Sonntag, 24. Februar 2019

Die Geschichte der Bienen von Maja Lunde.


Originaltitel: Bienes Historie - Aus dem Norwegischen von Ursel Allenstein - Erschienen im btb Verlag - 2018 - Herzlichen Dank für das Rezensionsexemplar!

Drei Familien, getrennt durch Jahrhunderte, unauflöslich verbunden mit der Geschichte der Bienen. 

Es ist Mitte Februar und in Bayern passiert etwas Außerordentliches. Menschen stehen draußen in langen Schlangen und warten nicht etwa auf ein Fußballspiel oder auf Freibier, nein. Die Menschen stehen in - mal längeren, mal kürzen - Schlangen vor den Rathäusern, um für das Volksbegehren Artenvielfalt zu unterschreiben. Bienen retten! Darum geht es. Prinzipiell geht es natürlich um viel mehr, das Insektensterben soll eingedämmt, Naturflächen geschützt und eine naturnahe Landwirtschaft betrieben werden. Die Biene als Sympathieträger zieht aber. Bienen retten, also! Zum Ende des Volksbegehren konnten 1.745.383 Unterschriften gesammelt werden, damit ist die Bienenrettung das erfolgreichste Volksbegehren in Bayern. 

Was passiert, wenn die Menschen sich nicht für das Insektensterben interessieren, beschreibt Maja Lunde in ihrem Buch "Die Geschichte der Bienen", der Auftaktband zu einer vierteiligen Klima-Reihe. 2017 wurde kein Buch öfter verkauft als eben jenes

Und ich war neugierig. Was genau hat es mit diesem Bienen-Hype auf sich? 


Die Grundidee von Maja Lunde ist schnell erzählt und setzt sich wohl auch im zweiten Band "Die Geschichte des Wassers" fort: Drei unterschiedliche Handlungsorte, drei Protagonisten, die durch die Zeit miteinander verbunden sind. Und die Bienen als Vermittler. In "Die Geschichte der Bienen" lernen wir also 1852 den gescheiterten Forscher William kennen, der unbedingt einen neuartigen Bienenstock entwicklen will. 2007 muss der Imker George hilflos mit ansehen, wie all seine Bienen auf mysteriöse Art und Weise sterben. Und im Jahre 2098 wird Tao selbst zur Biene und muss wie viele andere per Hand Blüten bestäuben. 

Ungeachtet des hochaktuellen Themas, welches Maja Lunde geschickt und unterhaltsam für einen Massenmarkt umsetzt, hat das Buch für mich doch einige Schwächen. Angefangen mit den wechselnden Perspektiven bzw. Protagonisten, einer Erzählweise, mit dem ich in letzter Zeit eh nicht warm werde. Oft sieht man beim Lesen den erhobenen Zeigefinger von Maja Lunde, die uns auf unsere Schwächen etwas zu gewollt aufmerksam macht. Und beim Tao-Teil musste ich viel zu oft die Augen verdrehen, weil ich ständig das Gefühl hatte, dass hier eine Europäerin auf Teufel komm raus einen Einblick in eine (dystopische) asiatische Kultur geben will. Das läuft so falsch, dass ich am Anfang sogar dachte, Tao wäre eine Europäerin, die nach China umgesiedelt wurde ...

Trotz dieser Schwächen habe ich das Buch innerhalb von einem Tag weginhaliert. Unterhaltsam und interessant schreiben kann Maja Lunde also. Und auch die Episode mit dem Imker George fand ich ganz wunderbar und hätte gerne sehr viel mehr über ihn gelesen.

Wohingegen ich noch nicht weiß, ob ich das Klima-Quartett weiterlese. Stattdessen plane ich dieses Jahr auf dem Balkon mehr bienenfreundliche Blumen zu pflanzen. Und das, obwohl ich eigentlich etwas Angst vor Bienen habe, nachdem ich in meiner Kindheit jedes Jahr von mindestens einer Biene gestochen wurde (meistens in unserem alten Garten, wenn der Eismann geklingelt hat und die sehr kleine, sehr junge Marina freudig barfuß über die Wiese gerannt ist ...).  

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