscht mir Glück. Für November hat mich diese Auswahl sehr erfreut: 


»Alle_Zeit« von Teresa Bücker.
Hochspannende Analyse über Zeit und was die Zeit und unsere Vorstellung von Zeit mit uns macht. Insbesondere mit der Frage, warum eine 40-Stunden-Woche das Ideal der Arbeitswelt darstellt, hat mich Teresa Bücker aufgerüttelt. Eine unbequeme, aber notwendige Lektüre. 

»The White Album« von Joan Didion.
Mit diesem Buchclub-Buch hatte ich unerwartet viele Probleme. Denn eigentlich mag ich Joan Didion wirklich gerne, »Das Jahr magischen Denkens« und »Let me tell you what I mean« haben mich längere Zeit beschäftigt. Bei »The White Album« konnte ich den Gedanken von Joan Didion nur mühsam folgen und nur einige Stellen sind mir positiv im Gedächtnis geblieben. Liegt es an den 60er Jahren, die in »The White Album« im Vordergrund stehen? Hat Joan Didion in diesen frühen Texten noch nicht den Sound, den ich an ihr schätze? Ich bleibe ein wenig ratlos zurück und überlege, welches Buch von Joan Didion ich zum Ausgleich als nächstes lesen möchte.

»Erinnerung eines Mädchens« von Annie Ernaux. Aus dem Französischen von Sonja Finck.
Weil Annie Ernaux in diesem Jahr den Literaturnobelpreis gewonnen hat und ihre Bücher recht schmal und handlich sind, habe ich mir für das Jahresende vorgenommen, noch einige ihrer Bücher zu lesen, weil das fix geht. Und an dieser Stelle muss ich ein wenig spoilern: »Erinnerung eines Mädchens« wird wahrscheinlich auf der Liste meiner Lieblingsbücher 2022 landen. Ich liebe es, wie Annie Ernaux eine Episode ihres Lebens nimmt und diese so fein seziert und dabei ihren inneren Kampf mit dem Geschriebenen offenbart. 

»Das Ereignis« von Annie Ernaux. Aus dem Französischen von Sonja Finck.
Mein kleiner Annie-Ernaux-Lesemarathon ging direkt weiter und auch bei »Das Ereignis« fasziniert mich diese Offenlegung privater Details ohne dabei einen unangenehmen Seelenstriptease zu veranstalten. Welch Glück, dass ich noch ein paar ungelesene Bücher von Annie Ernaux im Regal stehen habe.

»Galatea« von Madeline Miller. Aus dem amerikanischen Englisch von Ursula C. Sturm.
Nachdem mir »The Song of Achilles« gut gefallen hat, mir aber gerade nicht der Sinn nach »Ich bin Circe« steht, kam »Galatea« genau im rechten Moment. Ein wirklich sehr schön gestaltetes Büchlein mit einem kleinen, feinen Text, über den Madeline Miller im Vorwort selbst sagt, dass er ganz plötzlich in ihr Leben trat und sich in der Form stark von ihren anderen Texten unterscheidet. Als kleiner Appetitanreger sehr geeignet!

»Herbst« von Ali Smith. Aus dem Englischen von Silvia Morawetz.
Der Auftakt des Jahreszeitenquartetts hat mir erstaunlich gut gut gefallen und nun stehe ich vor dem Problem, dass ich »Winter« lesen möchte, aber das Buch gibt es noch nicht als Taschenbuch und für Hardcover-Bände ist nicht genug Platz im Bücherregal (als ob für Taschenbücher genug Platz wäre, aber  diese Tatsache ignoriere ich sehr gerne) und vielleicht wechsle ich nun doch die Sprache und lese die Reihe auf Englisch weiter, weil mir hier die Covergestaltung auch ein wenig besser gefällt und oh weh, dieses Bücher-Hobby ist schon schwierig. 

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