Montag, 14. Februar 2022

»Heartstopper« von Alice Oseman

Originaltitel: »Heartstopper« - Aus dem Englischen von Vanessa Walder - Erschienen bei Loewe - 2022 - Herzlichen Dank für das Rezensionsexemplar!

Dass Charlie schwul ist, weiß die ganze Schule. Dagegen ist Nick, der Star der Rugbymannschaft, so straight wie eine Goalline. Glaubt Charlie. Aber dann entwickelt sich eine intensive Freundschaft zwischen den beiden unterschiedlichen Jungen. Charlie weiß sofort, dass er in Nick verknallt ist. Nick braucht ein bisschen länger, bis ihm klar wird, dass er Jungen genauso heiß findet wie Mädchen – besonders Charlie. 

Schon seit vielen Jahre gehört der Webcomic »Heartstopper« von Alice Oseman zu meinen heimlichen Leidenschaften. Mit Webcomics kann ich ansonsten nicht viel anfangen, überhaupt sind Fortsetzungsgeschichten nicht mein Ding, ich hasse es, auf das nächste Kapitel warten zu müssen. Doch bei  »Heartstopper« ist es etwas anderes. 

Von Alice Oseman habe ich vor sieben Jahren »Solitaire« gelesen, die Geschichte von Tori Spring, ihrem Leben als Teenagerin mit allen damit verbundenen Irrungen und Wirrungen plus seltsamen Vorkommnissen an ihrer Schule. Was »Solitaire« so besonders macht, ist die große Liebe, die Alice Oseman all ihren Charakteren zuteil werden lässt. Jede Person im Buch, egal ob Tori Spring, Michael Holden oder Nebencharaktere wie Charlie Spring, der Bruder von Tori, ist glaubwürdig und echt beschrieben. Und genau damit begeistert mich Alice Oseman auch bei »Heartstopper«.

Denn in »Heartstopper« wird nun Charlie zur Hauptperson. Charlie ist schwul und hat eine schwierige Zeit hinter sich. Als er Nick aus der Rugbymannschaft kennenlernt, wird aus Freundschaft langsam eine zarte Liebe. Und diese Liebe ist so süß, verworren, authentisch, kitschig, tollpatschig und schmerzend, dass ich mein Herz an Charlie und Nick verloren habe.

Alice Oseman lässt ihren Charakteren Zeit und Raum, gibt ihnen Tiefe (in den späteren Bänden spielen Charlies psychische Probleme eine größere Rolle und auch Nick kämpf häufig mit sich und seinem Coming-Out) und lässt sie auch einfach mal Jugendliche sein, die sich komisch benehmen. In »Heartstopper Volume I« werden die ersten zarten Bande zwischen Charlie und Nick geknüpft, drei weitere Bände sind auf Deutsch bereits angekündigt, Alice Oseman plant insgesamt fünf Bücher. Und die verrückteste Sache, über die ich mich wahnsinnig freue: Es wird eine Netflix-Serie geben. Der Starttermin ist derzeit leider noch nicht bekannt, doch die ersten Fotos erfreuen mich schon extrem.

Yes, I am in love. Die Zeichnungen von Alice Oseman gefallen mir persönlich sehr gut, wobei die neueren Episoden runder sind als die Panels in Volume I. Hier merkt man stark, dass sich Alices Zeichenstil weiterentwickelt hat. Die deutsche Übersetzung finde ich an manchen Stellen etwas holprig, der Untertitel »Boy trifft Boy« ist hier bereits ein sehr gutes Beispiel für die Makel, die ich sehe. Wobei mir das englische Original auch durch den Webcomic näher liegt. 

»Heartstopper« mag nicht ganz kitschfrei sein, doch die Lebendigkeit der Charaktere macht diese Graphic Novel einzigartig. 

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