Samstag, 23. November 2013

Das größere Wunder von Thomas Glavinic - Buch und Lesung

Diese Woche war so voll mit fancy Events, da war es doch dann wirklich sehr praktisch, dass ich mit Husten und Schnupfen herumlief. Weswegen am Mittwoch dann auch keine Events (in dem Fall: Ausflug zur Münchner Bücherschau) stattfanden, weil ich so gerne krank im Bett liege. Hurra. Am Dienstag aber hielt sich die Erkältung noch in Grenzen, deswegen konnte ich guten Gewissens zur Lesung im örtlichen Buchhandel gehen. Herr Thomas Glavinic las aus seinem neuesten Buch "Das größere Wunder" und ich hatte das Buch einige Tage davor erfolgreich beendet. Pendelige Zugfahrten sind doch sehr praktisch (nur mit dem Hobbit komme ich gerade nicht weiter, oh weh!). Jedenfalls. Buch und Lesung gefielen mir sehr. Ich möchte jetzt eine kurze Inhaltsangabe zum Buch schreiben und werde auch Dinge verraten. DINGE! Dinge, wegen denen ich keine Frage bei der Lesung stellen konnte, weil ich die armen Menschen nicht verspoilern wollte, aber jetzt kann ich sie ja fragen. Ha!

In "Das größere Wunder" (Publikumsfrage bei der Lesung "Was ist denn nun das größere Wunder?", Autorantwort "Die Liebe") sitzt Jonas (Jonas! Immer ist es Jonas! Und nie ist es der selbe Jonas!) auf dem Mount Everest. Beziehungsweise sitzt er im Basislager und möchte auf den Mount Everest klettern. Und während er da so sitzt und kränkelt und schlecht ist ihm und allen anderen auch schlecht und alles ist voll anstrengend und das Wesster ist auch schlecht, jedenfalls, während er da so sitzt, hat er Zeit über den Weg, der ihn hierhergebracht hat, nachzudenken. Nicht der Weg von unten nach oben (hihi, das würde auch passen) zum Basislager, sondern zeitlich gesehen. Als Kind lebte er zusammen mit seinem Zwillingsbruder Mike, der bei der Geburt zu wenig Sauerstoff bekommen hat und deswegen geistig behindert ist, erst bei der alkoholsüchtigen Mutter, dann bei Picco, dem Großvater von Werner, dem besten Freund von Jonas. Picco ist ein - ja. Ich weiß es nicht. Mit was er sein Geld verdient, wird nie gesagt, es schwebt eine Mafia-Atmosphäre mit. Picco ist auf jeden Fall sehr reich. Er ermöglicht den drei Jungs einen sehr freien Lebensstil, sie bekommen Privatunterricht, können so viel Unsinn machen, wie sie möchten, ohne, dass sie je Ärger bekommen. Als Picco stirbt, erbt Jonas sein ganzes Vermögen. Damit reist er um die Welt. Er fliegt nach Buenos Aires, steht dort kurz in der Flughafentoilette und fliegt wieder nach Hause. Er kauft sich eine Wohnung in Rom und verlässt diese zwei Jahre nicht. In Norwegen lässt er sich ein riesiges Baumhaus bauen. Er reist und reist und reist, auf der Suche nach - der Liebe. Die er in Marie findet. Doch dann verlässt ihn Marie und er kommt auf die Idee, dass er ja auf den Mount Everest klettern könnte, denn dieser Berg hat ihn schon immer fasziniert. Außerdem ist bald Sonnenfinsternis und er reist Sonnenfinsternissen hinterher (ein Aspekt, der auch durch die Covergestaltung als halbwegs wichtig dargestellt wird, aber im Buch dann gar nicht mehr so wirklich aufgegriffen wird. Jedenfalls nicht auf dem Mount Everest, was ich sehr schade finde. Oder hab ich das überlesen?). Schlussendlich klettert er mit einigen Hürden auf den Berg und stirbt fast, um dann - im Basislager auf Marie zu treffen. Happy End (das wäre meine Frage gewesen - warum muss das Buch ein Happy End haben? Und warum behauptet Jonas, dass er nicht auf dem Gipfel war, wenn er doch auf dem Gipfel war?). 

Erzählerisch finde ich das Buch sehr fein, weil sich die Kapitel immer abwechseln mit Jonas-auf-dem-Berg und Jonas-in-der-Vergangenheit. Die Jonas-auf-dem-Berg-Kapitel fand ich sogar erstaunlicherweise total toll, dabei find ich Berge eher langweilig. Wandern auch. Bergklettern ist jetzt auch nicht gerade die Tätigkeit, die ich unbedingt mal machen will. Trotzdem war das alles sehr interessant und klang sehr echt. Was amüsant ist, denn bei der Lesung hat Glavinic gemeint, dass er sich das alles nur angelesen hat und selber nicht vor hat, auf einen Berg zu klettern. 

Bei der Lesung war ich überrascht, wie viele Menschen da waren. Mir ist zwar bewusst, dass Glavinic prinzipiell ein halbwegs bekannter Autor ist, aber irgendwie überrascht mich dann trotzdem, dass auch andere Leute seine Bücher lesen und kennen. Ist es peinlich, dass das jetzt meine dritte Lesung vom gleichen Autor war? Nee, oder? Gut, dann hab ich diesen Punkt auch abgehakt. Glavinic trug eine hübschhässliche Lesebrille (was ich jetzt extra erwähne, weil er selber so ein Theater um die Brille gemacht hat) und die Stille nach der Lesung, wenn Fragen gestellt werden sollen, ist immer wieder peinlich. Nein, ich mag da keine Fragen stellen, ich stelle auch keine Fragen in der Uni, bei beiden Gelegenheiten sind viel zu viele Menschen. Immer. 

Ja. Ich hatte ja schon gesagt, dass mir Buch (5 von 5 Punkten) und Lesung gefallen haben. Außerdem hab ich jetzt ein Autogramm im Buch, was aber gerade traurig ist, weil ich das Buch danach gleich Heidischatz ausgeliehen habe, damit sie es lesen kann. Im Gegenzug habe ich "Das Leben der Wünsche" zurückbekommen, ein guter Tausch also. Nee. Eigentlich nicht wirklich.

2 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

ich habe den neuen glavinic auch sehr sehr geliebt. ich mag ihn selbst als mensch glaube ich eher nicht so (hab ihn aber auch noch nie live getroffen.) jedenfalls mein buch des jahres und ich kann dir in allen punkten recht geben. habs auch gerade verliehen. *schnüff*

Marina hat gesagt…

Man sollte das Buch aber unbedingt verleihen - dann lesen es mehr Menschen. Das ist was gutes. ;)