Samstag, 21. März 2020

Vier (mal drei) Bücher für ... den Indiebookday 2020


Schon viel zu lange gab es keinen Beitrag mehr aus der Kategorie "Vier Bücher für ..." und nachdem der Indiebookday in diesem Jahr ohne Buchhandels-Tour auskommen muss, ist dies die perfekte Gelegenheit, um euch zu einer kleinen Tour durch eine ganz besondere Buchhandlung zu nehmen – jedenfalls im übertragenen Sinne. Erstens handelt es sich um keine richtige Buchhandlung, dafür aber um eine richtig tolle LEGO-Buchhandlung, und zweitens habe ich für die Buchauswahl hauptsächlich mein Regal der ungelesenen Bücher durchstöbert, um euch ein paar ältere Bücher aus unabhängigen Verlagen vorzustellen.

Denn darum geht es beim Indiebookday: Kleine, unabhängige Verlage unterstützen. Was genau bedeutet nun "klein" und "unabhängig"? Ich nehme mir dafür gern die Richtlinien der Kurt-Wolff-Stiftung zur Hand. Konzernunabhängig, ein Jahresumsatz von unter 5 Millionen Euro und ein regelmäßiges Programm und die Bücher müssen über eine ISBN verfügen – das sind nur einige der Kriterien.



In den vergangen Jahren habe ich den Indiebookday gerne für eine ausgiebige Stöberrunde durch Münchner Buchhandlungen genutzt. Das muss in diesem Jahr leider ausfallen, stattdessen haben Herr Gatsby und ich heute schon eine Bestellung in einem kleinen Buchladen per Mail abgesetzt und wahrscheinlich kommen die Bücher im Laufe der nächsten Woche an ("Der Wind in den Weiden" von Kenneth Grahame in der Ausgabe von Kein & Aber und "Dichterinnen & Denkerinnen" von Katharina Herrmann, erschienen im Reclam Verlag, der zwar nicht als Indie-Verlag zählt, aber ich wollte Katharina unterstützen).

Gegen die eigentlichen Regeln der "Vier Bücher für ..."-Kategorie folgen nun vier mal drei Bücher für den Indiebookday 2020 mit Titeln aus der Backlist, weil es sich lohnt, auch diese Schätze (wieder) zu entdecken. Und für mich ist das hoffentlich ein Ansporn, die vielen ungelesenen Indiebooks endlich mal zu lesen. Zeit dafür hab ich nun ja.
(In dem Zusammenhang verweise ich auch gerne auf den Beitrag zum Indiebookday 2018. Voll gut, dass Bücher nicht ablaufen können)


"Kochen mit Kafka" von Tom Gauld. Erschienen in der Edition Moderne. 2018.
Das Buch steht schon länger in unserem Graphic Novel-Regal, aber letztens habe ich daraus einen Comic-Strip bei Twitter entdeckt, der mich sehr erheitert hat, sodass ich das Buch doch endlich mal richtig lesen möchte. Nicht nur durchblättern. Um aus dem allerletzten Comic aus "Kochen mit Kafka" zu zitieren: "Weißt du noch, das lustige Buch?" "Ja. Haha."

"Heimliches Berlin" von Franz Hessel. Erschienen im Lilienfeld Verlag. 2017.
Die Zwanziger Jahre in Berlin. Ein Mann flaniert durch die Stadt. Und weil das ganz famos klingt und das Buch wahnsinnig schön gearbeitet ist (Stichwort Halbleinen!), wird das Buch wahrscheinlich nicht zurück ins Regal wandern, sondern direkt gelesen werden. Literarische Spaziergänge sind in Zeiten von #stayathome eh viel besser.

"Die Arglosen" von Francesca Segal. Erschienen bei Kein & Aber. 2013.
Um das Buch bin ich sehr lange herumgeschlichen, bis ich irgendwann dachte, dass ich es schon besitze. War aber gar nicht der Fall. Nun steht es aber im Regal, wurde aber traurigerweise immer noch nicht gelesen. Dabei klingt die Ausgangssituation mit einem Paar kurz vor der Hochzeit und den damit verbundenen Irrungen, Wirrungen und Zweifeln  sehr ansprechend. Hat jemand von euch schon "Die Arglosen" gelesen?

"Mein Jahr der Ruhe und Entspannung" von Ottessa Moshfegh. Erschienen bei Liebeskind. 2018.
Von der Autorin habe ich bereits "Eileen" gelesen, eine gute Lektüre für kalte Tage, die sich genauso eiskalt und still wie eine Winternacht anfühlt. Wie spannend nun ein Buch ist, in dem eine Frau schläft, wird sich zeigen. Aber Schlaf ist ja grundsätzlich erstmal zu befürworten.

"Du wolltest deine Sterne - Sylvia Plath und Ted Hughes" von Diane Middlebrook. Erschienen in der Edition fünf. 2013.
2017 habe ich dieses Buch beim Markt der unabhängigen Verlage im Literaturhaus München gekauft (zusammen mit einem famosen Jutebeutel mit einem Zitat von Sylvia Plath drauf). Seitdem warte ich auf den richtigen Moment für die Lektüre. Denn ich habe die Vermutung, dass ich nach dem Lesen, nein, schon beim Lesen, komplett in die Welt von Sylvia Plath versinken werde und dafür will Zeit und Muse eingeplant sein. An dieser Stelle kann ich "Die Glasglocke" von Sylvia Plath nur wärmstens empfehlen. Ein tieftrauriges literarisches Juwel.

"Das weiße Leintuch" von Antanas Škėma. Erschienen im Guggolz Verlag. 2017.
Seit drei Jahren steht dieses Buch ungelesen im Regal, obwohl ich es nach der Entdeckung auf der Leipziger Buchmesse doch direkt lesen wollte. Das wird dann hoffentlich bald nachgeholt. "Das weiße Leintuch" erzählt von einem litauischen Liftboy in New York und verspricht eine "dunkle Schönheit", von der ich gerne mehr erfahren möchte. 

"Das unendliche Buch" von Noëlle Revaz. Erschienen im Wallstein Verlag. 2017.
Ein Buch über die Buchbranche mit dem schönen Satz aus dem Klappentext: "Niemand kommt auf die Idee, ein Buch aufzuschlagen oder gar darin zu lesen." – Klingt herrlich böse. 

"Ich bin die, vor der mich meine Mutter gewarnt hat" von Demian Lienhard. Erschienen in der Frankfurter Verlagsanstalt. 2019.
Was für ein wunderschöner Buchtitel. Und ich mag es gar sehr, dass die Geschichte so herrlich selbstironisch und böse und anders klingt. Höchstwahrscheinlich ist "Ich bin die, vor der mich meine Mutter gewarnt hat" eines jener Bücher, bei denen ich mich nach dem Lesen ärgere, warum ich so lange mit dem Lesen gewartet habe. 

"Nordwasser" von Ian McGuire. Erschienen im mareverlag. 2018.
Meer ist gut. Immer. Wobei ich mir gerade etwas Sorgen mache, denn der Klappentext meint, das Buch wäre nichts für zarte Gemüter. Oh. Vielleicht doch eine Fehlentscheidung? Und doch locken mich die weiten des Eismeeres gar sehr. Wieder so ein Fall von literarische Reise und so. Die Arktis lässt sich eh am besten vom Sofa aus erkunden.

"Pixeltänzer" von Berit Glanz. Erschienen in der Büchergilde Gutenberg. 2019.
Digital trifft auf Geschichte - in der wohl schönsten Form. Jetzt wünsch ich mir eine „Pixeltänzer“-Tour zu allen Schauplätzen des Buchs. Und wieso lese ich das Buch erst jetzt? Warum hat mich niemand geschüttelt und gesagt "Marina, lies das mal, ich garantiere dir, das wird dein erstes Jahreshighlight 2020!". Denn das ist es. Schon lange hatte ich nicht mehr eine solche Sehnsucht zu einem Buch zurückzukehren. 

"Wie gut, dass wir darüber geredet haben" von Julia Bernhard. Erschienen im Avant-Verlag. 2019.
Ich bin immer noch große Liebhaberin der Zimmerpflanzen-Darstellung von Julia Bernhard. Und der Hund ist toll. Und die von ihr beschriebenen Situationen sind so herrlich absurd und doch alltäglich. Love it. Nachdem die Autorin beim letzten Winter-Mix im Literaturhaus München aus ihrem Buch gelesen hat, habe ich jetzt außerdem direkt immer ihre Stimme beim Lesen im Kopf. 

"Pjöngjang" von Guy Delisle. Erschienen bei Reprodukt. 2007.
Vor kurzem hatte Herr Gatsby von Guy Delisle "Aufzeichnungen aus Jerusalem" aus der Bibliothek ausgeliehen und nach einem kurzen Blick ins Buch saß ich plötzlich Stunden später da und habe es schwuppdiwupp fertig gelesen. Sehr feiner Zeichenstil, sehr interessante Geschichte. Dann ist mir eingefallen, dass ich vom selben Autor bereits "Geisel" gelesen und gemocht habe. Und dann ist mir eingefallen, dass ich Herrn Gatsby ein weiteres Buch des Autor geschenkt habe, nämlich "Pjöngjang". Ich trau mich aber gerade nicht, es aufzuschlagen, wer weiß, wie schnell ich dieses Mal im Buch-Sog bin. Obwohl. Das ist ja das letzte Buch in diesem Beitrag. Einen Blick kann ich riskieren ...

Und ihr so? Habt ihr eines der vorgestellten Bücher gelesen? Wie verbringt ihr den diesjährigen Indiebookday? Habt ihr noch weitere Empfehlungen für mich? 

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