Dienstag, 5. August 2025

Lesezeit im Juli 2025

Wenn ich den Stapel der gelesenen Bücher im Juli so ansehe, wundere ich mich ein wenig – ich habe das Gefühl, im letzten Monat gar nichts gelesen, sondern stattdessen nur im Bett gelegen und mich über den Dauerregen geärgert zu haben. Es kann aber auch sein, dass hier meine Wahrnehmung sehr durch die letzten Tage getrübt ist, nachdem ich das ganze Wochenende krank war und mein Kopf keine Kapazitäten für Bücher hatte. Ich hoffe, das wiederholt sich im August nicht, schließlich warten noch einige Bücher, die ich fürs Dicke-Bücher-Camp lesen möchte.

Also schließe ich hiermit schnell das Juli-Kapitel und blättere vorfreudig in den August hinein. Gelesen habe ich diese fünf Bücher:

»Halbinsel« von Kristine Bilkau.
Mit knapp 220 Seiten habe ich die Gewinnerin des Preis der Leipziger Buchmesse 2025 kurz zwischen die dicken Bücher geschoben, nachdem ich mir vorgenommen habe, mich dieses Jahr beim Dicke-Bücher-Camp nicht allzu sehr zu stressen. Hat auch ganz wunderbar geklappt, denn mir hat die Geschichte rund um eine Mutter-Tochter-Beziehung an der Nordseeküste gut gefallen. Insbesondere die Perspektivwahl, die sich komplett auf die Mutter konzentriert, wodurch die Tochter einem immer entgleitet, halte ich für sehr gelungen. Eine schöne Sommerlektüre mit Anspruch.

»Schattengrünes Tal« von Kristina Hauff.
Statt Küstenlandschaften gibt es im neuen Roman von Kristina Hauff dunkle Tannenwälder im Schwarzwald. Dort leben die Protagonist:innen von »Schattengrünes Tal« ein beschauliches Leben – jedenfalls wirkt es von außen so. Bis eine unbekannte Frau auftaucht und sich nicht nur im familiengeführten Hotel »Zum alten Forsthaus« häuslich niederlässt, sondern auch immer mehr in das Leben von Lisa, der Tochter des Hotelbesitzers einmischt. Wie schon in »In blaukalter Tiefe« gefällt mir auch hier die subtile Spannung, die sich im Alltag breit macht und durch die wechselnden Perspektiven noch verstärkt wird.  

»Nichts wächst im Mondschein« von Torborg Nedreaas. Aus dem Norwegischen von Gabriele Haefs.
Die letzte Buchclub-Lektüre konnte mich leider nicht überzeugen, dabei standen alle Zeichen für eine gute Lektüre. »Nichts wächst im Mondschein« erzählt die Geschichte einer Frau, die einem wildfremden Mann nach einer zufälligen Begegnung am Bahnhof ihre Lebensgeschichte erzählt. Aufgewachsen in einem kleinen norwegischen Küstendorf, scheitert sie an den gesellschaftlichen Zwängen der Gemeinschaft, nachdem sie sich in einer toxischen Beziehung mit ihrem Lehrer verstrickt. Es geht um vermeintliche Liebe, soziale Klasse, Konventionen, Abtreibung und den Wunsch, alles hinter sich zu lassen. Ein »Kultklassiker aus dem Jahre 1947« (Klappentext), der mich leider durch die eintönige Rahmenhandlung nicht überzeugen konnte. Ich versteh nicht, warum die Erzählung der Frau immer wieder durch kurze Einschübe aus der Erzählsituation unterbrochen werden muss (teilweise nur, um neuen Wein einzuschenken). Mit der Kritik steh ich aber alleine da, dem Rest des Buchclubs hat dieser naturalistische Blick auf die norwegische Gesellschaft gut gefallen. Ich würde stattdessen eher »Die Leute vom Hellemyr« von Amalie Skram (übersetzt von Christel Hildebrandt, Gabriele Haefs und Nora Pröfrock) empfehlen.

»Im Leben nebenan« von Anne Sauer.
Toni wacht auf und ist nicht mehr Toni, sondern Antonia, frischgebackene Mutter, verheiratet mit ihrem Jugendfreund und wohnhaft in ihrem Heimatörtchen. Weg ist das Großstadtleben, die Beziehung mit dem oft abwesenden Partner. Stattdessen ist da ein Kind, aber hatte sie nicht gerade die Nachwuchsfrage anders gelöst? Was macht sie hier? Was ... wäre wenn? Anne Sauer spielt mit dieser Frage feinfühlig und mit viel Liebe für ihre Protagonistin oder eben für ihre beiden Protagonistinnen Toni und Antonia. Welches Leben das richtige ist, welches das nur gedachte, ist dabei zweierlei. Stattdessen öffnet Anne Sauer den Raum für große und kleine Weggabelungen, die das Leben entscheiden. Am Ende des Romans saß ich weinend auf der Couch und wollte für beide – Toni und Antonia – ein gutes Ende. Egal, wie das jeweils aussehen mag. 

»Der Kaiser der Freude« von Ocean Vuong. Aus dem Englischen von Anne-Kristin Mittag und Nikolaus Stingl.
Ocean Vuong hat eine Gabe für gefühlvolle Sprachbilder und gerade am Anfang von »Der Kaiser der Freude« konnte er mich damit sehr begeistern. Leider wurden es mir insgesamt dann zu viele verschiedene Baustellen, die Vuong für seinen Protagonisten Hai aufmacht, ich hätte mich auch nur mit den Erzählungen rund um das Diner, in dem er arbeitet, zufrieden gegeben. 

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