Dienstag, 26. August 2014

Sommer in Brandenburg von Urs Faes

Um die Klammer vernünftig zu schließen, folgte ein weiteres Buch über Judenverfolgung im Dritten Reich. Dieses Mal aber ohne direkten KZ-Bezug, dafür habe ich etwas über jüdische Landwerke gelernt.


Denn in genau einem solchen lernen sich die beiden Protagonisten in Sommer in Brandenburg von Urs Faes kennen. In den Landwerken wurden jüdische Jugendliche auf die Ausreise nach Palästina (ich weiß leider nicht, ob das mit Palästina richtig ist, das steht im Klappentext, aber gab es 1938 schon Palästina? Oder Israel? Eigentlich doch nicht? Vielleicht ist auch eher die Region gemeint und nicht der konkrete Staat) vorbereitet. Sie lernten alles, was man wissen muss, um ein neues Leben in der Fremde zu beginnen. Tomaten anpflanzen. Bienen hegen und pflegen. Und wenn sie Glück hatten, durften sie Deutschland mit einer offiziellen Genehmigung verlassen und ausreisen.
Und in eines dieser Landwerke in Brandenburg kommt Lissy aus Wien. Und Ron aus Hamburg verliebt sich in sie. Träumt von der gemeinsamen Ausreise und dem Neuanfang in der Ferne. 

Das ist am Anfang zwar sehr nett, aber ich hatte das Gefühl, dass die ganzen Gefühle nur von Ron kommen, Lissy treibt da irgendwie nur  mit. Gut, vielleicht liegt das an der Perspektive, weil man immer nur Ron umkreist. 

Traurigerweise hält das junge Liebesglück nicht lange, weil Lissy eine Ausreisegenehmigung bekommt, Ron aber nicht. Ron muss in Deutschland bleiben, wo die Situation für Juden immer schlimmer wird. Das Landwerk wird dann auch geschlossen und die Jugendlichen müssen in ein anderes Landwerk umziehen. Ende. 

Ich hatte das Gefühl, dass das Landwerk eine Blase ist, die von den restlichen Ereignissen sehr abgeschottet ist. Zwar gibt es in Sichtweite des Landwerks einen Flugplatz mit Nazis, diese greifen das Landwerk auch manchmal an, aber sie werfen "nur" Steine ins Gewächshaus. Einmal werden Jugendliche mit polnischen Wurzeln mitgenommen. Der Schuster will die Schuhe nicht reparieren. Das war es dann aber auch schon. Nur durch Briefe der Eltern bekommt man weitere Anfeindungen und Sanktionen mit. 

Was mir sehr gut gefallen hat - der Autor unterbricht an vier Stellen die Geschichte und erzählt von seiner Recherche. Und das fand ich viel spannender als die eigentliche Geschichte. Es gibt nämlich Fotos von dem Landwerk und seinen Bewohnern und auch von Lissy und Ron. Urs Faes hat versucht, ihre Spuren nachzuverfolgen und dabei mit Menschen gesprochen, die zusammen mit Lissy und Ron in dem Landwerk lebten. 
Und in meinem Kopf sind die beiden Menschen auf dem Cover einfach Lissy und Ron. Weil ich das ganz besonders toll finden würde. 

Was tun, mit sich, mit der Haut, die sich nach Berührung sehnte?

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