Samstag, 1. Februar 2025

Lesezeit im Januar 2025

Die 143 Tage des Januars sind endlich vorbei und ich weiß gar nicht, wie die Zeit gleichzeitig so langsam und so schnell vergehen konnte. Die Welt ist ein lautes »Uff!«, das in meinem Kopf widerhallt und zu viel Platz einnimmt. Die Gleichzeitigkeit von Schwarz (vor der CSU-Parteizentrale demonstrieren gehen, weil das ein Scheißverein ist) und Weiß (ein fantastisches Konzert mit Jan Böhmermann, eine buchige Moderation und ein toller Theaterbesuch, guckt euch »Die Wildente« im Cuvilliéstheater an!) war diesen Monat besonders präsent. 

Und dann waren da noch die Bücher und auch hier kommt die Gleichzeitigkeit zum tragen. Ich habe viel gelesen, aber davon erscheint vieles erst demnächst, weswegen ich es hier noch nicht zeigen möchte. Außerdem bin ich wieder in in die Fänge der Drachen geraten und habe mir direkt zum Erscheinen »Onyx Storm« gekauft, bin aber erst auf Seite 255. Deswegen steht nun nur ein einziges gelesenes Buch auf der Januar-Liste. Dafür ist es ein sehr gutes Buch, mit dem ich sehr gut in das neue Jahr starten konnte. 

»Umlaufbahnen« von Samantha Harvey. Aus dem Englischen von Julia Wolf. (Rezensionsexemplar, herzlichen Dank an dtv!)
An Bord einer Raumstation lebten einmal vier Astronaut:innen und zwei Kosmonauten. An einem Tag umrunden sie die Erde in sechzehn Umlaufbahnen. Sie sind dafür ausgebildet wissenschaftliche Untersuchungen an Bord vorzunehmen. Und sie beobachten. Die Erde. Aus den unterschiedlichsten Blickwinkeln. Mit Kameras und Objektiven. Und ihren Augen und Gedanken. Mehr passiert in »Umlaufbahnen« nicht. Es gibt keine Gefahr, die aus dem Weltall auf die Erde zusteuert. Keine großen emotionalen Dramen, kein Verschwörung, nur Schweben. Und das tut so unfassbar gut bei der Lektüre. Sechzehn Mal Sonnenaufgang. Sechzehn Mal Sonnenuntergang. Dazwischen die Erde. 

»Und kein einfacher Stein könnte so etwas Komplexes wie Pilze oder Gehirne hervorbringen.« (Seite 48)

Die sechs Menschen in der Raumstation mögen zwar weit weg von zu Hause sein, doch ihre Gedanken kreisen die meiste Zeit genau darum. Was macht der Mann alleine in Irland? Wer organisiert die Beerdigung der Mutter? Wie geht es der philippinischen Familie, die vor einem Taifun fliehen muss? Egal, wie ungewöhnlich die Situation im Weltall sein mag, die Sorgen und Nöte, aber auch die Hoffnungen und Glücksmomente bleiben gleich. Und das ist irgendwie beruhigend.

Samantha Harvey gelingt es, das ruhige Schweben der Raumstation auf ihrer Umlaufbahn mit Leben zu füllen und sich dabei auf das zu konzentrieren, was wichtig ist: Staunen. Staunen über die Welt und wie nichtig und klein wir darin sind. Bei der Lektüre wird dieses laute »Uff« von draußen ein wenig stiller.

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