Das Lesejahr 2024 hätte für meinen Geschmack etwas größer ausfallen können. 66 Bücher habe ich insgesamt gelesen (seit ein paar Wochen probiere ich neben der altmodischen Excel-Tabelle auch noch StoryGraph aus, um die gelesenen Bücher zu notieren und bin bisher ganz angetan) und ich weiß, dass Lesen kein Wettbewerb ist. Trotzdem hätten es gern noch zwei, drei, vier Bücher mehr sein können. Insbesondere wenn ich weiß, dass ich bei etwas weniger Handybildschirmzeit sicherlich die 70 Bücher geknackt hätte. Hätte, hätte, Fahrradkette, nächstes Jahr fängt die Zählung wieder bei null an und dann mal sehen wie weit ich komme.
Widmen wir uns lieber den Büchern, die mir 2024 besonders gut gefallen haben. Das waren nämlich einige. Um genau zu sein, muss ich an dieser Stelle auch die bisherige Regel der fünf Leseperlen für dieses Jahr erweitern (Meine liebsten Bücher 2023 finden sich hier). Als ich nämlich die Liste der gelesenen Bücher durchgegangen bin, hat sich ganz von allein eine Auswahl von zehn sehr guten Büchern gebildet und ich konnte diese Auswahl nicht halbieren. Deswegen hier nun also meine zehn Leseperlen 2024 – Bücher, die auf die ein oder andere Weise einen bleibenden Eindruck bei mir hinterlassen haben.
»Mitte des Lebens« von Barbara Bleisch.
Lebensratgeber lese ich nun wirklich nicht und da trifft es sich auch gut, dass Barbara Bleisch gar keinen geschrieben hat. »Mitte des Lebens« wirft stattdessen einen sehr klugen Blick auf genau diese Mitte, die einen viel größeren Zeitraum in unserem Leben einnimmt, als man vielleicht denken mag. Es geht nicht darum, ein 10-Punkte-Programm für ein besseres Leben zu erfüllen, sondern mehr darum, wie man selbst sein Leben füllen möchte.
»Weltalltage« von Paula Fürstenberg.
Mit Büchern über Freundschaften ist man bei mir immer richtig und Paula Fürstenberg verknüpft das in »Weltalltage« so wunderschön mit großen und kleinen Gesellschaftsfragen und das mit einem ganz vorzüglich humorvollen Stil. Und Listen. Ich liebe Listen!
»Matrix« von Lauren Groff. Aus dem Englischen von Stefanie Jacobs.
Ein »Late to the party«-Buch, bei dem ich es wirklich bereue, es nicht schon 2022 gelesen zu haben, weil ich es mir so gerne bei der Lesung von Lauren Groff signieren hätte lassen. »Matrix« bietet einen faszinierenden Blick in die eingeschworene Gemeinschaft von Nonnen im 12. Jahrhundert. Und weil mich das Thema dann nicht losgelassen hat, hab ich danach »Dieser Garten« von Mely Kiyak gelesen und war auch sehr angetan. Vielleicht werden Bücher über das Klosterleben 2025 ein Ding bei mir.
»Nach den Fähren« von Thea Mengeler.
Ich hab in den letzten Monaten so häufig an dieses Buch denken müssen, das ist schon leicht bedenklich (das Buch war auch der Auslöser für den Beitrag zu »Vier Bücher für ... Kammerspiele im Urlaub«). Aber Thea Mengeler macht hier einfach so viel richtig. Ein begrenztes Setting auf einer verlassenen Insel, Protagonist*innen, die nicht wissen wohin mit sich und das alles in einem so wunderbar passenden trägen Stil geschrieben. Lieb ich wirklich sehr.
»Prima Facie« von Suzie Miller. Aus dem Englischen von Katharina Martl.
Ich habe es bereits im Mai gesagt, dass dieses Buch sehr wahrscheinlich zu meinen Lese-Highlights 2024 gehören wird. Suzie Miller schafft es auf faszinierende Art, trockene Rechtsarbeit so mit Leben zu füllen, dass man mit einem Kloß im Hals durch die Seiten fliegt. Und ich kann an dieser Stelle nur nochmal die Inszenierung im Residenztheater mit Lea Ruckpaul in den höchsten Tönen loben. Eine großartige Leistung, diesen Stoff auf die Bühne zu bringen!
»Look What She Made Us Do« von Anne Sauer.
2024 ist meine Taylor Swift-era auf einem ganz neuen Level angekommen. Das Konzert in Hamburg im Juli war einfach magic, madness, heaven, sin. Genau dieses Gefühlschaos, das Taylor Swift auslösen kann, beschreibt Anne Sauer in »LWSMUD« auf ganz persönliche Art und gewährt dabei einen sehr intimen Blick in ihr eigenes (Fan-)Leben.
»Verdammt wütend« von Linn Strømsborg. Aus dem Norwegischen von Karoline Hippe.
Bereits 2021 war Linn Strømsborg mit »Nie, nie, nie« bei meinen Leseperlen vertreten. Und nachdem ich ihr neues Buch im Oktober gelesen habe, hatte ich schon angemerkt, dass mir »Nie, nie, nie« thematisch näher ist. Trotzdem gehört »Verdammt wütend« auf diese Liste, denn Linn Strømsborg drückt mit ihrem Stil genau die richtigen Knöpfe bei mir.
»Hohle Räume« von Nora Schramm.
Um mich selbst zu zitieren: Ich mag nicht, wie ich mich beim Lesen von »Hohle Räume« fühle, aber genau diese Art von Literatur mag ich am allerliebsten.
»Hohle Räume« ist keine angenehme Lektüre und genau deswegen so unfassbar wertvoll. Genau wie bei »Nach den Fähren« hab ich in den letzten Monaten häufig an dieses Buch zurückdenken müssen und das ist immer ein sehr gutes Zeichen.
»Die schönste Version« von Ruth-Maria Thomas.
Es ist mir ein Rätsel, wie es Ruth-Maria Thomas schafft, so schmerzhafte Themen wie toxische Beziehungen und häusliche Gewalt in einen so intensiven und dabei leichten Roman zu verwandeln, aber es ist ihr in der schönsten Version gelungen.
»Liebesmühe« von Christina Wessely.
Christina Wessely gelingt es in »Liebesmühe« Theorie und Praxis rund um Mutterschaft zu einem intimen Essay zu verbinden, bei dem man auf jeder Seite die Wissenschaftlerin und die Mutter spüren kann. Ein ganz eigenes Buch, dessen Lektüre ich sehr empfehlen kann.
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